Gemischtes

Wie Digitalisierung die Autowelt verändern wird

Heute kaum vorstellbar: Das Auto als „vernetztes Endgerät“. Aus Benzin wird die neue Software. Die Zukunft lautet: „Connected Cars“. Heimische Autohersteller werden sich neu orientieren.
22.06.2017 07:04
Lesezeit: 2 min

Die Autoindustrie befindet sich in einem fundamentalen Transformationsprozess, heißt es immer wieder. Der Trend gehe in die Richtung von teilautomatisiertem zum autonom fahrenden Auto und zu „Connected Cars“.

„Bis 2020 wird sich der der Markt für autonomes Fahren auf 35,7 Milliarden Euro in etwa verfünffachen. Mobilität bedeutet zunehmend autonomes bzw. (teil-) automatisiertes Fahren, Fahrunterstützung im Stop&Go-Verkehr, intelligente Just-in-Time-Stauumleitungen und eine Integration des vernetzten Autos mit der vernetzten Stadt, um intermodale Mobilitätsdienstleistungen anbieten zu können“, heißt es in einem Diskussionspapier des Bundesverbands Digitale Wirtschaft.

Davon scheinen wir noch ein gutes Stück weit entfernt. Nach einer unlängst veröffentlichten Studie der Deutschen Bank dürften von Computern gesteuerte Wagen den kontinuierlich wachsenden Markt nicht vor dem Jahr 2040 durchdrungen haben. Damit ist die letzte Stufe der Automatisierung und Digitalisierung gemeint, nämlich das autonome Fahren, also ein Fahren ohne Lenkrad und ohne Fahrer. Doch schon in der Einschätzung der Durchsetzung von Mobil-Telefonen haben sich Experten in den 80er Jahren gewaltig geirrt.

Die Autoindustrie hat sich auf ein fünfstufiges System geeinigt, mit dem man verschiedene Stufen des autonomen Fahrens definieren kann. Bei Level 3 übernehmen die Systeme die Fahrt schon fast komplett, inklusive Überholmanöver und Ausweichen. Voll digitalisierte, also komplett fahrerlose Autos wären dann Level 5.

Inzwischen heißt das neue Zauberwort „Connected Cars“. Das Auto wird zum vernetzten Endgerät. „Branchenexperten gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 jedes neue Automobil, das die Fertigung verlässt, mit dem Internet verbunden sein wird“, berichtet der Bundesverband Digitale Wirtschaft. Hier schließt sich die Frage an: wem gehören später einmal die Daten dieser „Connected Cars“? Den Fahrern, der Stadt, dem Land oder sogar Drittanbietern.

Die Entwicklung wird dennoch kontinuierlich voranschreiten. Der Technikkonzern Bosch will für teilautomatisierte Autos künftig das „Gehirn“ liefern. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll ein Fahrzeugcomputer für das noch in der Zukunft liegende, vollständige autonome Fahren den Wagen selbst durch komplexe Verkehrssituationen leiten. Doch Fragen bleiben. Bis heute ist es beispielsweise für „teilautonome“ Fahrzeuge noch nicht einmal möglich, Verkehrsschilder zuverlässig zu erkennen.

Gibt es alsbald das „Smartphone auf Rädern“? Wird die Software das neue Benzin? Nicht ganz. Neben der Software brauchen wir „intelligente mechanische Systeme, um Visionen zukünftiger Mobilität umzusetzen“, betonte Vorstandschef Stefan Sommer des Autozulieferers ZF in Friedrichshafen. Sowohl das Technologie-Unternehmen Bosch als auch ZF Friedrichshafen und Volkswagen schließen sich im Softwarebereich mit der Chiphersteller-Branche durch Beteiligungen und Kooperation zusammen.

Wann auch immer teilautomatisierte oder vollautomatisch fahrende Autos in unserem Straßenbild erscheinen – kürzlich berichtete die Nachrichtenagentur Reuters: „Der vor einem Jahr in den USA tödlich verunglückte Fahrer eines selbstfahrenden Tesla-Elektroautos hat Ermittlungen der US-Regierung zufolge wiederholt Warnungen des Autopiloten missachtet. Der Mann hatte trotz mehrfacher Aufforderung des eingeschalteten Fahrassistenten über einen längeren Zeitraum nicht die Hände am Lenkrad“. Der Tesla-Fahrer habe zur Zeit des Unfalls einen Film geschaut.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...