Politik

Finanzinvestoren nehmen zweiten Anlauf zu Stada-Übernahme

Lesezeit: 2 min
10.07.2017 15:17
Die Finanzinvestoren Bain und Cinven wollen Stada in einem zweiten Anlauf übernehmen.
Finanzinvestoren nehmen zweiten Anlauf zu Stada-Übernahme

Die Finanzinvestoren Bain und Cinven wagen laut Reuters einen zweiten Versuch zur Übernahme von Stada und wollen dieses Mal auf Nummer sicher gehen. Den Aktionären des Arzneimittelherstellers werden nun 66,25 Euro je Aktie geboten - 25 Cent mehr als zuvor, wie Stada am Montag mitteilte. Vor allem aber senkten die Beteiligungsfirmen die Mindestannahmeschwelle auf 63 von 67,5 Prozent. Die Aktionäre haben noch einmal vier Wochen Zeit, sich zu entscheiden. Rund 20 Prozent von ihnen haben Bain und Cinven schon auf ihre Seite gezogen und von ihnen feste Zusagen zum Verkauf ihrer Anteile erhalten. Zahlreiche Aktionäre hätten bei ihnen den Wunsch nach einem neuen Angebot geäußert, erklärten die Investoren. Dem neu zusammengesetzten Vorstand und dem Aufsichtsrat von Stada reichen die Änderungen aus, um der Offerte zuzustimmen: Das Angebot sei "in wesentlichen Aspekten verbessert" worden, urteilte die Firma.

Auch die Finanzaufsicht BaFin gab grünes Licht für den neuen Vorstoß und befreite Bain und Cinven von der einjährigen Wartefrist, die sie nach dem Scheitern ihrer ersten, 5,3 Milliarden Euro schweren Offerte eigentlich einhalten müssten. "Die Verbesserungen in Form von finanzieller Gegenleistung und Zusagen für unsere Mitarbeiter, unsere Standorte und unsere Unternehmensstrategie zeigen uns, dass Bain Capital und Cinven großes Interesse haben, Stada mit uns gemeinsam weiterzuentwickeln", sagte der neue Stada-Chef Engelbert Tjeenk Willink, der Anfang vergangener Woche den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Matthias Wiedenfels an der Unternehmensspitze gefolgt war.

Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft hatten am Dienstag ihren Hut nehmen müssen. Ihre Nachfolger, der ehemalige Boehringer-Ingelheim-Manager Willink und Bernhard Düttmann als Finanzchef, werden aber womöglich nicht lange an Bord bleiben, denn sie haben nur Verträge bis Jahresende. Häufig bringen Finanzinvestoren nach dem Kauf eines Unternehmens ihre eigenen Manager mit. Der erneute Vorstoß der Finanzinvestoren war eigentlich schon etwas früher erwartet worden, der plötzliche Wechsel an der Spitze von Stada verzögerte ihn aber.

Beim ersten Anlauf von Bain und Cinven hatten lediglich 65,5 Prozent der Stada-Aktionäre das Angebot angenommen - zwei Prozent weniger, als die Investoren zur Bedingung gemacht hatten. Dabei hatten Bain und Cinven die Annahmeschwelle von ursprünglich 75 Prozent bereits herabgesetzt. Einige Hedgefonds hatten sich aber verspekuliert und den ersten Anlauf damit scheitern lassen. Unter den Stada-Aktionären steigt nun die Zuversicht, dass es dieses Mal zur Übernahme kommt: Die Aktien stiegen zu Wochenbeginn um 1,6 Prozent auf 65,54 Euro und waren damit so teuer wie zuletzt Anfang Juni.

Für Unsicherheit sorgt noch der Investor Elliott, der laut Insidern bei Stada eingestiegen ist. Der aktivistische Fonds macht sich das deutsche Aktienrecht zunutze - um bei einer Übernahme mehr Geld für sich herauszuholen. Er hat bisher offengelassen, wem er sein Aktienpaket andienen würde: Bain und Cinven oder einem anderen Interessenten, der ihm mehr bieten würde. Den Finanzinvestoren Advent und Permira, die Bain und Cinven im Bieterrennen unterlegen waren, wird weiter Interesse an Stada nachgesagt.

Elliott hatte schon bei einer Übernahme eine Rolle gespielt, die als Vorbild für den neuen Anlauf bei Stada gilt: Der US-Konzern McKesson war beim Pharmahändler Celesio zunächst am Widerstand von Elliott gescheitert, der Investor ließ sich sein Aktienpaket aber im Nachhinein vom Großaktionär Haniel abkaufen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...