Der zweitgrößte deutsche Küchenhersteller Alno ist pleite. Das Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern, das seit Jahren als Sanierungsfall gilt, will beim Amtsgericht Hechingen Insolvenz anmelden, wie es am Dienstagabend im südbadischen Pfullendorf mitteilte. Alno und die westfälische Tochter Gustav Wellmann seien zahlungsunfähig, nachdem die Verhandlungen mit potenziellen Investoren und Gläubigern gescheitert seien. Das Unternehmen plane eine Insolvenz in Eigenverwaltung, also unter der Regie des neuen Vorstandschefs Christian Brenner, der Ende Mai Max Müller abgelöst hatte. Darüber muss allerdings noch das Gericht entscheiden.
Brenner gilt als Vertreter des Großaktionärs Tahoe Investors, hinter dem die bosnische Unternehmerfamilie Hastor steht. Tahoe hält direkt und indirekt 43,1 Prozent an Alno und hat die Mehrheit im Aufsichtsrat. Die Hastors hatten zuletzt beim Autozulieferer Grammer für Aufsehen gesorgt, wo sie unter anderem den Vorstandschef stürzen wollten, auf der Hauptversammlung aber unterlagen. Über ihren eigenen Zulieferer Prevent waren sie durch eine Auseinandersetzung mit Volkswagen bekannt geworden, die bei dem Autobauer zeitweise die Produktion lahmlegte.
Die hochverschuldete Alno AG hatte den Jahresabschluss für das Jahr 2016 bereits mehrfach verschoben, was Experten als Alarmzeichen werteten. Anfang des Jahres war der Abbau von 350 der knapp 2100 Stellen beschlossen worden, was die Firma 2017 operativ in die Gewinnzone führen sollte. Im ersten Halbjahr 2016 erwirtschaftete Alno bei 243,4 Millionen Euro Umsatz einen Nettoverlust von 27,7 Millionen Euro. Seit dem Börsengang 1995 hat Alno in den meisten Jahren rote Zahlen geschrieben.