Politik

Das Geld wird knapp: Söldner in Syrien kämpfen gegeneinander

In Syrien ist nach dem Ende der Finanzierung durch die CIA ein Kampf zwischen verschiedenen Söldnergruppen ausgebrochen.
22.07.2017 23:05
Lesezeit: 2 min

In der nordwestlichen syrischen Provinz Idlib sind am Donnerstag schwere Kämpfe zwischen dem syrischen Ableger von Al-Qaida, Hayat Tahrir al-Scham (HTS), und der Islamisten-Miliz Ahrar al-Scham ausgebrochen, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. HTS nannte sich zuvor Al-Nusra-Front. Die Kämpfe sollen sich in der Nähe des türkisch-syrischen Grenzübergangs Cilvegözü abspielen. Die HTS-Kämpfer sollen vor allem in Richtung der Bab al-Hawa-Überquerung vorangekommen sein. Dort befindet sich ein wichtiger türkischer Versorgungsweg für pro-türkische Milizen der Freien Syrischen Armee (FSA). Bisher sind 65 Menschen – darunter 15 Zivilisten – ums Leben gekommen, berichtet The Middle East Eye.

Die politische Ausrichtung der HTS ist bemerkenswert. Während in der Vergangenheit diverse Söldner-Truppen keinerlei Probleme mit der Türkei gehabt hatten, richtet sich HTS explizit gegen die Türkei und Russland. So protestierte HTS Ende Juni 2017 gegen eine geplante türkisch-russische Militärintervention auf die Stadt Afrin, die aktuell von den Kurden-Milizen der PYD kontrolliert wird. Ihr geht es darum, die Einflusszone der Türken im Norden des Landes einzunehmen. Bisher hat die HTS keinerlei Offensiven gegen die von den USA kontrollierten Kurden-Milizen ausgeführt.

Das türkische Nachrichtenmagazin Haberler.com führt in einer Analyse aus, dass es drei Gründe für die aktuellen Gefechte zwischen HTS und Ahrar al-Scham gebe. Erstens wollen die rivalisierenden Söldner-Truppen die Kontrolle über die Provinz Idlib erlangen. Zweitens spielen die Friedensgespräche in Astana eine entscheidende Rolle, da es unter den Söldner-Gruppen scharfe Gegner und auch Unterstützer der Gespräche gebe. Drittens wurden die finanziellen und materiellen Hilfen des US-Geheimdienstes CIA durch Präsident Donald Trump eingestellt, was dazu führt, dass die Söldner nun um die verbleibenden finanziellen und materiellen Ressourcen kämpfen. Die HTS bekämpft offenbar sowohl die FSA als auch Ahrar al-Scham.

Beobachter sprechen davon, dass HTS der Gruppe Ahrar al-Scham weitaus überlegen ist. Innerhalb von zwei Monaten habe HTS enorme Geländegewinne im Nordwesten Syriens erzielt. Wenn Ahrar al-Scham nicht alsbald von den Söldner-Truppen der FSA unterstützt wird, werde sie untergehen. Der Verlauf der Kämpfe zeige, dass HTS seine Offensive sehr gut geplant habe. Ausschlaggebend sei nicht nur die Kampfstärke von HTS, sondern auch die Führung, die aus Veteranen aus den Kriegen in Afghanistan und dem Irak bestehe, schreibt Haberler.com.

Reuters zitiert anonyme "Rebellenvertreter", die sich über das Ende des CIA-Programms irritiert zeigten. Die bisher von der CIA unterstützten "Aufständischen" wurden laut Reuters von Berichten über ein Ende der Hilfen überrascht: Ihnen sei eine solche Entscheidung noch nicht offiziell mitgeteilt worden, hieß es.

US-Regierungsvertreter hatten zuvor gegenüber Reuters den Bericht der Washington Post bestätigt, nach dem die CIA-Waffenlieferungen gestoppt werden. Ein "Rebellenvertreter" sagte der Nachrichtenagentur, es hänge nun viel davon ab, ob die im Syrien-Konflikt mit den US-verbündeten Länder Jordanien, Saudi-Arabien, Katar und die Türkei weiter den Aufständischen unterstützten.

Die syrische Luftwaffe hat am Samstag östlich der Stadt Rakka Luftangriffe auf Stellungen der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) geflogen. Die Angriffe hätten in der Nähe der Gebiete stattgefunden, in denen auch die von den USA unterstützten Söldner operierten, meldete das syrische Staatsfernsehen unter Berufung auf Armeekreise. Attackiert worden seien Ziele in der Stadt Maadan und dem Dorf Bir al-Sabchawi. Mehrere Stützpunkte und Fahrzeuge des IS seien zerstört worden. Die von den USA unterstützte Kurden-Miliz SDF hat im vergangenen Monat mit der Offensive auf die IS-Hochburg Rakka begonnen. Die SDF hatte Syrien im Juni vorgeworfen, ihre Stellungen angegriffen zu haben.

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