Finanzen

Umfrage: Kreditvergabe an kleine Unternehmen stockt

Insgesamt kommen deutsche Unternehmen leicht an Kredite. Kleine Firmen jedoch beklagen hohe regulatorische Hürden.
07.08.2017 10:08
Lesezeit: 2 min

Die Unternehmen in Deutschland kommen im Moment besonders leicht an Investitionskredite oder andere Finanzierungen. Das geht aus einer Analyse des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor, in die aktuelle Einschätzungen von rund 20.000 Betrieben eingeflossen sind, berichtet die dpa.

Danach bewerten deutlich mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Unternehmen ihre Finanzierungsbedingungen als gut, während nur noch 11 Prozent fehlende oder schwierige Kreditvergaben als Risiko für ihr Geschäft betrachten. Hier mangelte es besonders häufig an den notwendigen Sicherheiten.

Fast nur für Großunternehmen seien Schuldschein- und Unternehmensanleihen eine echte Finanzierungsalternative. Ein knappes Drittel aller Unternehmen sei der Umfrage zufolge überhaupt nicht auf Fremdkapital angewiesen und könne seine Investitionen aus eigener Kraft stemmen.

Die größten Probleme bei der Finanzierung haben erwartungsgemäß kleine Unternehmen, heißt es. Sie seien in aller Regel auf Kredite ihrer Hausbanken angewiesen. DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier spricht in diesem Zusammenhang dafür aus, die Intensität der Aufsicht und Regulierung bei den kleineren Instituten nicht zu übertreiben. Die Prüfungen müssten sich an den von den Instituten eingegangenen Risiken orientieren.

In der Eurozone steigt der Umfang der vergebenen Kredite weiter, verlangsamte aber sein Wachstum.. Trotz der expansiven Geldpolitik der EZB hatten sich die Banken im Euro-Raum im Juni nicht mehr ganz so kreditfreudig gezeigt wie zuletzt. Sie vergaben an Firmen nur 2,1 Prozent mehr Darlehen als vor Jahresfrist. Im Mai lag der Zuwachs mit 2,5 Prozent noch höher. An Privathaushalte reichten die Banken im Juni 2,6 Prozent mehr Kredite aus als vor einem Jahr. „Das Kreditwachstum hinkt der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt weiter hinterher“, sagte der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner.

Auch wenn sich dadurch viele Investitionsprojekte verzögerten, habe die Zurückhaltung der Institute ihre positive Seite: „Denn Sorgen über die Entstehung einer Kreditblase brauchen wir uns im Moment nicht zu machen“, so Zeuner. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält schon seit längerem ihre Geldschleusen weit offen und sorgt mit einem Leitzins auf Rekordtief von 0,0 Prozent für günstige Finanzierungsbedingungen. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen, um Geldhäuser zur stärkeren Kreditvergabe anzuregen.

Aktuell erwerben die EZB und die nationalen Euro-Notenbanken Wertpapiere im monatlichen Umfang von 60 Milliarden Euro. Zuletzt hatte die EZB aber einen ersten Mini-Schritt in Richtung einer weniger lockeren Geldpolitik gewagt und will nun im Herbst über die Zukunft ihres Anleihen-Kaufprogramms beraten.

Auch wenn das Kreditwachstum im Juni etwas verhaltener ausgefallen ist, dürfte die EZB die geplante schrittweise Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik wohl nicht überdenken: Denn die Unternehmen kamen einer Umfrage unter Geschäftsbanken zufolge im zweiten Quartal leichter an Darlehen. Für das laufende dritte Quartal rechnen die Geldhäuser hier mit einer weiteren Lockerung der Bedingungen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Weil Eltern keine Superhelden sein müssen!

Familien haben ihren ganz speziellen Vorsorgebedarf, der mit den Kindern wächst und sich verändert. Unterstützen Sie Familien bei der...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Gas-Skandal in der EU: Andere EU-Länder kaufen immer mehr billiges Gas aus Russland!
27.03.2025

Die EU-Mitgliedstaaten sollen bis 2027 auf günstige Energie aus Russland verzichten. Zuletzt stiegen die Gasimporte aber. Vor allem drei...

DWN
Panorama
Panorama Bluttat in Amsterdam: Messerattacke mit mehreren Verletzten in den Niederlanden
27.03.2025

Messerattacke in Amsterdam! Am Donnerstagnachmittag wurden in der niederländischen Metropole mehrere Menschen niedergestochen....

DWN
Politik
Politik CDU Austritte: Revolte gegen Merz – Immer mehr CDU-Mitglieder geben ihr Parteibuch ab
27.03.2025

CDU-Austrittswelle im ostdeutschen Kühlungsborn geht weiter: Der lokale Stadtverband der CDU im Landkreis Rostock ist aus der Partei...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Neun Aufwendungen, die fast jeder von der Steuer absetzen kann
27.03.2025

Wer weiß, welche Kosten absetzbar sind, kann bares Geld vom Finanzamt zurückbekommen. Ob Kinderbetreuung, Handwerkerkosten oder...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliardenverlust Deutsche Bahn: Staatkonzern erneut unrentabel - Bahnchef auf Abruf?
27.03.2025

Der Staatskonzern (DB) hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8...

DWN
Technologie
Technologie Nordkorea rüstet auf: Machthaber Kim stellt neueste Militärtechnologie vor
27.03.2025

Neben einem Flugzeug, das als luftgestütztes Frühwarnsystem dienen soll, hat das nordkoreanische Militär auch eine neue Kamikaze-Drohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittagspause in Deutschland: Was Beschäftigte dürfen und was nicht
27.03.2025

Die Mittagspause in Deutschland ist mehr als nur eine Unterbrechung der Arbeitszeit – sie ist gesetzlich geregelt und dient der...

DWN
Politik
Politik Macron fordert von Russland bedingungslose Waffenruhe – Ukraine-Unterstützer beraten in Paris
27.03.2025

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Russland zu einer bedingungslosen Waffenruhe aufgefordert. Sein Appell für...