Finanzen

Indonesien will russische Kampfjets in Naturalien bezahlen

Russland und Indonesien stehen kurz vor Abschluss eines Tauschgeschäfts, welches den US-Dollar ausklammert. Der Vorgang könnte Schule machen, weil sich Russland aus dem US-Zahlungssystem verabschieden will.
08.08.2017 17:13
Lesezeit: 1 min

Indonesien will elf russische Sukhoi-Kampfjets mit Naturalien wie Palmöl, Kaffee und Tee bezahlen. Eine entsprechende Absichtserklärung sei vergangene Woche in Moskau unterzeichnet worden, sagte ein Sprecher des indonesischen Handelsministeriums am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Die Idee, dass Indonesien die Flugzeuge mit Rohstoffen bezahlt beziehungsweise eintauscht, sei bereits vergangenes Jahr aufgekommen.

Indonesien könne mit diesem Geschäft von den Sanktionen des Westens gegen Russland profitieren, sagte der indonesische Handelsminister Enggartiasto Lukita vergangene Woche bei seinem Besuch in Moskau. „Das ist eine Gelegenheit, die wir ergreifen sollten.“ Denn aufgrund der Handelsbeschränkungen dürften russische Unternehmen verstärkt versuchen, ihre Produkte in anderen Teilen der Welt abzusetzen.

Das Geschäft sollen der russische Staatskonzern Rostec, Hersteller der Kampfjets, und das indonesische Unternehmen PT Perusahaan Perdagangan abschließen. Es könne der Türöffner für weitere Abkommen sein, sagte Minister Lukita.

Als Reaktion auf die jüngsten US-Sanktionen will Russland seine Abhängigkeit von US-Zahlungssystemen und dem Dollar als internationale Abrechnungswährung zurückfahren. Derartige Maßnahmen seien "zu einer dringenden Notwendigkeit geworden", sagte der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow am Montag der Nachrichtenagentur Ria. Natürlich setze Russland auch weiter auf Importsubstitutionen. Nach Verhängung internationaler Sanktionen 2014 versucht Russland, Einfuhren vermehrt durch selbst produzierte Erzeugnisse zu ersetzen.

„Dieser Tauschhandel unter Aufsicht der beiden Regierungen wird hoffentlich bald abgewickelt werden. Dann werden elf Sukhoi Su 35-Kampfflugzeuge gegen eine Reihe indonesischer Export-Naturalien wie Kaffee, Tee, Palmöl, Erdöl und strategische Verteidigungswaffen eingetauscht“, wird Indonesiens Handelsminister vom englischsprachigen Dienst von Reuters zitiert. Einzelheiten wie Kaufsumme oder Zeitplan waren zunächst noch unklar. Am Dienstag wurde der russische Außenminister Sergej Lawrow in Indonesien erwartet.

Der Deal zwischen Indonesien und Russland kann als Versuch gesehen werden, die Weltleitwährung US-Dollar zu umgehen. Das Modell könnte in Zukunft Schule machen.

Auch Indonesien hat ökonomische Vorteile von dem Geschäft. Das Land ist der weltgrößte Produzent von Palmöl und versucht derzeit, den Nachfragerückgang in Europa auszugleichen. Palmöl wird in einer Reihe von Nahrungsmitteln, Kosmetika und Bio-Kraftstoffen verwendet. Kritiker weisen darauf hin, dass für die Anlegung von Palmenplantagen jedes Jahr große Flächen ursprünglichen Regenwaldes in Indonesien gerodet werden.

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