Finanzen

Analysten erwarten Abkühlung der deutschen Wirtschaft

Einer aktuellen Umfrage zufolge wird sich die deutsche Volkswirtschaft in den kommenden Monaten abkühlen.
22.08.2017 17:27
Lesezeit: 2 min

Die Konjunkturerwartungen der Finanzmarktexperten für Deutschland haben sich stark eingetrübt, berichtet AFP. Der Index des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im August um 7,5 Punkte auf nur noch zehn Punkte, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Der langfristige Durchschnitt von 23,8 Punkten werde damit erneut deutlich unterschritten. Das Vertrauen der Investoren in die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland hatte sich in den vergangenen beiden Monaten bereits abgeschwächt. Zuletzt wurde bekannt, dass deutsche Unternehmen ihre Produktion im Juni deutlich zurückgefahren hatten.

„Der sehr deutliche Rückgang der Konjunkturerwartungen spiegelt die Nervosität über den weiteren Verlauf des Wachstums in Deutschland wider“, erklärte ZEW-Präsident Achim Wambach. „Vor allem das schwächer als erwartete Exportwachstum sowie die sich ausweitende Affäre in der Automobilbranche tragen dazu bei.“

An der Umfrage beteiligten sich vom 7. bis 21. August 213 Analysten und institutionelle Anleger, die nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt wurden. Der Index gibt dabei die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Deutschland wieder.

Die Einschätzung zur aktuellen konjunkturellen Lage in Deutschland erhöhte sich im August derweil geringfügig um 0,3 Punkte, wie das ZEW weiter mitteilte. Der neue Indexwert für die Lageeinschätzung beträgt damit 86,7 Punkte. „Trotz des Rückgangs der Erwartungen ist der Konjunkturausblick für Deutschland noch stabil auf vergleichsweise hohem Niveau“, resümierte Wambach.

Der Index der Erwartungen der Finanzmarktexperten für die Konjunkturentwicklung in der Eurozone verminderte sich den Angaben zufolge im August mit minus 6,3 Punkten ebenfalls recht stark, allerdings etwas weniger als der Konjunkturindikator für Deutschland. Der Erwartungsindikator für das Eurogebiet beträgt nun 29,3 Punkte.

Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum verbessert sich hingegen erneut sehr stark. Der neue Wert liege um 9,7 Punkte höher als im Juli und betrage 38,4 Punkte, erklärte das ZEW. Der Indikator für die Konjunkturlage im Eurogebiet steigt demnach seit November 2016 stetig an und hat inzwischen den höchsten Stand seit Januar 2008 erreicht.

Noch bewerten viele Analysten die Situation mit Abkühlung und Zurückhaltung. „Der Rückgang der Erwartungen kommt nicht überraschend. Dass er etwas deutlicher ausgefallen ist als erwartet sollte nicht überbewertet werden. Immerhin erwarten immer noch mehr als 90 Prozent aller Analysten eine gleichbleibende oder bessere Konjunktur. Zudem hat die Verunsicherung über die Zukunft der Automobilbranche eine Sonderrolle gespielt und die Stimmung belastet. Wir erwarten weiterhin solide BIP-Wachstumsraten für Deutschland im weiteren Jahresverlauf“, sagt Stefan Kipar von der Bayern LB. „Die Stimmungsindikatoren haben ihren Zenith jeweils überschritten. Von da aus kann es eigentlich nur nach unten gehen. Die harten Daten hinken seit einiger Zeit ohnehin hinterher. Konjunktursorgen sind aber nicht angebracht, denn viele Stimmungsindikatoren übertreiben derzeit“, sagt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...