Deutschland

Deutsche Bauern beklagen starken Rückgang der Obsternte

Die Apfelernte im laufenden Jahr wird so gering ausfallen wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
27.08.2017 17:04
Lesezeit: 2 min

Frost im April und Hagel im Sommer: Wetterextreme bescheren den Bauern in diesem Jahr eine bescheidene Obst- und Getreideernte, berichtet AFP. Wie der Deutsche Bauernverband am Dienstag mitteilte, erwarten die Landwirte die kleinste Apfelernte seit 1991. Auch Birnen, Kirschen und Wein litten unter der Kälte. Die Getreideernte geriet zum „Nervenspiel“ für die Bauern, dem Verband zufolge gab es dabei aber enorme regionale Unterschiede.

Wegen der Ernteausfälle müssen Verbraucher in diesem Jahr mit höheren Preisen für Apfelsaft rechnen. „Gegenüber dem Jahresdurchschnitt hat sich die Streuobsternte in diesem Jahr halbiert“, sagte Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Fruchtsaft-Industrie. Besonders betroffen sei der Apfel-Direktsaft, der überwiegend aus heimischen Äpfeln produziert wird.

Heitlinger rechnet damit, dass der Preis für Äpfel steigen wird – und deshalb auch der Apfelsaft im Supermarktregal teurer werden könnte. Wie viel die Verbraucher dann zahlen müssten, sei aber noch nicht abzusehen. „Der Preis für Äpfel wird sich erst in den kommenden Wochen bilden“, sagte Heitlinger. Außerdem hänge es von den einzelnen Produzenten und Supermärkten ab, ob die höheren Obstpreise an die Konsumenten weitergegeben werden.

Dagegen dürfte die schlechte Ernte von deutschen Kirschen und Johannisbeeren keinen Einfluss auf die Saftpreise haben. Das Obst dafür werde überwiegend aus dem Ausland eingekauft.

Die Obstbauern seien besonders vom Aprilfrost sowie von Hagel und Starkregen in einigen Regionen betroffen, erklärte der Bauernverband auf seiner Pressekonferenz zur Erntebilanz 2017. Hart traf es demnach die Länder Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Der Verband bezifferte die Frostschäden beim Obstbau auf 200 Millionen Euro, in einigen Regionen gebe es „Totalausfälle“, erklärte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Außerdem seien im Pflanzenbau bislang auch Schäden durch Hagel und Starkregen in Höhe von 250 Millionen Euro aufgetreten.

So rechnen die Bauern in diesem Jahr mit 555.000 Tonnen Äpfeln, das sind nur 46 Prozent der Erntemenge vom vergangenen Jahr. Auch bei den Birnen dürfte weniger als die Hälfte der Vorjahresmenge zu holen sein. Die Kirschernte sei ebenfalls „im gesamten Bundesgebiet durch Fröste massiv dezimiert“ worden, erklärte der Verband. Beim Gemüse legte der Spargel in der abgeschlossenen Saison etwas zu, bei Hopfen und Wein erwarten die Bauern aber eine frostbedingt „unterdurchschnittliche Ernte“.

Beim Getreide zeichnet sich eine Erntemenge von 44,5 Millionen Tonnen ab. Damit werde das „enttäuschende Vorjahresergebnis“ von 45,4 Millionen Tonnen noch einmal um zwei Prozent verfehlt, erklärte der Verband. Beim Raps werden sechs Prozent weniger Menge erwartet, beim Roggen sogar zehn. Die Gerste bildet mit einem erwarteten Plus von fünf Prozent eine Ausnahme.

Allerdings wirkte sich der wechselhafte Sommer regional sehr unterschiedlich aus. Vor allem die Bauern im Westen und Südwesten Deutschlands müssten nach schwachen Ernten im Vorjahr „weitere Ertragseinbußen hinnehmen“, im Norden sei die Lage besser. Das unbeständige Sommerwetter habe außerdem die Erntearbeiten verzögert. Die Ernte sei in diesem Jahr ein „Nervenspiel“ für die Ackerbauern, erklärte Rukwied.

Der Bauernpräsident forderte vor diesem Hintergrund eine steuerlich begünstigte Risikovorsorge für alle landwirtschaftlichen Betriebe. Die Risiken könnten außerdem durch Versicherungen und Investitionsförderungen für Frostschutzanlagen gemindert werden – dafür sei aber eine finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern nötig.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...