Politik

Russland: Zentralbank muss Großbank Otkritie retten

Die russische Zentralbank muss die von der Pleite bedrohte Großbank Otkritie retten.
30.08.2017 02:49
Lesezeit: 1 min

Russland muss die strauchelnde Großbank Otkritie retten. Die russische Notenbank erklärte am Dienstag in Moskau, sie werde einen gewichtigen Teil an dem siebtgrößten Geldhaus des Landes übernehmen. Dem Institut setzen notleidende Kredite und hohe Mittel-Abflüsse zu. Das Management habe strategische Fehler begangen, kritisierte die Zentralbank. Nun brauche Otkritie frisches Geld und die Bilanz müsse bereinigt werden. Analysten zufolge ist das Kreditinstitut wohl zu groß und einflussreich, um es zusammenbrechen zu lassen. Die russische Zentralbank stuft die Bank laut TASS als systemrelevant ein. Sie ist die achtgrößte Bank des Landes.

Der Schritt der Notenbank dürfte Sorgen um den russischen Bankensektor insgesamt schüren und Spekulationen befeuern, andere Geldhäuser könnten ähnliche Probleme haben. ING-Ökonom Dmitri Polewoi sagte, einerseits sorge die Zentralbank für Erleichterung am Markt. Andererseits stelle sich die Frage, wie gut sie ihrer Arbeit als Aufseher über die Institute nachkommt.

Otkritie ist Daten der Nachrichtenagentur Interfax zufolge gemessen an den Einlagen die größte Privatbank Russlands. Nach Angaben der Zentralbank haben Kunden angesichts sich abzeichnender Probleme bei Otkritie zwischen dem 3. Juli und dem 24. August umgerechnet rund 7,5 Milliarden Euro von ihren Konten abgezogen. Die US-Ratingagentur Moody's hatte jüngst von umgerechnet rund 6,2 Milliarden Euro zwischen Juni und Juli gesprochen, was rund 18 Prozent der gesamten Einlagen des Instituts entsprochen habe. Die Schwierigkeiten der Bank waren verstärkt in den Blickpunkt geraten, als die staatlich gestützte russische Ratingagentur Acra Otkritie Anfang Juli nur die eher schwache Einstufung "BBB-" verlieh und der Bank eine "geringe Qualität des Kreditbestandes" attestierte.

Die Notenbank hat sich seit längerem eine Bereinigung des Bankensektors auf die Fahnen geschrieben. Geldhäuser, die nach ihrer Einschätzung ein Risiko für das Bankensystem darstellen, können geschlossen werden. Erst im Juli wurde der Yugra Bank, die zu den größten 20 Instituten des Landes gehörte, die Lizenz entzogen. Die Notenbank hatte ihr Bilanzfälschung vorgeworfen.

Die Zentralbank ließ offen, mit welchem Anteil sie bei Otkritie einsteigt. Das Geldhaus gehört zu 65 Prozent der Otkritie Holding, die im Besitz von hochrangigen Managern unter anderem des Ölkonzerns Lukoil und der Bank VTB ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...