Politik

Texas: Wiederaufbau könnte 125 Milliarden Dollar kosten

Wegen Plünderungen und Raubüberfällen hat die Millionenstadt Houston eine Ausgangssperre verhängt.
30.08.2017 11:28
Lesezeit: 2 min

Texas braucht nach Einschätzung von Gouverneur Greg Abbott womöglich mehr als 125 Milliarden Dollar von der US-Regierung für den Wiederaufbau nach den verheerenden Überschwemmungen. Angesichts der Größe des betroffenen Gebietes, unter anderem in der Metropole Houston, könnten 125 Milliarden nicht ausreichend sein, sagte Abbott am Mittwoch laut Reuters. Diese Summe war 2005 nach dem Hurrikan "Katrina" zur Verfügung gestellt worden, der damals unter anderem New Orleans zerstörte.

Der jetzige Sturm "Harvey" hat Texas tagelang sintflutartige Regelfälle gebracht. Mindestens 25 Menschen starben durch die Überschwemmungen, 17 werden noch vermisst. Zehntausende mussten in Notunterkünfte ausweichen. Es war der stärkste Hurrikan in Texas seit mehr als 50 Jahren. Mittlerweile hat er sich abgeschwächt, bedroht dafür aber andere US-Bundesstaaten wie Louisiana.

US-Präsident Donald Trump, der am Mittwoch deutliche Steuersenkungen für Unternehmen in Aussicht stellte, versprach dabei auch Hilfen für die Opfer in Texas und Louisiana.

Houstons Bürgermeister Sylvester Turner sagte laut AFP, er verhänge eine Ausgangssperre von Mitternacht (07.00 Uhr MESZ) bis sieben Uhr morgens (12.00 Uhr MESZ), um Plünderungen in den verlassenen Häusern zu verhindern. Zuvor hatte er gesagt, die Ausgangssperre solle um 22.00 Uhr Ortszeit beginnen. Die Verschiebung auf Mitternacht begründete Turner mit den andauernden Rettungseinsätzen für in den Wassermassen eingeschlossene Menschen.

Houstons Polizeichef Art Acevedo nannte die Ausgangssperre notwendig: „Es hat Plünderungen gegeben“, sagte er. Bewaffnete Diebe versuchten die Lage auszunutzen, während tausende Menschen in Notunterkünften warteten, dass das Wasser zurückgehe.

US-Präsident Donald Trump besuchte am Dienstag gemeinsam mit Ehefrau Melania das Überschwemmungsgebiet und lobte Verantwortliche und Helfer. „Es ist historisch, es ist episch, aber ich sag's euch: Es ist in Texas passiert - und Texas kommt mit allem klar“, sagte er in der vom Hurrikan verwüsteten Hafenstadt Corpus Christi. Vor einer Feuerwehrwache stieg er spontan auf eine Leiter, um zu den versammelten Menschen zu sprechen - neben Anhängern waren auch einige Gegner des US-Präsidenten dort. Trump besuchte auch die texanische Hauptstadt Austin.

Bereits auf dem Rückflug nach Washington kündigte seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders eine baldige Rückkehr des Präsidenten ins Katastrophengebiet an. Trump werde am Samstag in andere Orte in Texas und - je nach Wetter - möglicherweise auch nach Louisiana reisen. Er wolle dann auch Opfer des Sturms treffen. Um die Einsatzkräfte nicht zu behindern, habe er darauf zunächst verzichtet, sagte Huckabee Sanders.

„Harvey“ ist die erste Naturkatastrophe in den USA seit Trumps Amtsantritt Ende Januar. Bilder von Ex-Präsident George W. Bush, der sich vor genau zwölf Jahren in der Air Force One in sicherem Abstand über das von Hurrikan „Katrina“ überflutete New Orleans fliegen ließ, sind unvergessen und hingen Bush lange nach.

Die Lage blieb auch während Trumps Besuch dramatisch: Nach einem Dammbruch an den Columbia-Seen südlich von Houston forderten die texanischen Behörden alle betroffenen Anwohner zum Verlassen ihrer Häuser auf. Anwohner einer unter Wasser stehenden Chemieanlage wurden aus Angst vor einem Chemieunfall vorsorglich in Sicherheit gebracht. Es handele sich um eine „Vorsichtsmaßnahme“, erklärte die Feuerwehr.

Die Polizei von Houston bestätigte den Tod eines Beamten, der am Sonntag auf dem Weg zu seinem Dienst ertrunken war. Es ist das vierte offiziell bestätigte Todesopfer im Zusammenhang mit der Überschwemmungskatastrophe. Inoffiziell ist von bis zu zehn Opfern die Rede.

„Harvey“ stellte laut Meteorologen einen neuen Niederschlagsrekord für die USA auf. Am Salzwasserkanal Cedar Bayou an der texanischen Küste fielen am Dienstag 132 Zentimeter Regen, das ist mehr als der bisherige Höchststand aus dem Jahr 1978, der ebenfalls aus Texas stammt.

Auch in New Orleans setzten Regenfälle ein. Die örtliche Wetterbehörde sagte Sturzfluten voraus. Der Tropensturm ist für die Stadt besonders gefährlich, weil sie unterhalb des Meeresspiegels liegt.

In New Orleans wurde an den 29. August vor zwölf Jahren erinnert, als der Hurrikan „Katrina“ an der US-Golfküste auf Land getroffen war. Die Stadt war damals besonders von den Zerstörungen und Überschwemmungen betroffen. Insgesamt kamen durch „Katrina“ 1800 Menschen ums Leben.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...