Politik

Russland, Iran und Türkei etablieren Sicherheitszonen in Syrien

Russland will die Weichen für die Nachkriegsordnung in Syrien stellen.
16.09.2017 00:52
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Syrische Armee ist laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur TASS bei Deir Ezzor bereits bis östlich des Euphrat vorgerückt. Demnach kontrolliert die Armee nun 85 Prozent des syrischen Territoriums. Allerdings dürften die verbleibenden 15 Prozent nur in harten Kämpfen zu erobern sein. Bei Idlib sammelt sich die al-Nusra-Front neu. Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass die USA Waffen im großen Stil über Osteuropa nach Syrien verbracht haben. Wo diese Waffen jetzt sind ist nicht zu kontrollieren.

Die US-Regierung sendet widersprüchliche Signale aus: Während US-Präsident Donald Trump betont hat, die USA wollten in Syrien nichts anderes als den IS zu bekämpfen, sagte die US-Botschafterin bei den UN, Nikki Haley, am Freitag: Die USA werden nur einem stabilen Syrien zustimmen, welches nur möglich sei, wenn Baschar al-Assad nicht mehr Präsident sei. Haleys Wortmeldung, wiewohl von den russischen Medien heftig kritisiert, ist deutlich gemäßigter als die bisherigen Forderungen der USA. Demnach war es vor dem Amtsantritt Trumps erklärtes Kriegsziel, Assad zu stürzen.

Das Problem der Amerikaner ist, dass Russland mit seinen Verbündeten den Luftraum in Syrien kontrolliert und daher die Vorbereitung einer Nachkriegsordnung wesentlich aktiver gestalten kann als die USA. Am Freitag schossen die Russen laut Reuters sieben Cruise Missiles von einem U-Boot aus dem Mittelmeer in Richtung Deir Ezzor.

Allerdings kooperieren Russen und Amerikaner in Syrien: Am Freitag telefonierten die Außenminister Lawrow und Tillerson, um die Zukunft Syriens zu beraten.

Russland, der Iran und die Türkei hatten sich am Freitag auf die Bildung von Deeskalationszonen in Syrien verständigt. Die Gebiete zum Schutz von Zivilisten würden zunächst für sechs Monate eingerichtet, teilten die drei Staaten in einer gemeinsamen Erklärung am Freitag nach einem Treffen in der kasachischen Hauptstadt Astana mit. Demnach werden die Sicherheitszonen entweder teilweise oder komplett die Provinzen Idlib, Homs, Latakia, Aleppo, Hama sowie Ost-Ghuta umfassen. Dem türkischen Außenministerium zufolge wurde darüber hinaus entschieden, Beobachter ins nordsyrische Idlib zu entsenden. Diese würden an bestimmten Kontrollpunkten an den Grenzen des ausgewiesenen Deeskalationsgebiets stationiert. Ihre Aufgabe werde es sein, Zusammenstöße zwischen den syrischen Regierungskräften und der Opposition zu vermeiden und eine Feuerpause zu gewährleisten. Idlib wird gegenwärtig von der radikal-islamischen Nusra-Front kontrolliert.

Die Verständigung sorge dafür, dass nun im Mai getroffene Vereinbarungen zur Entspannung des Konflikts komplett umgesetzt würden, teilte das türkische Außenministerium mit. Bereits damals waren bestimmte Schutzzonen ausgerufen worden. Nach türkischen Angaben ist seit der Einrichtung der Zonen die Gewalt deutlich zurückgegangen. Die jüngste Einigung trage auch dazu bei, dass die notwendigen Bedingungen geschaffen würden, um die Verhandlungen in Genf voranzubringen. Dort wird unter Federführung der Vereinten Nationen seit langem darum gerungen, wie das Bürgerkriegsland befriedet werden kann.

Die Gespräche in Kasachstan laufen zusätzlich zu den Genfer Gesprächen seit Januar. Daran nehmen auch Vertreter der syrischen Regierung und einiger Söldner-Verbände teil. Weil die Türkei ihrerseits bestimmte Söldner unterstützt, werden an die Treffen in Astana Hoffnungen geknüpft, dass ein Friedensprozess in Syrien in Gang gesetzt werden könnte. Dem russischen Verhandlungsführer zufolge ist diesmal auch über die Bildung mehrerer Versöhnungskomitees in Syrien gesprochen worden.

Zum ersten Mal seit drei Jahren hat ein Hilfskonvoi der Vereinten Nationen die syrische Provinzhauptstadt Deir Essor im Osten des Landes erreicht. Wie der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), Jens Laerke, am Freitag in Genf mitteilte, trafen die Lastwagen mit "lebensrettenden" Waren für 15.000 Familien wie Mehl, Nahrungsmittelkonserven und Gesundheitsprodukte für Frauen am Donnerstag in der Stadt ein.

Die syrische Armee hatte am 5. September die seit 2014 andauernde Belagerung der Stadt durch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) durchbrochen. Vergangene Woche kamen bereits Lastwagen mit Nahrungsmittelhilfen der Syrischen Handelsvereinigung in Deir Essor an.

Während der Belagerung durch die Dschihadisten hatten Hubschrauber der syrischen Armee und Flugzeuge der UNO Hilfsgüter für die geschätzt 100.000 Menschen in den von der Regierung kontrollierten Teilen der Stadt abgeworfen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...