Finanzen

Britische Banken müssen Eigenkapital aufstocken

Die britische Zentralbank fordert von den Banken des Landes mehrere Milliarden an zusätzlichem Risikopuffer.
02.10.2017 16:50
Lesezeit: 1 min

Mit höheren Kapitalanforderungen will die Bank of England verhindern, dass bei einem Zusammenbruch einer britischen Bank erneut die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, berichtet Reuters. Bis 2022 müssten die britischen Institute für diesen Zweck insgesamt noch vier Milliarden Pfund (4,5 Milliarden Euro) an zusätzlichen Eigenmitteln und Anleihen einsammeln, teilte die Notenbank am Montag mit.

Damit werde sichergestellt, dass selbst große Banken nicht mehr zu groß sind, um sie untergehen zu lassen („too big to fail“), sagte der Vize-Gouverneur der Bank of England, Jon Cunliffe. Allein zur Rettung der Royal Bank of Scotland sowie Lloyds waren während der Finanzkrise umgerechnet rund 74,7 Milliarden Euro an Steuergeldern geflossen.

Die europäischen Regeln zur Bankenabwicklung sehen vor, dass bei einem Banken-Kollaps Aktionäre und Gläubiger – das sind neben Anleihehaltern in erster Linie die Kunden der Bank – zuerst für die Verluste gerade stehen müssen („bail-in“), bevor Geld der Steuerzahler fließt. Die Banken müssen deutlich machen, welches Eigen- und Fremdkapital im Pleitefall zur Verfügung steht.

116 Milliarden Pfund an Fremdkapital, das die Banken bereits aufgenommen haben, müssten klar als „bail-in“-Mittel (MREL) ausgewiesen werden, erklärte die Bank of England. Sie will so sicherstellen, dass Investoren bewusst ist, dass sie bei einer Krise zur Kasse gebeten werden. Allerdings gebe es noch eine abzudeckende Lücke von umgerechnet 4,5 Milliarden Euro. Experten gehen aber davon aus, dass es den Instituten nicht schwerfallen wird, auch diese Mittel bei Anleiheinvestoren einzusammeln.

London ist der größte Finanzhandelsplatz in Europa. Entsprechend stark ist der Anteil der Finanzindustrie an der Wirtschaftsleistung des Landes. Die Regeln für das bail-in-fähige Kapital in Großbritannien basieren auf EU-Vorschriften. Es wird erwartet, dass die Vorgaben zur Bankenabwicklung auch nach dem Brexit gelten. In der EU sollen die größten Geldhäuser, zu denen auch die Deutsche Bank zählt, den MREL-Puffer ab 2019 schrittweise aufbauen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...