Finanzen

Griechenland will Haushalts-Überschuss an Bedürftige verteilen

Lesezeit: 1 min
22.10.2017 19:19
Die griechische Regierung will bis zu einer Milliarde Euro an Bedürftige verteilen. Ärger mit den Gläubigern ist vorprogrammiert.
Griechenland will Haushalts-Überschuss an Bedürftige verteilen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die griechische Regierung will bis zu einer Milliarde Euro an hilfsbedürftige Bürger verteilen, berichtet die Zeitung Kathimerini. Das Geld soll aus einem unerwartet hohen Haushalts-Überschuss stammen. Das Vorhaben birgt politischen Sprengstoff, weil die Gläubiger – die EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) – Einspruch gegen die Pläne einlegen dürften.

Zudem sind beide Organisationen selbst unterschiedlicher Meinung, was den für das kommende Jahr zu erwartenden Primärüberschuss anbelangt. Diese Frage könnte den ohnehin schwelenden Streit zwischen IWF und EU weiter anheizen. Der IWF rechnet für das kommende Jahr mit einem Primärüberschuss von 2,2 Prozent, die EU hingegen mit 3,5 Prozent.

Die griechische Regierung wies in einer Stellungnahme nun darauf hin, dass der Haushalts-Überschuss – also die gesamten Staatseinnahmen ohne die auf die Schulden zu zahlenden Zinsen – im laufenden Jahr 2,2 Prozent betragen werde. Damit werde das von den Gläubigern gesetzte Ziel von 1,75 Prozent weit übertroffen. Aus der Differenz sollen jene Mittel kommen, die an Bedürftige verteilt werden sollen.

„Der Überschuss wird an jene Gruppen der Gesellschaft verteilt, die während der Finanzkrise unter dem größten Druck standen. Er wird sich fast auf eine Milliarde Euro belaufen“, sagte der Regierungssprecher Dimitris Tsanakopulos. Derzeit ist noch nicht klar, wer von dieser „sozialen Dividende“ profitieren werde, berichtet Kathimerini.

Im Zuge der Finanzkrise in Griechenland hatten hunderttausende Menschen ihre Arbeit verloren und das Land büßte rund ein Viertel seiner Wirtschaftskraft ein. Die offizielle Arbeitslosenrate liegt bei über 21 Prozent, bei den Jugendlichen sind es sogar fast 43 Prozent. Die Rentner des Landes verloren seit 2010 – als Athen in das erste von insgesamt drei Kreditprogrammen einwilligte – rund ein Drittel ihrer Rentenansprüche.

Die Pläne der Regierung dürften beim nächsten Treffen mit den Gläubigern in der kommenden Woche besprochen werden. In der Vergangenheit hatte eine Ausschüttung an die Bürger bereits schon einmal zum Streit mit dem IWF und der EU geführt: Premierminister Tsipras hatte im vergangenen Dezember einen Weihnachtsbonus an die Rentner ausgeschüttet.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...