Gemischtes

Tesla: Verluste höher als erwartet, Aktienkurs bricht ein

Tesla-Gründer Elon Musk muss höhere Verluste melden als angenommen. Die Produktion des Mittelklasse-Elektroautos Model 3 stellt das Unternehmen vor Probleme.
03.11.2017 00:39
Lesezeit: 2 min

Der US-amerikanische Hersteller von Elektroautos, Tesla, meldet für das dritte Quartal 2017 einen höheren Verlust als erwartet. Während der Umsatz des Unternehmens in diesem Zeitraum noch auf 2,985 Milliarden US-Dollar gestiegen war und deutlich über dem Vorjahresquartal von 2,298 Milliarden US-Dollar lag, steigerte sich der entsprechende Verlust 619 Millionen US-Dollar oder 533 Millionen Euro. Dagegen hatte Tesla im Q3 2016 noch 22 Millionen US-Dollar Gewinn verbucht.

Die Aktionäre der Gesellschaft zeigten sich wenig erfreut angesichts des Ergebnisses, mussten sie doch unter dem Strich Abschläge in Höhe von 2,92 US-Dollar pro Aktie hinnehmen. Auf Wochensicht (Stand: 02.11.17) verlor der Titel rund 10 Prozent und notiert damit so tief wie seit Mitte März dieses Jahres nicht mehr. Der Gründer von Tesla, Elon Musk, verkündete bereits vor einigen Wochen: „Wir stecken tief in einer Produktionshölle“ – dies hat sich nun bewahrheitet. Die unsichere Situation sorgt für Skepsis bei den Anteilseignern. Schließlich hat in erster Linie das Verfehlen der ehrgeizigen Produktionsziele zu dem schlechten Ergebnis geführt.

Bei dem aktuellen Fehlbetrag handelt es sich um den höchsten Verlust, den das Unternehmen bislang seinen Aktionären in einem einzigen Quartal zugemutet hat. Schuld seien Kosten für das Model 3 als erwartet. Der E-Fahrzeug-Produzent möchte mit dem aktuellen Modell breitere Bevölkerungsschichten erreichen. Ähnlich wie bei dem Geschäftsmodell von Apple resultierten die bisherigen Erfolge jedoch aus dem Absatz von Luxus-Personenwagen. Die Startschwierigkeiten bei der Herstellung der Mittelklasse-Variante, dem Model 3, sorgten für zusätzliche Nervosität unter den Investoren. Bei seinem Kommentar zu den Quartalszahlen hatte Musk zugeben müssen, dass nicht wie zunächst angekündigt Ende dieses Jahres sondern nun erst gegen Ende des ersten Quartals 2018 5.000 Stück des neuen Elektroautos fertiggestellt werden könnten.

Im Berichtszeitraum hatte der Elektroautobauer mit lediglich 260 fertiggestellten Exemplaren des Model 3 seine selbstgesteckten Ziele deutlich verfehlt. In einer Erklärung an die Aktionäre hieß es, der Start der Massenproduktion sei eine echte Herausforderung, die Herstellung werde aber ständig erhöht. In der Zwischenzeit habe die Gesellschaft eine bedeutende Ursache für den Engpass gefunden. Musk verlautete dazu: „Wir machen weiter Fortschritte, die anfänglichen Engpässe zu lösen“. Jedoch sei es schwierig, eine Voraussage darüber zu treffen, wie lange es dauere, die Probleme in den Griff zu bekommen.

Trotz allem bemühte sich Elon Musk während der fälligen Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Quartalszahlen um Optimismus. Er räumte zwar ein: „Ich war wirklich deprimiert vor drei oder vier Wochen“, allerdings „(…) habe ich wieder einen klaren Weg zur Sonne vor Augen.“ Der aufkeimenden Skepsis hielt er entgegen, dass sein 2003 gegründetes Unternehmen die Auslieferungen von Elektrofahrzeugen in den letzten fünf Jahren von 2.500 auf 250.000 Exemplare erhöht habe.

Die Erwartungen an Teslas erstes Mittelklasse-E-Auto waren und sind auch aufgrund der enormen Versprechen des Firmenchefs immens. Tatsache ist, dass es über 500.000 Vorbestellungen gibt. Der Anstieg des Kurses der Tesla-Aktie wurde an der Börse durch die angekündigte Massenfertigung über Monate hinweg befeuert. Seit Anfang des Jahres kletterte der Chart der Aktie um über 50 Prozent. Phasenweise hatte Tesla sogar den Marktführer und Branchenriesen General Motors als insgesamt teuersten US-Autokonzern im Handel abgelöst. Die Enttäuschung der Investoren könnte daher entsprechend hoch sein.

Ganz nebenbei hat das Unternehmen eine Einigung mit den zuständigen chinesischen Behörden für den Bau einer neuen Betriebsstätte in Shanghai bestätigt. Hierzu erklärte Elon Musk während der Telefonkonferenz: „Die chinesische Fabrik soll in etwa drei Jahren mit der Produktion beginnen.“

In diesem Werk solle vor allem das Tesla-Modell 3 für den chinesischen Markt und weitere Staaten in der Region produziert werden. Musk habe weiter ausgeführt, dass die Herstellung des Fahrzeugs vor Ort die einzige Möglichkeit sei, „dieses Auto in China erschwinglich zu machen.“

Der chinesische Staat treibt die Fertigung von Elektroautos voran. Ab 2019 wird im Reich der Mitte eine Quote eingeführt: Ab dann müssen die Kraftfahrzeugproduzenten des Landes zehn Prozent ihres Absatzes in Form von Elektro- oder Hybrid-betriebenen Fahrzeugen gestalten. Die Marke ist derzeit von den ausländischen Autobauern nicht zu bewältigen. Daher wird von deren Seiten der Versuch unternommen, zusammen mit ihren chinesischen Partnern den eigenen Anteil von elektrisch betriebenen Personenwagen deutlich anzuheben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot
18.06.2025

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
18.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis und Platinpreis explodieren – verdrängen diese Metalle bald das Gold als Krisenwährung?
18.06.2025

Der Silberpreis und der Platinpreis schießen in die Höhe – und Anleger wenden sich zunehmend vom teuren Gold ab. Droht dem einstigen...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.

DWN
Politik
Politik Neuer BND-Chef wird Martin Jäger - bisher deutscher Botschafter der Ukraine
18.06.2025

Der deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, wird neuer Präsident des Bundesnachrichtendienstes. BND-Präsident Bruno Kahl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstundenabbau: Ansammeln von Überstunden - Welche Rechte haben Arbeitgeber?
18.06.2025

Das Überstundenvolumen liegt in Deutschland, auch ohne steuerfreie Überstunden, auf einem hohen Niveau: 2024 wurden 1,2 Milliarden...