Broadcom will mit der größten jemals getätigten Übernahme in der Technologiebranche einen neuen Chipgiganten schmieden, berichtet Reuters. Dem Wettbewerber Qualcomm werde eine Offerte für insgesamt 130 Milliarden Dollar inklusive Schulden unterbreitet, teilte der US-Konzern am Montag mit. Qualcomm bestätigte, ein nicht abgestimmtes Gebot erhalten zu haben. Eine Fusion der beiden Unternehmen, die vor allem Smartphone-Hersteller beliefern, dürfte dem Konkurrenten Intel Kopfschmerzen bereiten. Zuletzt hatte sich der weltgrößte Chipkonzern auch wieder stärker um Smartphone-Anbieter bemüht und unter anderem Apple gewonnen.
An der Wall Street kam das Gebot gut an: Die Qualcomm-Aktie legte vorbörslich 3,4 Prozent zu. Bei Broadcom ging es 0,3 Prozent nach oben.
In der Chipbranche, in der die einzelnen Hersteller hohe Entwicklungskosten tragen, grassiert seit einiger Zeit das Fusionsfieber. So hat Broadcom auch noch nicht den 5,5 Milliarden Dollar schweren Kauf von Brocade Communications abgeschlossen. Qualcomm selbst befindet sich derzeit mitten in der 38 Milliarden Dollar schweren Übernahme des niederländischen Chipanbieters NXP, der einst zu Philips gehörte. Laut Wall Street Journal strebt der Chiphersteller Marvell Technology den Kauf des Konkurrenten Cavium an, wodurch ein Konzern mit etwa 14 Milliarden Dollar Marktwert entstehen würde.
Die Qualcomm-Offerte sei unabhängig davon, ob der Deal mit NXP zu den genannten Bedingungen zustandekomme oder platze, teilte Broadcom mit. Der Konzern bietet den Qualcomm-Aktionären nach eigenen Angaben 60 Dollar pro Aktie in bar sowie 10 Dollar je Aktie in Broadcom-Anteilsschein. Dies entspricht einem Aufschlag von fast 28 Prozent auf den Qualcomm-Schlusskurs von Donnerstag. Bisher scheinen Broadcom und Qualcomm noch nicht direkt miteinander gesprochen zu haben. Einem FT-Bericht zufolge will Qualcomm die Offerte als zu niedrig zurückweisen. Insider hatten Reuters bereits am Freitag über ein möglicherweise anstehendes Gebot informiert.
Qualcomm versorgt Smartphone-Hersteller wie Apple, Samsung und LG mit sogenannten Modem-Chips, die die Telefone mit drahtlosen Daten-Netzwerken verbinden. Broadcom ist ebenfalls ein wichtiger Lieferant von WiFi-Chips an dieselben Abnehmer. Diese gelten eher als Standardprodukte und sind deutlich günstiger als Modem-Chips.