Silberstreifen am Cloud-Horizont für SAP-Aktie
Die jüngste Erholung der SAP-Aktie (ISIN: DE0007164600) bekam am Donnerstag neue Unterstützung durch einen zuversichtlichen Analystenkommentar der US-Bank JPMorgan. Beim US-Konkurrenten Salesforce (ISIN: US79466L3024) mussten Anleger die frischen Quartalszahlen zunächst einordnen. Nach ruppigem Start drehten die Papiere des US-Softwareriesen jedoch ins Plus und schlossen 3,7 Prozent höher. Damit setzte auch diese Aktie ihre Aufwärtsbewegung fort. Sie hatte erst vor rund zwei Wochen bei knapp unter 222 Dollar den tiefsten Stand seit Mai 2024 markiert.
Salesforce hatte am Mittwochabend den Umsatzausblick angehoben, blieb mit den Erlösen im dritten Quartal aber hinter den Erwartungen zurück. Auch der Blick auf die Erlösentwicklung im Schlussviertel 2025 stieß zeitweise auf Skepsis. Am Ende überwog jedoch die Hoffnung auf bessere Perspektiven in den kommenden Quartalen. Analyst Kirk Materne von Evercore ISI schrieb, bei Salesforce gehe es nur schrittweise voran, doch das Chancen-Risiken-Verhältnis bleibe mit Blick auf 2026 attraktiv.
SAP-Aktie: KI-Plattform als Treiber, Kursfantasie noch nicht eingepreist
Das SAP-Papier beendete den Frankfurter DAX-Handel am Donnerstag 1,8 Prozent höher bei 210,15 Euro und zog im nachbörslichen Tradegate-Handel nochmals leicht an auf über 211 Euro. Damit wurde die Schwelle von 210 Euro zwar überwunden, doch der SAP-Aktienkurs ringt weiter mit einem klaren Ausbruch nach oben. Seit Mitte November hält diese Marke den Kurs in einer Seitwärtsphase rund um ein 13-Monats-Tief bei etwas über 202 Euro gefangen und bremst die SAP-Aktie damit weiterhin. Für Anleger bleibt der SAP-Aktienkurs ein zentraler Orientierungspunkt, während die SAP-Aktie um ein nachhaltiges Absetzen über 210 Euro kämpft.
Brent Thill vom Analysehaus Jefferies sprach zu Salesforce – in Anspielung an die Science-Fiction-Filmreihe "Star Wars" – von Signalen für ein "Erwachen der Macht". Er betonte, dass die KI-Plattform Agentforce spürbar an Fahrt gewinne und das Kerngeschäft stabil bleibe. Die Börsenbewertung der Aktie bilde diese aufkommende Stärke seiner Ansicht nach bislang nur unzureichend ab. Ähnlich argumentiert Barclays-Analyst Raimo Lenschow. Er verwies auf den Optimismus von Salesforce hinsichtlich der breit angelegten KI-Dynamik, die das Umsatzwachstum antreiben sollte. "Die Investoren scheinen jedoch weiterhin skeptisch zu sein, was den Wachstumskurs betrifft", schrieb er und sieht darin eine "Kaufgelegenheit".
Zurückhaltender fiel der Analystenkommentar von Tyler Radke von der Citigroup aus: "Insgesamt solide", urteilte auch er. Weil sich das konzernweite Wachstum im vierten Quartal wohl abschwächen werde, sei "unklar, ob die Dynamik von Agentforce ausreicht, um die Wachstumsraten des Unternehmens wieder zu beschleunigen". Von daher habe er – auch angesichts weitgehend stabiler Ziele – nur mit einem moderaten Kursanstieg der Aktie gerechnet.
Analyst Mark Murphy von JPMorgan sprach für das dritte Salesforce-Quartal zwar von einer "sehr selten vorkommende Umsatzenttäuschung". Diese werde jedoch aus seiner Sicht durch die künftigen vertraglichen Einnahmen (cRPO) überlagert, die Hinweise auf das Umsatzpotenzial der nächsten Monate geben, sowie durch die Dynamik von Agentforce. Auch dieser Analystenkommentar unterstreicht die positiven Erwartungen.
KI-Umbrüche dämpfen die Branche – SAP-Aktie 2025 im Gegenwind
Für SAP betonte Murphys Kollege Toby Ogg, dass 2025 für Europas Software- und IT-Branche insgesamt ein schwieriges Jahr gewesen sei. Verschiebungen durch Künstliche Intelligenz (KI) hätten deutliche Spuren hinterlassen.
Doch "jede Wolke (Cloud) hat auch einen Silberstreif", titelte Ogg und setzt bei SAP im kommenden Jahr auf eine Beschleunigung des Wachstums und attraktive Gewinnsteigerungen. Schon beim anstehenden Jahresbericht erwartet der JPMorgan-Experte ein starkes viertes Quartal und robuste Ziele. Deshalb stellte er die SAP-Aktie auf "Positive Catalyst Watch", obwohl er das Kursziel von 310 auf 290 Euro senkte. Zugleich bestätigte er das Votum "Overweight".

