Grundsätzlich ist das Rauchen von Marihuana in den USA wie in vielen anderen Ländern der Erde verboten. Vor wenigen Tagen haben die Wahlberechtigsten Kaliforniens in einem Referendum allerdings für die Freigabe des ehemals als Einstiegsdroge bezeichneten Rauschmittels votiert.
Aber nicht nur der US-Westküstenstaat mit den Metropolen Los Angeles und San Francisco, sondern auch in einigen anderen Bundesstaaten des Landes wie Arizona, Nevada und Massachusetts hat sich die Bevölkerung in Volksentscheiden parallel zu den jüngsten Präsidenten- und Kongresswahlen für die Legalisierung von Marihuana ausgesprochen. Genauer betrachtet ist die aktuelle Freigabe der Partydroge der Flower-Power-Generation nur ein Meilenstein eines lang andauernden gesellschaftlichen Prozesses in den Vereinigten Staaten von Amerika.
In einigen Bundesstaaten wie Alaska, Oregon oder dem District of Columbia (die Region um die US-Hauptstadt Washington) ist der Gebrauch von Cannabis bereits längere Zeit erlaubt. Die Verwendung des Rauschmittels zu medizinischen Zwecken ist sogar noch viel weit verbreiteter und auch schon viel länger von den Ordnungsbehörden akzeptiert. Unter dem Aspekt der Linderung beziehungsweise Heilung von Krankheiten ist der Einsatz von Marihuana bislang in bereits 25 Bundesstaaten der USA gängige Praxis.
Davis Gwyther, Vorstandsvorsitzender von des Cannabis-Produzenten American Green, vergleicht den derzeitigen Boom um das Marihuana mit dem Goldrausch, den Kalifornien im 19. Jahrhundert erlebt hat. Das neue „grüne Gold“ wird in Gewächshäusern angebaut und sorgt dafür, dass schon heute Kleinstädte in wirtschaftlich schwachen Regionen jenseits von Hollywood das ganz große Geschäft nicht mehr nur wittern, sondern bereits erste Erfolge verbuchen. Als erste Stadt im Süden Kaliforniens hat beispielsweise Desert Hot Springs bereits im Jahr 2014 den großflächigen Anbau von Marihuana legalisiert.
Der Wüstenort, weit weg vom Glamour des Hollywood Boulevards, steckte tief in der finanziellen Misere. Alle Versuche aus Desert Hot Springs eine Stätte der Erholung wie das benachbarte Palm Springs zu machen, waren sang- und klanglos gescheitert. Inzwischen haben sich aber aufgrund des Marihuanas die Grundstückspreise enorm verteuert, in der Einöde entstehen die ersten Gewächshäuser und die städtischen Steuereinnahmen schießen in die Höhe. Wie der Bürgermeister des Ortes nicht ohne Stolz verkündet: „Wir konnten unseren Haushalt stabilisieren.“
Allerdings sind es nicht die USA, die sich als Vorreiter der Legalisierung von Cannabis in Nordamerika betrachten dürfen. Kanada ist sogar noch einen Schritt weiter. Denn hier ist es Erwachsenem ab Sommer kommenden Jahres erlaubt, legal Marihuana zu konsumieren. Ein entsprechendes Gesetz soll spätestens im Juli 2018 in Kraft treten. Im Wahlkampf 2015 war die Legalisierung von Cannabis ein Wahlversprechen des aktuellen Premierministers Justin Trudeau.
Erwachsenen Kanadiern soll der legale Konsum von Marihuana ermöglicht, Heranwachsenden und Jugendlichen dagegen der Zugang erschwert und der Verkauf der Substanz an Minderjährige schärfer bestraft werden. Darüber hinaus wird mit der Legalisierung angestrebt, dem organisierten Verbrachen und einzelnen Kriminellen die Basis für den Profit aus Geschäft rund um Marihuana zu entziehen. Gleichzeitig sollen auch die Strafgesetze im Hinblick auf das Autofahren unter Drogeneinfluss verschärft werden.
Nach vorläufigen Schätzungen von Bloomberg könnte die Legalisierung von Marihuana in Nordamerika womöglich eine Branche in der Größenordnung von 35 Milliarden bis 45 Milliarden US-Dollar schaffen. Und das lässt eine ganze Reihe von Aktien entsprechender Gesellschaften bereits jetzt in die Höhe schnellen. Beispiele sind die kanadischen Cannabis-Produzenten Aurora Cannabis oder Canopy Growth, Advanced Cannabis, das Anlagen an lizensierte Cannabis-Anbaubetriebe liefert oder Medbox, einem Hersteller von Verkaufsautomaten für Medikamente.
Dennoch mehren sich auch schon erste skeptische Stimmen, die vor zu viel Euphorie warnen. Finanzmarktexperten schlagen Alarm: So mach ein Anleger habe sich an einem derartigen Einzelinvestment auch schon die Finger verbrannt. Denn in einem Hype solchen Ausmaßes würden auch gewaltige Luftschlösser gebaut. Wer sich nicht auf ein in diesem Sinne äußerst riskantes Investment einlassen möchte, kann neuerdings auch mithilfe eines in Deutschland zugelassenen Indexfonds (ETF) an dem Erfolg der gesamten Branche partizipieren.