Finanzen

Bundesregierung könnte mit Aktien-Verkäufen Milliarden einnehmen

Die nächste Bundesregierung könnte mit dem Verkauf ihrer Beteiligungen Milliarden einnehmen.
19.11.2017 20:00
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die finanziellen Spielräume der nächsten Bundesregierung sind begrenzt. Wie das Bundesfinanzministerium kürzlich bekanntgab, werde der Haushalt im laufenden Jahr ausgeglichen sein. Eine Möglichkeit, neue Mittel zu generieren, wäre die (weitere) Veräußerung von Beteiligungen an staatlichen Unternehmen.

Medienberichten zufolge will Christian Lindner den Verkauf von weiteren Anteilen des deutschen Tafelsilbers auf den Terminplan der Jamaika-Verhandlungen setzen lassen. Der FDP-Vorsitzende hatte genau dies nämlich bereits im Wahlkampf zum Thema gemacht und auch lautstark gefordert. In erster Linie geht es dabei um die Beteiligungen des Bundes an großen Konzernen wie der Commerzbank, der Deutschen Post oder der Deutschen Telekom.

Dabei ist der Anteil der öffentlichen Hand an den genannten Unternehmen gar nicht mehr so hoch, wie zu vermuten wäre: Laut statista.com beläuft sich die staatliche Beteiligung (direkt oder indirekt) an der Commerzbank auf 15,6 Prozent, an der Deutschen Post auf 21,0 Prozent und an der Deutschen Telekom auf 31,79 Prozent. Dagegen scheinen die komplett staatseigenen Betriebe wie die Deutsche Bahn oder die Bundesdruckerei (Anteil des Bundes – 100 Prozent) wohl eher nicht zur Disposition zu stehen.

Abseits aller Diskussionen, die dieser Fragenkomplex innerhalb der zukünftigen Regierungsparteien und zwischen den voraussichtlichen Koalitionspartnern aufwerfen dürfte, könnte die Problematik um die Verkäufe von staatlichen Beteiligungen auch für Anleger zu einem hochbrisanten Thema werden. Denn was es für den jeweiligen Aktienkurs bedeutet, wenn ein Großaktionär den (Teil-)Ausstieg auch nur ins Auge fasst, konnte an den Börsen schon oft beobachtet werden. Ein zwischenzeitliches Absacken der Kurse wäre wohl ein eher kleines, relativ leicht zu verschmerzendes Übel.

Daher kann es wohl nicht im Sinne der kommenden Bundesregierung sein, bestimmte Aktienpakete einfach auf den Markt zu werfen und damit zu riskieren, dass damit der Wert der restlichen Beteiligung ins Bodenlose fällt. Beispiel Commerzbank: Die Bundesregierung hatte im Verlauf der Finanzkrise der Jahre 2008/2009 über den staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin Anteile an der viertgrößten Bank Deutschlands für 5,1 Milliarden Euro erworben. Allerdings – wenn der Bund bei dem Wertpapierhandel um die Commerzbank nicht als Verlierer dastehen möchte – müsste der Kurs der Aktie auf rund 26 Euro steigen und sich damit, wie die aktuellen Daten belegen, mehr als verdoppeln. Obwohl der Kurs des Titels in den zurückliegenden Wochen um knapp zehn Prozent zugelegt hat, hat die Beteiligung des Bundes an dem Geldinstitut derzeit nur einen Wert von etwa 2,33 Milliarden Euro.

Es steht zu vermuten, dass Verkäufe des Bundes den erfreulichen Aufwärtstrend abrupt stoppen und im deren Verlauf in das Gegenteil verwandeln könnten. Und damit würde der Staat nicht nur sich selbst, sondern auch vielen Anlegern schaden, die fest mit einem weiteren Anstieg ihrer Commerzbank-Papiere rechnen. Daher gehen zahlreiche Finanzmarktexperten davon aus, dass sich der Bund erst von seiner Commerzbank-Beteiligung trennen wird, wenn ein Groß-Investor gefunden ist, der bereit wäre, das Aktienpaket möglichst zur Gänze zu übernehmen.

Bei der Aktie der Deutschen Telekom, bei der die staatliche Beteiligung aktuell einen Gegenwert von etwa 22,86 Milliarden Euro darstellt, sieht es recht ähnlich aus. Auch der Kurs der Anteilscheine des größten deutschen Telekommunikationsdienstleisters kann mit einem Gewinn von etwa 8,6 Prozent auf Sicht von zwölf Monaten als durchaus erfreulich bezeichnet werden. Massive Verkäufe würden auch hier zu einem enormen Kursverfall führen, da die Nachfrage ein übergroßes Angebot nicht ausgleichen könnte. Rein rechnerisch würde auch der Aktienanteil von 21 Prozent, die der Bund an der Deutschen Post besitzt, etwa zehn Milliarden Euro bringen.

Ob und wie sich die zukünftige Bundesregierung von ihren Beteiligungen im Verlauf der kommenden Legislaturperiode trennen wird, wird im besonderen Maße von der internationalen wie nationalen Konjunkturentwicklung, von der Bereitschaft und dem Interesse von großen Investoren und wie von der Kompromissbereitschaft der beteiligten Politiker abhängen. Im Übrigen besitzen die zukünftigen Koalitionspartner noch eine Reihe von anderen Optionen, die geplanten Vorhaben im Hinblick auf ihre Finanzierung umzusetzen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....