Weltwirtschaft

USA: Renaissance der Kohlekraft lässt auf sich warten

Lesezeit: 2 min
19.11.2017 19:52
Die von US-Präsident Trump verkündete Renaissance der Kohlekraft ist derzeit nur in Ansätzen zu erkennen.

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Ein Jahr nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten haben sich trotz aller Versprechen die Aussichten für die schwächelnde Kohleindustrie des Landes nicht verbessert. „Wir bringen die Kohleindustrie zu 100 Prozent zurück“, hatte Trump im Wahlkampf versprochen.

Doch ein Blick auf die Statistiken macht deutlich, dass die Zahl der Beschäftigten und die Produktion der Branche in diesem Jahr nur bescheiden angestiegen sind. Das lag eher an der vorübergehend angezogenen Nachfrage nach US-Kohle im Ausland und weniger an der Politik. Energiekonzerne in den USA schließen ein Kohlekraftwerk nach dem anderen und wechseln zum billigen Erdgas – oder zu Ökostrom aus Wind und Sonne.

In den USA deckt die Inlandsnachfrage 90 Prozent des Kohlemarktes ab. In Deutschland hingegen wird die Steinkohle für Kraftwerke von RWE & Co in erster Linie aus dem Ausland importiert. Russland und Kolumbien sind große Lieferanten. In Deutschland geht seit Jahren ohne Subventionen bei der Steinkohleförderung nichts. 2018 ist auch damit Schluss. RWE fördert die Kohle für seine Braunkohlekraftwerke selbst – steht aber wegen der schlechten Klimabilanz der Anlagen unter Druck.

„Wir haben keine Pläne, neue Kohlekraftwerke zu bauen“, sagt eine Sprecherin des Versorgers American Electric Power, einem der größten Energiekonzerne in den USA. Die Zukunft der Kohle hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Investitionen in solche Anlagen könnten nicht auf der Grundlage der Politik der gerade amtierenden Regierung beschlossen werden. Derzeit macht der Teil der Stromerzeugung aus Kohle 47 Prozent der gesamten Erzeugungskapazität des Konzerns aus. Der Anteil soll aber bis 2030 auf 33 Prozent sinken.

Die Entwicklung macht deutlich, wie begrenzt der Einfluss der Politik auf große Branchen oder weltweite Wirtschaftstrends ist. Einige Energie-Experten haben schon früh gesagt, dass die Zukunft der Kohleindustrie nicht in der Hand des Präsidenten liegt.

Trump habe alles getan, um der Industrie zu helfen, sagt dagegen ein Sprecher der National Mining Association, die die großen US-Kohlekonzerne vertritt. „Die Regierung ist nicht länger gegen uns.“ Nun müssten die Kräfte des Marktes ihr übriges tun. Trump hat seinen Wahlkampfversprechen an die Kohlelobby Taten folgen lassen, hatten diese ihm doch mit zum Sieg verholfen.

Er hat damit begonnen, den von seinem Vorgänger Barack Obama beschlossenen Clean Power Plan aufzuheben, mit dem der Kohlendioxid-Ausstoß von Kraftwerken reduziert werden soll.

Die Rückkehr zu 100 Prozent, die Trump für die Kohleindustrie versprochen hat – davon ist bislang wenig zu erkennen. Zwar stieg die Kohleproduktion im bisherigen Jahresverlauf nach Angaben der Energy Information Administration um mehr als acht Prozent an, 2018 werde aber bereits wieder ein Rückgang erwartet. Die Zahl der Beschäftigten in der Branche ist dem Arbeitsministerium zufolge von November 2016 bis Oktober 2017 um rund 2.200 auf 51.900 gestiegen – gegenüber ihrem Höchststand von 1985 ist das jedoch ein Rückgang um 70 Prozent.

Es wird zudem damit gerechnet, dass die Versorger in den USA im kommenden Jahr Kohlekraftwerke mit einer Leistung von mehr 13,6 Gigawatt stilllegen. Dies entspricht einer Leistung von etwa 14 Atomkraftwerken. Fast acht Gigawatt gingen im laufenden Jahr vom Netz, 2016 waren es 13 Gigawatt. Zum Vergleich: Bei den Sondierungsgesprächen zwischen Union, FDP und Grünen in Berlin wird über die Stilllegung von Kohlekraftwerken in Deutschland bis 2020 mit einer Leistung zwischen fünf bis zehn Gigawatt gestritten.

Weltweit hingegen hat die Kohleenergie Konjunktur. In zahlreichen Staaten werden derzeit insgesamt hunderte neue Kraftwerke gebaut.


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