Finanzen

Mt.Gox: Kaum Chancen für Geschädigte des Bitcoin-Diebstahls

Der bislang größte Diebstahl von Bitcoin hat für tausende Kunden massive Gewinneinbußen zur Folge.
25.11.2017 17:47
Lesezeit: 2 min

Alexandra Harney und Steve Stecklow von der Nachrichtenagentur Reuters berichten über den bislang größten Bitcoin-Diebstahl:

Es ist bislang der mit Abstand größte Bitcoin-Diebstahl der Geschichte: Mt.Gox, der einst weltgrößten Börse für die Internet-Währung, kamen 650.000 Bitcoin abhanden. Sie schlitterte daraufhin Anfang 2014 in die Pleite. Die geschädigten Kunden der japanischen Handelsplattform schauen noch immer in die Röhre: Ihre entwendeten Bitcoin-Guthaben werden sie nicht zurückbekommen. Ihnen steht lediglich Schadenersatz zu, dessen Summe dramatisch geringer ist, als ihr Bitcoin-Konto inzwischen wert wäre. Denn die Ansprüche orientieren sich einem Gerichtsurteil zufolge am Bitcoin-Kurs zum Zeitpunkt der Mt.Gox-Pleite. Seitdem hat er sich fast verzwanzigfacht.

Zudem müssten die Opfer auf das ihnen zustehende Geld wohl noch mehrere Jahre warten, sagt Kim Nilsson, ein schwedischer Software-Entwickler. „Es handelt sich um eine juristische Grauzone.“ Nilsson verlor zwölf Bitcoin bei Mt.Gox. 2014 war das Guthaben knapp 6.000 Dollar wert. Heute wären es 98.172 Dollar.

Ein japanisches Gericht setzte den Gesamtwert der Schadenersatzansprüche auf umgerechnet etwa 400 Millionen Dollar fest. Zahlreiche juristische Streitigkeiten zwischen Mt.Gox und früheren Geschäftspartnern sowie Investoren verhindern eine rasche Auszahlung. Dabei wäre mehr als genügend Geld vorhanden. Von den anfänglich verschwundenen 850.000 Bitcoin sind gut 200.000 wieder aufgetaucht. Der Wert allein dieses Guthabens beläuft sich auf 1,7 Milliarden Dollar. Hinzu kommen noch einmal jeweils die gleiche Anzahl von Bitcoin Cash und Bitcoin Gold im Gesamtvolumen von derzeit rund 250 Millionen Dollar.

Japanischen Anwälten zufolge werden Überschüsse aus der Insolvenzmasse an die Eigner des Unternehmens ausgeschüttet – den französischen Software-Entwickler Mark Karpeles sowie den US-Programmierer Jed McCaleb, der einen Minderheitsanteil von zwölf Prozent hält. Die Mt.Gox-Geschädigten bringt das auf die Palme: „Wenn die Regierung das Geld einziehen würde, wäre das weniger abstoßend, als es Mark zu geben“, sagt Aaron Gutman, ein Software-Entwickler, der 464 Bitcoin mit einem aktuellen Wert von 3,8 Millionen Dollar verlor. Karpeles und McCaleb betonen allerdings, dass sie Überschüsse aus der Mt.Gox-Insolvenz nicht wollen.

Unterdessen bemühen sich einige der Geschädigten, einen Gläubigerausschuss auf die Beine zu stellen. Dies ist in Japan allerdings selten und dem Gesetz zufolge müssen mehr als die Hälfte der Geprellten – also gut 12.000 Personen – hierfür ins Boot geholt werden. Nach Worten von Daniel Kelman, einem US-Anwalt aus Taiwan, dem 44,5 Bitcoin abhanden kamen, wird der Streit um Mt.Gox noch eine ganze Weile anhalten. „Die Leute werden für höhere Schadenersatzansprüche kämpfen. Ganz sicher.“ Nobuaki Kobayashi, Insolvenz-Verwalter der Bitcoin-Börse, wollte sich zum Stand des Verfahrens nicht äußern.

Mt.Gox startete 2010 als Tauschbörse für Sammelkarten. Im Jahr darauf übernahm Karpeles die Plattform und baute sie zum führenden Handelsplatz für die damals neue Krypto-Währung Bitcoin aus. Seinen Angaben zufolge hatte Mt.Gox auf dem Höhepunkt 1,1 Millionen aktive Kundendepots und wickelte 90 Prozent des weltweiten Bitcoin-Handels ab. Dies lockte immer wieder Hacker an, die dort zwischen 2011 und 2014 insgesamt mindestens 650.000 Bitcoin erbeuteten – aktueller Wert: 5,3 Milliarden Dollar. Insgesamt gingen bisher weltweit rund eine Million Bitcoin verloren.

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