Deutschland

Studie: Deutschland großer Verlierer bei US-Steuerreform

Einer Studie zufolge dürfte Deutschland zu den großen Verlierern der Steuerreform in den USA gehören.
17.12.2017 22:06
Lesezeit: 1 min

Deutschland und seine Wirtschaft werden nach einer Studie zu den Verlierern der sich abzeichnenden US-Steuerreform mit der massiven Absenkung der Unternehmenssteuersätze zählen. Die Reform werde nicht nur den Steuerwettbewerb zwischen Amerika und Europa anheizen, sagte der Studienleiter Christoph Spengel vom Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW am Mittwoch. „Zusätzlich wird der Wettbewerb zwischen den EU-Mitgliedern um US-Investitionen zunehmen; Deutschland ist dabei der Verlierer“, wird Spengel von Reuters zitiert. Eine der Konsequenzen sei eine grundlegende Veränderung der Investitionsströme in der Welt, die stärker in die USA geleitet würden. Die EU werde als Folge davon Einnahmen verlieren.

Die nächste Bundesregierung sei daher gut beraten, eine Strategie zur Steigerung der steuerlichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu entwickeln, schlagen die Autoren der Studie vor. „Deutschland ist nunmehr angehalten, sein System der Unternehmensbesteuerung wettbewerbsfähig zu halten“, sagte er. Zwar müsse man hierzulande nicht die Sätze auf das künftige Niveau in den USA senken, helfen würden aber eine Abschaffung des Solidaritätszuschlags, bessere Abschreibungsmöglichkeiten und eine steuerliche Forschungsförderung.

Nach den bisherigen Reformkonzepten von US-Senat und Repräsentantenhaus, die noch zusammengeführt werden müssen, würde die effektive Steuerlast von US-Konzernen von bisher 36,5 Prozent im Durchschnitt auf 22,7 Prozent abgesenkt, heißt es in der Studie einer Forschergruppe der Universität Mannheim. Damit läge die Belastung der US-Firmen deutlich unter dem Vergleichssatz in Deutschland von 28,2 Prozent und nahe dem EU-Durchschnitt von 20,9 Prozent.

Verbunden damit komme es zu einer grundsätzlichen System-Änderung. Entgegen dem global vorherrschenden Steuersystem werde nicht mehr das Welt-Einkommen von US-Unternehmen besteuert, sondern in Zukunft nur die in den USA erzielten Gewinne.

Grundsätzlich wird nach dem Expertenbericht von der US-Steuerreform eine Sogwirkung auf Investoren aus aller Welt in Richtung USA ausgehen – auch auf deutsche. Die deutschen Direktinvestitionen in den USA könnten als Folge mittelfristig um 39 Milliarden Euro steigen. Etwas weniger stark, nämlich um 6,3 Milliarden Euro, dürften die US-Investitionen in Deutschland wachsen. Insgesamt würden die USA durch ihre Steuerreform Investorengelder von 113,5 Milliarden aus der EU ins Land holen.

Die US-Steuerpläne stehen von Seiten der deutschen und europäischen Politik unter Beschuss. Die Finanzminister der fünf größten EU-Länder warnten ihren US-Kollegen Steven Mnuchin in einem Brief vor Elementen einer Importbesteuerung. Diese könnten mit internationalen Steuer-Regeln kollidieren und das internationale Handelssystem in Turbulenzen versetzen. Auch die EU warnte vor Risiken der vorgesehenen US-Steuergesetze.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Reform der Mütterrente braucht viel Zeit
19.06.2025

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag verabredet, die Mütterrente für alle Mütter einheitlich zu regeln. Die Deutsche...

DWN
Politik
Politik Deutschland zündet den Steuer-Turbo – hilft das der lahmenden Wirtschaft wirklich?
19.06.2025

Milliardenschwere Steuererleichterungen, gelockerte Schuldenbremse, ein Investitionspaket auf Pump – die Merz-Regierung setzt alles auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wehrpflicht? Nur jeder dritte Deutsche würde heute Wehrdienst leisten
18.06.2025

Die Nato drängt: Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie soll die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Raus ist raus: Russland droht westlichen Firmen mit Rückkehr-Verbot
18.06.2025

Westliche Konzerne wollten erst raus – und nun leise zurück nach Russland? Die Regierung macht dicht: Rückkaufrechte gestrichen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
18.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis und Platinpreis explodieren – verdrängen diese Metalle bald das Gold als Krisenwährung?
18.06.2025

Der Silberpreis und der Platinpreis schießen in die Höhe – und Anleger wenden sich zunehmend vom teuren Gold ab. Droht dem einstigen...

DWN
Politik
Politik Diäten, Rente und Pflege - was sich im Juli ändert
18.06.2025

Gerade in der Urlaubszeit wäre mehr Geld auf dem Konto ein Traum: Für wen ab Juli mehr drin ist und welche Fristen Sie beachten sollten.