Politik

Vorbild USA: Industrie fordert niedrigere Steuern in Deutschland

Lesezeit: 1 min
20.12.2017 16:54
Der Bundesverband der Deutschen Industrie fordert eine Senkung der Unternehmenssteuern in Deutschland nach US-Vorbild.
Vorbild USA: Industrie fordert niedrigere Steuern in Deutschland

Mehr zum Thema:  
Steuern > USA >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Steuern  
USA  

Die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump ist unter Dach und Fach. Nach dem Senat stimmte am Mittwoch auch das Repräsentantenhaus dem Gesetz zu, das massive Entlastungen für Unternehmen vorsieht. Die zweite Abstimmung im Repräsentantenhaus war wegen eines Verfahrensfehlers nötig geworden. Trump will das Gesetz noch im Tagesverlauf unterzeichnen. Mit der größten US-Steuerreform seit 30 Jahren sinkt die Körperschaftsteuer von 35 auf 21 Prozent. Firmen können Anschaffungen in den kommenden fünf Jahren komplett abschreiben und Gewinne aus dem Ausland zu einem verminderten Steuersatz in die USA bringen.

Deutsche Wirtschaftsverbände sehen die künftige Bundesregierung angesichts der drastischen Senkung der Unternehmensteuern in den USA unter Zugzwang. "Die US-Pläne bringen es auf den Punkt: Steuerpolitik ist immer auch Standortpolitik", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, am Mittwoch in Berlin laut AFP. Jede neue Bundesregierung müsse sich "diesem verschärften internationalen Wettbewerb stellen".

Mit 21 Prozent liege die Körperschaftsteuer in den USA künftig "deutlich" unterhalb der etwa 25 Prozent, die Unternehmen in den OECD-Staaten im Durchschnitt auf ihre Gewinne zahlten, erklärte Lang. Die Senkung des US-Steuersatzes von bisher 35 Prozent auf künftig 21 Prozent mache die USA "aus deutscher Sicht zum Niedrigsteuerland".

Das Gesetzespaket in den USA enthalte erhebliche Anreize, Konzernfunktionen und Investitionen in die USA zu verlagern, erklärte Lang und verwies auf verbesserte Abschreibungsregelungen und Verschärfungen für grenzüberschreitend tätige Unternehmen. Dies mache eine umfassende Reform des Außensteuerrechts in Deutschland "umso dringlicher".

Auch aus Sicht der mittelständischen Maschinenbauer wird die US-Reform den Standortwettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und Europa "signifikant verschärfen". Dem werde sich auch die neue Bundesregierung "konstruktiv stellen müssen", erklärte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Frankfurt am Main.

Wichtige Stellschrauben seien dabei neben der absoluten Höhe der Steuersätze auch eine modernere mittelstandsorientierte steuerliche Forschungsförderung sowie Abschreibungssätze, die einen Wertverlust realistisch abbildeten. Angesichts der Rekordsteuereinnahmen in Deutschland sei "die Chance für eine intelligente Steuerstrukturreform" gegeben, erklärte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.

Fabio de Masi, Finanzexperte der Linksfraktion im Bundestag, forderte hingegen Straf- und Quellensteuern "auf abfließende Dividenden, Lizenzgebühren und Zinsen, um in Deutschland erwirtschaftete Gewinne von Google und Co. hier zu versteuern". Die US-Steuerreform begünstige US-Konzerne, Superreiche und den Trump-Clan und heize "das internationale Steuerdumping" weiter an, kritisierte der Linkspolitiker. Auch Großbritannien habe seine Unternehmensteuern zuletzt massiv gesenkt, erklärte De Masi. Frankreich und die Niederlande hätten ähnliche Pläne.


Mehr zum Thema:  
Steuern > USA >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Der internationale Handel und Kriege im Fokus bei Xi-Besuch in Frankreich
06.05.2024

Auf gute Stimmung machen in Europa: Chinas Staatspräsident Xi besucht seit fünf Jahren mal wieder Frankreich und lächelt, als ihn...

DWN
Politik
Politik Neues Gesicht in der CDU: Helmut Kohl-Enkel will in Bundesvorstand gewählt werden
06.05.2024

Die Kinder von Helmut Kohl haben auf eine Karriere in der Politik verzichtet. Jetzt versucht der Enkel des früheren Bundeskanzlers,...

DWN
Politik
Politik Friedrich Merz bleibt Parteichef: CDU zur sofortigen Regierungsübernahme bereit
06.05.2024

Die CDU trifft sich zum dreitägigen Bundesparteitag in Berlin. Es geht um die Verabschiedung des neuen Parteiprogramms der Union und auch...

DWN
Politik
Politik Scholz zu Besuch in Litauen: „Jeden Zentimeter ihres Territoriums verteidigen"
06.05.2024

Mit der anlaufenden Stationierung einer gefechtsbereiten Brigade an der Nato-Ostflanke geht Deutschland im Bündnis voran. Der...

DWN
Politik
Politik Über Fidschi nach Down under: Annalena Baerbock an der Frontlinie der Klimakrise
06.05.2024

Sie zählen zu den kleinsten Klimasündern, haben aber am stärksten unter den Folgen der Erderwärmung zu leiden. Baerbock ist um die...

DWN
Technologie
Technologie Sprunginnovation: In der Lausitz wird das größte Höhenwindrad der Welt errichtet
06.05.2024

Die Sache klingt zunächst irgendwie tragisch. Die Bundesagentur für Sprunginnovationen versucht, in der Lausitz in 365 Metern Höhenwinde...