Der Verkauf der Air-Berlin-Tochter Niki an den Luftfahrtkonzern IAG könnte nach Einschätzung des Insolvenzverwalters wegen der Beschwerde eines auf Fluggastrechte spezialisierten österreichischen Unternehmens noch scheitern. Das Online-Portal Fairplane teilte am Dienstag mit, juristische Schritte unternommen zu haben, um das Niki-Insolvenzverfahren von Deutschland nach Österreich zu verlegen. Dazu habe es unter anderem beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg Beschwerde gegen den Verkauf der österreichischen Billig-Airline an IAG eingelegt, bestätigte ein Fairplane-Sprecher einen Bericht der Zeitung "Kurier". "Sollte die Beschwerde vor dem Amtsgericht Charlottenburg Erfolg haben, wäre der Verkauf von Niki an IAG im Höchstmaß gefährdet", sagte ein Sprecher des Air-Berlin-Insolvenzverwalters Lucas Flöther. Mit einer Entscheidung des Gerichts werde noch in dieser Woche gerechnet.
Neben der Beschwerde reichte FairPlane nach eigenen Angaben beim österreichischen Landesgericht Korneuburg einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens für Niki ein. "Die Durchführung in Österreich erleichtert die Durchsetzung der Ansprüche von tausenden geschädigten Passagieren und gewährleistet ein Verfahren abseits von den Interessen der Muttergesellschaft Air Berlin in Deutschland", hieß es zur Begründung. Viele Kunden hätten "auf die vollmundigen Aussagen" der Niki-Mutter Air Berlin vertraut, dass man bei Niki nach wie vor risikolos buchen könne, und Niki von der Insolvenz der Muttergesellschaft gar nicht betroffen sei.
Kurz vor Jahreswechsel hatte sich für Niki doch noch ein Retter gefunden. Der österreichische Ferienflieger soll künftig zu großen Teilen dem Mutterkonzern von British Airways und Iberia gehören. Der Verkauf an IAG soll bis Ende Februar über die Bühne gehen. Niki war von Air Berlin mit in den Abwärtsstrudel gerissen worden, weil die Österreicher finanziell voll am Tropf ihrer ehemaligen Muttergesellschaft hingen. Air Berlin hatte im August Insolvenz anmelden müssen. Flöther, der Air Berlin durch die Krise führen soll, hatte Niki aus der Insolvenz heraushalten wollen und mit der Lufthansa auch einen Käufer gefunden, der mehr als 180 Millionen Euro zahlen wollte. Doch die deutsche Nummer eins war am Widerstand der EU-Wettbewerbsbehörden gescheitert und hatte deshalb ihr Angebot zurückgezogen. Kurz vor Weihnachten musste Niki daher doch Insolvenz anmelden und den Flugbetrieb einstellen.