Finanzen

Britischer Baukonzern Carillion ist bankrott

Der britische Baukonzern Carillion hat seine Zwangsauflösung bekanntgegeben.
15.01.2018 17:02
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der britische Bauriese Carillion ist am Ende. Das Unternehmen beantragte am Montag seine sofortige Zwangsauflösung, nachdem Verhandlungen mit Banken und der britischen Regierung über eine Übergangsfinanzierung gescheitert waren, wie Carillion mitteilte. Der Konzern beschäftigt rund 20.000 Menschen in Großbritannien und erzielte 2016 einen Umsatz von 5,2 Milliarden Pfund (damals rund 6,1 Milliarden Euro). Weltweit beschäftigt Carillion rund 43.000 Mitarbeiter.

Carillion hatte Bloomberg zufolge im Juni 2017 bereits langfristige Schulden von 900 Millionen Pfund angesammelt. Zudem habe der Konzern ein Defizit von fast 600 Millionen Pfund in der Pensionskasse zu verzeichnen. Erst vor einem Jahr hatte das Unternehmen noch einen Schuldschein über 112 Millionen Pfund platziert. Die Investoren werden sich nun auf herbe Verluste einstellen müssen.

Das Unternehmen ist nicht nur im Bausektor tätig, sondern bietet auch zahlreiche Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Wartung an. Dabei ist es ein großer Auftragnehmer der britischen Regierung. Wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf das Unternehmen berichtete, liefert Carillion täglich mehr als 32.000 Schulessen aus und ist für Hausmeister-Dienstleistungen von 875 Schulen verantwortlich. Im Bausektor erhielt Carillion erst im vergangenen Sommer den Auftrag, an einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke mitzubauen.

Die Regierung werde nach der Insolvenz weiterhin alle öffentlichen Dienstleistungen aufrecht erhalten, teilte Premier Theresa Mays Kabinettschef David Lidington mit. „Es ist bedauerlich, dass Carillion nicht in der Lage war, passende Lösungen mit seinen Gläubigern zu erzielen“, sagte er. „Aber von den Steuerzahlern kann nicht erwartet werden, eine private Firma zu retten.“

Nach dem Zusammenbruch gerät die britische Regierung unter Druck. Sie solle erklären, warum Minister neue Aufträge im Volumen von 1,3 Milliarden Pfund (1,46 Milliarden Euro) an das Unternehmen vergeben hätten, obwohl es bereits in ernsten finanziellen Schwierigkeiten gesteckt habe, forderte die Opposition. Die Zukunft Hunderter großer Bauprojekte ist damit ungewiss.

Carillion baute und betreibt für den Staat unter anderem Hospitäler, Gefängnisse, Verteidigungsanlagen und Bahnstrecken. Aus diesem Grund springt die Regierung ein und zahlt die Gehälter der Beschäftigten weiter, die für eines der 450 öffentlichen Projekte arbeiten.

Die Opposition aus Labour und Liberaldemokraten will nun Klarheit über das weitere Vorgehen der Regierung in dem Pleitefall. Laut Daten über Regierungsaufträge erhielt Carillion nach einer ersten Gewinnwarnung im Juli noch Verträge im Umfang von 1,3 Milliarden Pfund. Der Labour-Politiker Jon Trickett erklärte, schon seit sechs Monaten hätten alle Alarmglocken schrillen müssen. Die Regierung müsse nun offenlegen, ob sie ihren Kontrollpflichten nachgekommen sei. Nach Angaben von Verteidigungsminister Gavin Williamson wollte die Regierung wegen der Carillion-Pleite noch am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...