Finanzen

EZB: Nullzinsen werden noch lange Bestand haben

Die EZB hat angekündigt, ihre Geldpolitik noch lange expansiv zu halten.
25.01.2018 14:03
Lesezeit: 2 min

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Hoffnungen auf ein baldiges Ende ihrer Nullzinspolitik gedämpft. Die Währungshüter beließen den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt im Anschluss an die erste Zinssitzung des EZB-Rates in diesem Jahr mitteilte. Geschäftsbanken, die Geld bei der Notenbank parken, müssen weiterhin 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Die Notenbank gab zunächst keinen Hinweis auf eine Straffung ihrer ultralockeren Geldpolitik.

Wie die EZB weiter mitteilte, wird sie ihr auf 2,3 Billionen angewachsenes Wertpapierkaufprogramm noch bis mindestens September fortsetzen. Eine Verlängerung zu diesem Zeitpunkt ist weiterhin denkbar, falls die EZB keine nachhaltige Annäherung der Inflation an ihren Zielwert von knapp zwei Prozent feststellt. Selbst eine Ausweitung der monatlichen Käufe von derzeit 30 Milliarden Euro ist laut Notenbank möglich.

Damit hat die EZB ihre geldpolitische Kommunikation zunächst nicht verändert. Analysten hatten damit mehrheitlich gerechnet. Erwartet wird jedoch, dass die Notenbank ihre auch als "Guidance" bekannte Signalsprache zur nächsten Sitzung im März anpasst und damit ein Ende ihrer bald drei Jahre laufenden Geldschwemme vorbereitet. Ihre Leitzinsen beließ die EZB unterdessen wie allgemein erwartet unverändert.

Zuletzt war spekuliert worden, die Währungshüter könnten die Wortwahl zum künftigen Kurs ändern oder gar das Ende der milliardenschweren Anleihenkäufe andeuten. EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hatte die Erwartungen jedoch gedämpft: Zwar sehe der EZB-Rat die Notwendigkeit, seine geldpolitische Kommunikation graduell anzupassen, soweit die Wirtschaft weiter wachse und die Inflation anziehe. Das bedeute aber nicht, dass derartige Änderungen unmittelbar bevorstünden, sagte Constâncio der italienischen Zeitung "La Repubblica".

Im Oktober hatten Europas Währungshüter ihre milliardenschweren Käufe von Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende September 2018 verlängert, das monatliche Volumen von Januar an aber auf 30 Milliarden Euro halbiert. Beobachter werteten dies als erstes Anzeichen für einen Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik.

Sparer müssen sich allerdings weiter gedulden. Die EZB will den Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Notenbank Geld leihen können, erst anheben, wenn die Anleihekäufe beendet sind. Volkswirte rechnen erst im kommenden Jahr mit einem ersten Zinsschritt.

Mit der vor allem in Deutschland umstrittenen ultralockeren Geldpolitik versucht die Notenbank seit Jahren, Konjunktur und Inflation anzuschieben. Mittelfristig strebt die EZB eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher dazu bringen, Investitionen aufzuschieben - das könnte die Konjunktur abwürgen.

Obwohl die Wirtschaft im Euroraum inzwischen robust wächst, hinkt die Inflation hinterher. Im Dezember waren die Verbraucherpreise im gemeinsamen Währungsraum im Jahresvergleich um 1,4 Prozent gestiegen. Im November waren es noch 1,5 Prozent.

Sorgen bereitet den Währungshütern dabei auch der stärkere Euro. Dadurch werden Importe billiger, das dämpft die Inflation. "Die jüngste Entwicklung des Wechselkurses ist eine Quelle der Unsicherheit, die es wegen ihrer möglichen dämpfenden Effekte auf die Importpreise zu beobachten gilt", sagte Frankreichs Notenbankchef François Villeroy de Galhau jüngst der "Börsen-Zeitung".

EZB-Chef Mario Draghi wird sich ab 14.30 Uhr der Presse stellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...