Die türkischen Truppen wollen im Kampf gegen die Kurdenmiliz YPG in Kürze mit der Belagerung der Stadt Afrin im Nordwesten Syriens beginnen. Dies werde im Rahmen der Operation Ölzweig in den kommenden Tagen geschehen, kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag an. Eine Stationierung syrischer Regierungstruppen in der gleichnamigen Region sei durch Gespräche abgewendet worden, sagte Erdogan. Er hatte am Montag mit seinen Kollegen in Russland und im Iran über die Lage in Syrien beraten, die an der Seite des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad stehen.
Die Türkei hatte gedroht, sie werde gegen Assad-Truppen vorgehen, sollten sie nach Afrin vorrücken, um die YPG gegen die türkischen Soldaten zu unterstützen. Die Kurden in Afrin hatten zuvor die Assad-Armee zur Hilfe gegen die Türkei aufgefordert.
Das Verhältnis der syrischen Regierung zu den Kurden im Norden ist ambivalent. Im Bürgerkrieg haben sie weitgehend direkte militärische Zusammenstöße vermieden und zeitweise gemeinsam gegen Extremistengruppen gekämpft. Vereinzelt kam es aber auch zu Kampfhandlungen zwischen ihnen. Unterschiedliche Vorstellungen haben sie über die Zukunft Syriens. Assad will das gesamte Land wieder unter seine Kontrolle bringen. Die Kurden beherrschen inzwischen aber große Gebiete im Norden des Landes und wollen diese nicht aufgeben. Dies ist der Türkei ein Dorn im Auge. Die Führung in Ankara will ein Erstarken der YPG, die sie als Terrororganisation und verlängerten Arm der Kurdischen Arbeiterpartei PKK erachtet, an ihrer Grenze im Süden nicht dulden. Die PKK kämpft sei Jahrzehnten für Autonomie der Kurden in der Türkei.
Die YPG wird von den USA unterstützt, die sie für den Kampf gegen die radikalislamische IS-Miliz ausrüsten. Bei der YPG und den mit ihr verbündeten Milizen sind auch US-Soldaten und -Berater tätig. Damit könnte es in Nordsyrien zu einer direkten Konfrontation zwischen den Nato-Partnern Türkei und USA kommen.