Die chinesische Regierung hat die Kontrolle über den weltweit aktiven Versicherungskonzern Anbang übernommen. Das Unternehmen habe Gesetze und Vorschriften missachtet und das könnte die Zahlungsfähigkeit ernsthaft gefährden, teilte die zuständige Aufsichtsbehörde am Freitag mit. Mehr Details wurden nicht genannt. Zugleich wurden strafrechtliche Schritte gegen den Vorstand Wu Xiaohui wegen wirtschaftlicher Vergehen eingeleitet. Wu wurde bereits im Juni verhaftet, als das Unternehmen in Turbulenzen geriet.
Anbang werde nun ein Jahr lang von Vertretern der Aufsichtsbehörde CIRC, der Zentralbank und anderen staatlichen Stellen geführt. Die Geschäfte des Versicherungsriesen liefen während der Umstrukturierung weiter. Anbang wurde durch seinen weltweiten Zukaufkurs bekannt und steht auf Platz 139 der 500 umsatzstärksten Unternehmen. Zu den bekanntesten Beteiligungen gehört das New Yorker Waldorf Astoria-Hotel.
Unklar war, was den Schritt der Behörden ausgelöst hatte. Aus Versicherungskreisen hieß es, er sei nicht überraschend, weil Anbang schon seit längerem im Konflikt mit der Regierung stehe. Ein Anbang-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab.
Anbang gehört zu einer Reihe von großen chinesischen Konzernen, die in den vergangenen Jahren massiv Schulden aufgenommen haben und inzwischen eine Gefahr für die Finanzstabilität des Landes darstellen. Dazu gehört auch die HNA-Gruppe – einer der größten Aktionäre der Deutschen Bank – welcher in der vergangenen Woche mehrere Immobilien verkaufen musste, um an frisches Geld zu kommen.