Finanzen

Schleswig-Holstein billigt Verkauf der HSH Nordbank an Investoren

Der Landtag von Schleswig-Holstein hat dem Verkauf der HSH Nordbank an Finanzinvestoren grünes Licht gegeben.
26.04.2018 15:32
Lesezeit: 2 min

Der schleswig-holsteinische Landtag hat den Verkauf der HSH Nordbank an private Finanzinvestoren gebilligt. Das Parlament stimmte am Donnerstag nach Angaben der Landtagsverwaltung in Kiel einstimmig für den von den Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein ausgehandelten Vertrag. Auch die Bürgerschaft in Hamburg muss zustimmen. Das soll im Mai oder Juni passieren.

Parallel segnete der Landtag die Aufnahme von drei Milliarden Euro Schulden per Nachtragshaushalt ab. Mit den Krediten wird das Land nach Angaben des Landtags die Garantieverpflichtungen bedienen, die es dem angeschlagenen Geldinstitut vor Jahren gab. Diese müssen vor dem Vollzug des Verkaufs beendet werden, weshalb es nun noch einmal zu einer Schlussabrechnung kommt.

Die Regierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein hatten Ende Februar beschlossen, ihre nach der globalen Finanzkrise 2008 in Schieflage geratene ehemalige Landesbank für eine Milliarde Euro an eine Gruppe von US-Finanzinvestoren zu verkaufen. Die Privatisierung der Anteile war eine Auflage der EU-Kommission.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) bezeichnete den Verkauf am Donnerstag im Landtag als unter wirtschaftlichen Aspekten „beste Option“ für Schleswig-Holstein. Das Engagement des Landes am Finanzmarkt sei für die Steuerzahler sehr teuer geworden. Nun bestehe die Chance zu einem „Schlussstrich“.

Die HSH war aus der Fusion der Landesbanken von Hamburg und Schleswig-Holstein hervorgegangen. Das mehrheitlich im Besitz der beiden Länder befindliche Institut hatte durch riskante Geschäfte mit Schiffsfinanzierungen und US-Immobilienkrediten im Zuge der globalen Finanzkrise und der ihr nachfolgenden anhaltenden Wirtschaftsflaute Milliarden-Verluste angehäuft.

Hamburg und Schleswig-Holstein mussten die Bank 2009 mit viel Steuergeld und Verlustgarantien in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro vor der Abwicklung bewahren. Diese hätte potenziell noch weit verheerendere finanzielle Folgen haben können, weil die Länder als sogenannte Gewährträger dann mit weit höheren Forderungen konfrontiert gewesen wären. Laut Hamburger Senat belief sich die im Raum stehende Summe auf 65 Milliarden Euro.

Bereits früher hatte die HSH 4,1 Milliarden aus der Garantie der beiden Länder in Anspruch genommen, um Verluste aus der Abwicklung fauler Altkreditpakete auszugleichen. Die Bank mit derzeit rund 2000 Mitarbeitern stellt sich seit Jahren völlig neu auf. Sie betätigt sich inzwischen ausschließlich als Bank für mittelständische Firmen. Sie finanziert etwa Projekte im Bereich Energie, Immobilien oder Eisenbahnnetz-Infrastruktur.

Neben der Hamburger Bürgerschaft müssen auch die Kartellbehörden und Brüsseler EU-Kommission einer Privatisierung der Bank noch abschließend zustimmen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...