Der Schweizer Franken verliert gegenüber dem Euro kontinuierlich an Wert. Aktuell liegt der Wechselkurs bei 1,19 Franken pro Euro. Damit hat der Franken innerhalb weniger eines Jahre mehr als zehn Prozent gegenüber dem Euro verloren. Im Mai 2017 lag der Wechselkurs bei 1,07 Franken pro Euro.
Nach einer Analyse von SFR Online ist der Hauptgrund für das Erstarken des Euros gegenüber dem Franken die gute konjunkturelle Lage in der EU. Letztes Jahr betrug das durchschnittliche Wachstum in den EU-Mitgliedsstaaten 2,4 Prozent. Gerade hat die EU-Kommission ihre Prognose für 2018 noch einmal angehoben: Ging sie im Herbst 2017 noch von einem Wachstum von 2,1 Prozent aus, erwartet sie nun ein Plus von 2,3 Prozent.
Auch die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft sind gut. Für 2018 erwartet die Schweizer „Expertengruppe des Bundes“ ein Wachstum von bis zu 2,4 Prozent. Geht man aber davon aus, dass der Franken in den letzten Jahren gegenüber dem Euro überbewertet war, wird sich der konjunkturelle Aufschwung in der Schweiz auf den Wechselkurs zwischen Franken und Euro weniger stark auswirken als es der Aufschwung in der Euro-Zone tun wird.
Die Entwicklung des Franken kommt insofern überraschend, als dass er in der Regel von diplomatischen und wirtschaftlichen Krisen profitiert und Investoren als Fluchtwährung in unsicheren Zeiten dient. So begann der Höhenflug des Franken im Jahr 2009, als die Finanz- und Wirtschaftskrise Europa zu erfassen begann. Marktbeobachter sind sich einig, dass der Franken in den darauffolgenden Jahren noch stärker gewesen wäre, wenn die Schweizerische Nationalbank (SNB) ab 2011 seinen Wert nicht durch Euro-Käufe künstlich verhältnismäßig niedrig gehalten hätte.
Als die SNB ihre Politik des Mindestkurses (das heißt, den Euro mindestens 1,20 Franken kosten zu lassen) nicht mehr aufrechterhalten konnte und Anfang 2015 den Franken dem freien Markt überließ, schoss er dann auch prompt in die Höhe. Doch offensichtlich wiegen die derzeitigen Krisen – der Syrien-Konflikt, das diplomatische Tauziehen zwischen Russland und dem Westen sowie die möglichen Handelskriege zwischen den USA und China beziehungsweise den USA und der EU – in Bezug auf den Wechselkurs zwischen Euro und Franken weniger schwer als der Wirtschaftsaufschwung in der EU-Zone.
Eine diplomatische Krise trägt ausnahmsweise sogar zur Schwächung des Franken bei. Von den Sanktionen der USA gegen Russland sind eine ganze Reihe von Geschäftsleuten aus Russland betroffen. Viele davon haben in den letzten Jahren große Teile ihres Vermögens in die Schweiz transferiert. Beispielsweise Wiktor Wekselberg. Der 61-jährige – der mit einem Vermögen von 13,5 Milliarden Dollar auf Platz 105 der Forbes-Liste der Superreichen steht – ist Eigentümer des Mischkonzerns Renova Group und hält Anteile am Aluminiumhersteller Rusal. Beide Unternehmen und ihre Vertreter stehen auf der US-Sanktionsliste. Wekselberg musste daher mit dem Einfrieren seiner Konten in der Schweiz rechnen und transferierte sein Vermögen vorsichtshalber nach Russland zurück. Die Umwechslung von Milliarden Franken in Rubel „könnte einer der Gründe sein, weshalb der Schweizer Franken in den letzten Tagen noch etwas geschwächt wurde“, so Claude Zehnder, Chefanalyst der Züricher Kantonalbank, gegenüber dem SFR.
Marktbeobachter rechnen damit, dass der Kurs des Franken in den nächsten Monaten weiter fallen und sogar die symbolisch wichtige Marke von 1,20 Franken für einen Euro überschreiten wird.
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