Finanzen

Schuldenlast der Unternehmen steigt weltweit stark an

Der Ratingagentur Moody’s zufolge sind inzwischen 40 Prozent der weltweit gehandelten Unternehmensanleihen akut ausfallgefährdet.
28.05.2018 17:26
Lesezeit: 2 min

Am globalen Markt für Unternehmensanleihen haben sich in den vergangenen Jahren deutliche Risiken aufgebaut. Die Ratingagentur Moody’s rechnet inzwischen damit, dass es mittelfristig zu einer großen Welle an Ausfällen kommen wird, berichtet CNBC.

Moody’s zufolge ist der Anteil an Unternehmen mit schlechter bis sehr schlechter Kreditwürdigkeit (B1 oder tiefer) seit dem Jahr 2009 um 58 Prozent gestiegen. Etwa 40 Prozent aller von Moody’s untersuchten Unternehmen sind demzufolge „hochgradig spekulativ“ oder verfügen nur noch über Ramsch-Status.

Sollte es zu einer Abschwächung der Weltwirtschaft kommen, erwarten die Analysten große Wellen an Unternehmensinsolvenzen, welche wiederum zu massiven Verlusten der Anleihe-Gläubiger führen werden. „Die lange Phase geringen Wachstums und niedriger Zinsraten ist der Katalysator für die beträchtlichen Veränderungen bei den Kreditbedingungen der Nicht-Banken. Die rekordhohe Zahl hochverschuldeter Unternehmen hat die Bühne für eine große Welle an Insolvenzen bereitet, wenn die nächste Wirtschaftskrise kommt“, schreibt die Analystin Mariarosa Verde.

Das Hauptmerkmal der derzeitigen Phase sei insbesondere die hohe Zahl überschuldeter Unternehmen, welche den Bankrott nur noch durch weitere Kredite und Anleihen abwenden könnten. Solche Unternehmen werden von einigen Beobachtern „Zombies“ bezeichnet. „Starke Nachfrage der Investoren für höhere Renditen ermöglicht derzeit auch den schwächsten Schuldnern, den Zahlungsausfall abzuwenden, indem alte Schulden durch neue ausgeglichen werden. Einer ganzen Reihe sehr schwacher Emittenten gelingt dies, solange die Gesamtumstände noch einigermaßen gut sind.“

Die Unternehmensschulden sind in den vergangenen Jahren weltweit gestiegen, besonders aber in den USA. Derzeit schulden diese ihren Gläubigern etwa 8,8 Billionen Dollar und damit 49 Prozent mehr als im Jahr 2009. Der Median-Schuldenstand aller US-Unternehmen stieg seit 2009 verglichen mit den Einnahmen je nach Bonitätsstufe zwischen 10 und 30 Prozent.

Die US-Zentralbank Federal Reserve ermöglichte den starken Anstieg der Schuldenstände, indem sie die Leitzinsen über Jahre tief hielt und durch mehrere Anleihen-Kaufprogramme die zu zahlenden Zinsen im Markt drückte. Dies ermöglichte auch Unternehmen mit schwacher Bonität Schulden aufzunehmen.

Die Abschwächung der Kreditbedingungen bringt die Gläubiger dieser Unternehmen in Bedrängnis. „Viele Schuldner mit spekulativer Bonität oder schlechter haben ihre Schuldenkapazität erreicht, aber die strukturellen Schutzbestimmungen für die Gläubiger werden weiter abgeschwächt. Viele der verschuldeten Unternehmen können heute viel mehr Dinge als noch vor einigen Jahren tun, welche ihre Kreditwürdigkeit erodieren lassen, ohne die Zustimmung der Geldgeber einholen zu müssen“, heißt es in dem Bericht.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...