Gemischtes

Bundesamt: Eine Million Autos von Daimler unter Diesel-Verdacht

Das Kraftfahrbundesamt hegt den Verdacht der Manipulation gegen eine Million Daimler-Fahrzeuge.
10.06.2018 14:45
Lesezeit: 2 min

Daimler-Chef Dieter Zetsche muss bei einem Treffen mit Verkehrsminister Andreas Scheuer am Montag im Bundesverkehrsministerium konkrete Zahlen zum Ausmaß des mutmaßlichen Dieselabgasskandals bei Mercedes und dessen Lösungen vorlegen. Nach einem Bericht der "Bild am Sonntag" (BamS) hat das Kraftfahrtbundesamt (KBA) inzwischen fünf "unzulässige Abschaltfunktionen" bei Daimler-Modellen entdeckt. Die Behörde geht dem Verdacht nach, dass diese Software-Funktionen sogar in einem Großteil der neueren Diesel-Flotte mit der Abgasnorm Euro 6 zum Einsatz kommen und damit fast eine Million Fahrzeuge betroffen wären.

Daimler wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. "Kein Kommentar", sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Der Stuttgarter Konzern arbeite vollumfänglich und transparent mit dem KBA und dem Bundesverkehrsministerium zusammen. Der Sprecher bekräftigte zudem, Daimler widerspreche, wenn das KBA meine, es handele sich um eine unzulässige Abschalteinrichtung. Der Konzern hatte angekündigt, dies – wenn erforderlich – vor Gericht klären zu wollen.

Wie die "BamS" berichtet, nutzt Daimler wie andere Hersteller eine Harnstofflösung zur Abgas-Reinigung. Allerdings verschlechtere sich laut KBA der Wirkungsgrad ohne erklärbaren Grund, sobald der Motor nach dem Start 17,6 Gramm Stickoxide ausgestoßen habe. Bei einer anderen Softwarefunktion wechsele die Motorsteuerung nach 1200 Sekunden – bei neueren Modellen 2000 Sekunden – in den schmutzigen Abgas-Modus.

Scheuer hatte Zetsche bereits am 28. Mai zu einer Krisensitzung vorgeladen. Der Verkehrsminister setzte dem Daimler-Manager damals eine Frist von 14 Tagen, um "konkrete Ergebnisse auf den Tisch zu legen". Zuvor hatte das KBA einen Rückruf von rund 4900 Exemplaren des Mercedes-Kleintransporters Vito wegen einer unzulässigen Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung angeordnet. Scheuer wies das KBA an, weitere Mercedes-Modelle zu prüfen.

Über die Zahl der betroffen Mercedes-PKWs kursierten in Medien zuletzt verschiedene Zahlen. Die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtete, es könnten bis zu 900.000 Fahrzeuge sein, darunter das Modell C-Klasse. Anfang Juni hatte der "Spiegel" berichtet, Scheuer gehe von rund 750.000 verdächtigen Fahrzeugen aus, in denen ein unzulässiges Abgasreinigungssystem eingebaut sein könnte. Der Minister habe Zetsche ein Ordnungsgeld von bis zu 5000 Euro pro Auto angedroht, was sich auf 3,75 Milliarden Euro summieren könnte.

Nach dem Volkswagen-Konzern steht mit Daimler damit der zweite deutsche Autobauer wegen Abgasmanipulationen im Fokus. Die Wolfsburger hatten erst nach massivem Druck der amerikanischen Umweltbehörden zugegeben, Dieselabgaswerte durch eine Abschalteinrichtung manipuliert zu haben. Diese erkennt, ob sich ein Auto auf einem Prüfstand befindet und reguliert nur dann den Stickoxidausstoß. Auf der Straße sind die Abgaswerte sehr viel höher. Die Wiedergutmachung des Abgasskandals kostete Volkswagen bislang mehr als 25 Milliarden Euro.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...