Steigende Preise für das Tanken, Essen und Reisen haben die Inflation in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr getrieben. Im Mai kosteten Waren und Dienstleistungen durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag eine erste Schätzung bestätigte. Einen so starken Preisdruck gab es zuletzt im Februar 2017. In den beiden Vormonaten betrug die Teuerungsrate noch jeweils 1,6 Prozent. Sie liegt nunmehr in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion über der Zielmarke von knapp zwei Prozent, die die Europäische Zentralbank (EZB) als ideal für die Wirtschaft ansieht.
"Für den Anstieg der Inflationsrate im Mai 2018 waren maßgeblich die Energiepreise verantwortlich", erklärten die Statistiker. Diese zogen um 5,1 Prozent an und damit fast viermal so kräftig wie im Vormonat. Kraftstoffe wie Benzin kosteten 8,2 Prozent mehr, Heizöl fast ein Viertel mehr als vor Jahresfrist. Lebensmittel verteuerten sich mit 3,5 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich: Für Butter etwa musste nahezu ein Drittel mehr hingeblättert werden. Bei Pauschalreisen betrug der Aufschlag 10,4 Prozent - "in erster Linie bedingt durch die frühe Lage von Pfingsten", wie die Statistiker erläuterten.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet sowohl für dieses als auch das kommende Jahr mit einer durchschnittlichen Teuerungsrate von 1,9 Prozent. Zum Vergleich: 2017 lag sie bei 1,8 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) berät an diesem Vormittag in Riga über die nächsten Schritte hin zu einer weniger expansiven Geldpolitik. Im Zentrum ihres Treffens in der lettischen Hauptstadt steht die Zukunft der vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe. Experten erwarten von EZB-Chef Mario Draghi zumindest Hinweise, wann die auf 2,55 Billionen Euro angelegten und nur noch bis Ende September geplanten Transaktionen eingestellt werden. An den Börsen wird aktuell damit gerechnet, dass es eine kurze Auslaufphase geben und das Programm am Jahresende gestoppt wird.
An ihrem Leitzins, der seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, wird die Notenbank wohl nicht rütteln. Die Entscheidung dazu wird um 13.45 Uhr veröffentlicht. Draghi wird die Beschlüsse dann ab 14.30 Uhr vor der Presse erläutern.
Die Erwartungen sind hoch, nachdem EZB-Chefvolkswirt Peter Praet eine Debatte über die Beendigung der Anleihenkäufe auf die Agenda des Treffens gesetzt hat. Als Entscheidungshilfe werden den Euro-Wächtern auch neue Konjunktur- und Inflationsprognosen der hauseigenen Ökonomen vorliegen. Thema dürfte zudem die Lage in Draghis Heimatland Italien werden. Befürchtungen, dass das hoch verschuldete Land unter der neuen Regierung auf Konfrontationskurs zur EU gehen könnte, hatten an den Börsen zuletzt für Unruhe gesorgt. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und der EU treibt die Notenbank um.
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