Politik

Türkei: Landesweite Razzia gegen Soldaten der Marine

Am Dienstag nahmen türkische Sicherheitsbehörden bei landesweiten Razzien zahlreiche Marinesoldaten und Polizisten fest.
26.06.2018 17:03
Lesezeit: 1 min

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen zum Türkei-Putsch vom 15. Juli 2016 wurden am Dienstag Razzien in den Einrichtungen der türkischen Marine durchgeführt. Es kam auch zu Festnahmen von suspendierten türkischen Polizisten. Während der zeitgleichen Razzien in den Städten Ankara, İstanbul, İzmir, Kocaeli, Balıkesir und Artvin wurden 22 Angehörige der Marine und Küstenwache festgenommen, berichtet Turk Time.

Weitere sechs Marinesoldaten, die ebenfalls in Untersuchungshaft genommen werden sollten, sind ins Ausland geflohen. Zudem wurden sechs Angehörige der Gendarmerie festgenommen. Die Festnahmen erfolgten im Auftrag der Oberstaatsanwaltschaft der Türkischen Republik in Ankara.

Im August des vergangenen Jahres waren mehrere Kommandeure der Marine geschlossen zurückgetreten.

Die Zeitung Aydınlık berichtet, dass am Dienstag zudem 55 suspendierte Polizeibeamte festgenommen wurden. 31 von ihnen sollen hochrangige Positionen im türkischen Polizeiapparat bekleidet haben. Die Festnahmen erfolgten im Auftrag der Oberstaatsanwaltschaft der Türkischen Republik in Bursa.

Allen Festgenommenen wird vorgeworfen, Mitglieder der Organisation des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen zu sein. Die Gülen-Bewegung soll den Putsch vom 15. Juli 2016 organisiert und ausgeführt haben.

Verfahren gegen Militärs

Im Rahmen der Ermittlungen zum Putsch-Versuch wurden bisher Verfahren gegen 203.518 Personen aus dem Militär, der Polizei und allen anderen türkischen Institutionen eröffnet. 5.315 der Angeklagten befinden sich in Untersuchungshaft, berichtet die Zeitung Hürriyet. 13.992 Personen wurden freigesprochen. In der Türkei laufen aktuell 288 Gerichtsverfahren gegen Personen, die sich am Putsch beteiligt haben sollen, oder der Gülen-Bewegung angehören. In Ankara finden 56 und in Istanbul finden 53 Gerichtsverfahren statt. Die restlichen 179 Verfahren verteilen sich auf alle anderen Städte des Landes.

Mittlerweile haben 49 Generäle, 419 Offiziere, 101 Unteroffiziere, 31 Stabsunteroffiziere, ein Obergendarme und 16 Kadetten zu erschwerten lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt, berichtet die Zeitung Diken.

Außerdem wurden neun Generäle, 210 Offiziere, 91 Unteroffiziere, 120 Stabsunteroffiziere, elf Obergendarmen, 252 Kadetten und 129 einfache Soldaten zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt.

Acht Generäle, 129 Offiziere, 85 Unteroffiziere, 225 Stabsunteroffiziere, 38 Kadetten, 71 Polizisten und 14 einfache Soldaten erhielten zeitlich begrenzte Freiheitsstrafen.

Acht Generäle, 211 Offiziere, 178 Unteroffiziere, 154 Stabsunteroffiziere, 705 einfache Soldaten, 61 Kadetten und 52 Polizisten wurden freigesprochen.

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