Finanzen

Europäische Bank für Wiederaufbau stützt türkische Lira

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung investiert in Lira-denominierte Unternehmensanleihen der größten türkischen Supermarktkette. Eine Gruppe von US-Senatoren protestiert.
20.07.2018 17:23
Lesezeit: 2 min

Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) meldet in einer Mitteilung, dass sie Unternehmensanleihen der größten türkischen Supermarktkette Migros Türk im Wert von 30 Millionen Türkische Lira (TL) aufnehmen wird. Migros Türk hatte zuvor Lira-denominierte Anleihen in Höhe von 150 Millionen Lira begeben.

Der Vorstoß wird nicht nur als Finanzierungsmaßnahme, sondern vor allem als Stützungsmaßnahme der Lira eingestuft. Die Emission, die von „Is Investment” arrangiert wurde, wird an der Borsa Istanbul notiert und der Erlös wird kurzfristige Kredite refinanzieren. Die Finanzierung der EBRD kommt zu einer Zeit, in der die türkische Landeswährung drastisch an Wert verloren hat. „Es bekräftigt auch das Engagement der EBRD für die Entwicklung und Vertiefung lokaler Währungs- und lokaler Kapitalmärkte”, so die Bank.

Migros Türk ist in 81 türkischen Provinzen aktiv und betreibt ein Netzwerk von 1.976 Lebensmitteleinzelhandelsmärkten. Das Unternehmen ist auch in Kasachstan und Mazedonien mit 41 Ramstore-Filialen aktiv. Migros Türk, das an der Borsa Istanbul notiert ist, gehört zu 50 Prozent der Anadolu Group, einer diversifizierten Konsumgütergruppe und langjährigem Partner der EBRD.

Von den übrigen Aktien gehören 23 Prozent der Private Equity-Gruppe BC Partners und 27 Prozent Free-Float-Investoren. Die EBRD ist ein wichtiger Investor in der Türkei. Seit 2009 hat sie zehn Milliarden Euro in verschiedene Sektoren der türkischen Wirtschaft investiert, wobei fast alle Investitionen in den privaten Sektor getätigt wurden. Allein im Jahr 2017 investierte die EBRD 1,6 Milliarden Euro in 51 Projekte. Fast ein Drittel dieser Finanzierung wurde in türkischer Lira bereitgestellt.

Die Mitteilung der EBRD ist auf den 18. Juli 2018 datiert. Die Bank spielt eine wichtige Rolle bei der finanziellen und wirtschaftlichen Verflechtung zwischen der EU und der Türkei.

Allerdings hat der Vorstoß der EBRD Proteste im US-Senat ausgelöst. Die US-Senatoren Bob Corker, Bob Menendez, Thom Tillis , Jeanne Shaheen, James Lankford und Bill Nelson haben am 19. Juli 2018 einen Gesetzesvorschlag zur Eindämmung von Krediten an die Türkei durch die International Financial Corporation (IFC), einer Entwicklungsbank mit Sitz in Washington, und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) eingebracht. Als Grund wird die Inhaftierung des US-Pastors Andrew Brunson genannt. Brunson werden Verbindungen zur PKK und Spionage vorgeworfen. Die PKK gilt in der EU, in der Türkei und in den USA als Terrororganisation. Aus einer Mitteilung des Auswärtigen Ausschusses des US-Senats geht hervor: „Die Türkei stützt sich stark auf Darlehen der IFC und der EBRD. Im Jahr 2017 belegte die Türkei den zweiten Platz unter allen IFC-Empfängern mit neuen langfristigen Verpflichtungen in Höhe von 927 Millionen US-Dollar. Die Türkei war 2017 der größte EBRD-Kreditnehmer und sicherte sich neue Zusagen in Höhe von rund 1,8 Milliarden US-Dollar.”

Nach Angaben von Bloomberg gibt es keine Hinweise dafür, dass die EBRD vor hat, ihre Aktivitäten in der Türkei einzustellen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Nach Telefonat mit Putin: Trump bringt Friedensgespräche im Vatikan ins Spiel
19.05.2025

Donald Trump plant überraschend Gespräche zwischen Russland und der Ukraine im Vatikan. Kommt es jetzt zum Durchbruch im Ukraine-Krieg...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zum Wochenstart erreicht
19.05.2025

Der DAX erreicht ein neues Rekordhoch und überrascht Anleger mit starker Dynamik. Doch was steckt hinter dem Höhenflug am Aktienmarkt –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor dem Kassensturz: Schuldenkollaps rückt näher - was bedeutet das für die globale Wirtschaft?
19.05.2025

Die USA taumeln auf einen finanziellen Abgrund zu: Moody’s entzieht der Supermacht das Top-Rating, Investoren fliehen, und der Kongress...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fachkräftemangel trotz Zuwanderung: Warum gibt es aktuell fast 3 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss?
19.05.2025

Fast 3 Millionen junge Erwachsene in Deutschland haben keinen Berufsabschluss – das zeigt der aktuelle Berufsbildungsbericht. Tendenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis steigt nach US-Herabstufung: Wie Anleger jetzt reagieren sollten
19.05.2025

Der Goldpreis zieht nach der Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit spürbar an. Was bedeutet das für Anleger? Droht eine neue...

DWN
Politik
Politik Abschaffung des Acht-Stunden-Arbeitstag: Merz plant, die Deutschen zu mehr Arbeit zu motivieren
19.05.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Was eine Änderung des deutschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fünf Jahre nach Brexit: Neuer Kurs zwischen EU und London
19.05.2025

Fünf Jahre nach dem Brexit nähern sich EU und Großbritannien wieder an – doch nicht ohne Reibung. Was bedeutet das für Handel,...

DWN
Finanzen
Finanzen ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?
19.05.2025

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des...