Politik

USA nehmen keine White Helmets auf

Lesezeit: 3 min
23.07.2018 17:15
Das US-Außenministerium hat bestätigt, dass Angehörige der Organisation White Helmets nach Deutschland evakuiert werden sollen. Die USA werden keine White Helmets aufnehmen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Ein Sprecher des US-Außenministeriums hat den Deutschen Wirtschaftsnachrichten die Evakuierung der White Helmets aus dem Südwesten Syriens bestätigt. Sie sollen in Deutschland, Großbritannien und Kanada untergebracht werden. Die USA werden keine White Helmets aufnehmen.

Der Sprecher wörtlich: “Die USA begrüßen die sichere Evakuierung von über 400 Mitgliedern der syrischen Zivilverteidigung, die auch als White Helmets bekannt sind, und ihrer Familien aus dem Südwesten Syriens. Wir sind froh, dass diese tapferen Freiwilligen, die Tausende von Leben gerettet haben, jetzt an einem sicheren Platz sind. Die USA und unsere internationalen Partner haben die UN gebeten, die zentrale Rolle in dieser wichtigen humanitären Operation zu übernehmen. Als Antwort darauf organisierten die UN die Einreise nach Jordanien für diese Mitglieder der White Helmets und ihrer Familien, die vor der Gewalt in Südwest-Syrien fliehen. Die White Helmets wurden konsequent vom Assad-Regime angegriffen. Mitglieder der Gruppe, von denen mehr als die Hälfte Kinder sind, durften auf der Durchreise in Jordanien einreisen, bis der UNHCR die Verfahren für ihre Neuansiedlung in Drittländern abgeschlossen hat. Wir schätzen zutiefst die Rolle Israels bei der Erleichterung des Transits der Weißen Helme und ihrer Familienmitglieder. Wir danken Jordaniens Großzügigkeit für die Unterstützung ihrer Bearbeitung durch den UNHCR und das Engagement des Vereinigten Königreichs, Kanadas und Deutschlands, den White Helmets und ihren Familien ein dauerhaftes Zuhause zu bieten. Wir erneuern unseren Aufruf an das Assad-Regime und an Russland, sich an ihre Verpflichtungen zu halten, die Gewalt zu beenden und alle syrischen Zivilisten, einschließlich der Humanitären wie der White Helmets, in Gebieten zu schützen, die früher Teil der Deeskalationszone im Südwesten und ganz Syriens waren.”

Kanada wird 250 der aus Syrien evakuierten Mitglieder der White Helmets sowie ihre Familienangehörigen aufnehmen, so der kanadische Fernsehsender CBC. Der deutsche Außenminister Heiko Maas meldet in einer Mitteilung, dass “einige” der White Helmets auch “Zuflucht” in Deutschland finden werden. Das sei ein “Gebot der Menschlichkeit”. Es kursieren diverse Berichte über die Anzahl der White Helmets, die nach Deutschland kommen soll. Allerdings hat das Auswärtige Amt noch keine genaue Zahl genannt. Die USA werden keine White Helmets aufnehmen.

Die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA meldet in einer Mitteilung, dass am Montag zum dritten Tag in Folge Söldner aus der südlichen Region Quneitra in den Norden Syriens evakuiert wurden. Am Sonntagabend kamen 46 Busse in Quneitra an, um 959 Söldner aus dem Jaba-Korridor bei Quneitra abzutransportieren. Der Jaba-Korridor soll den Söldnern dazu gedient haben, Waffen und weitere militärische Ausrüstungen aus Israel zu erhalten, so SANA.

Premierminister Benjamin Netanjahu sagte am Sonntag, dass US-Präsident Donald Trump und der kanadische Premierminister Justin Trudeau Israel gebeten hätten, bei der Rettung von Hunderten von Mitgliedern der White Helmets und ihrer Familien aus Syrien mitzuhelfen, berichtet die israelische Zeitung Haaretz.

Israel soll in der Nacht von Samstag auf Sonntag Hunderte von Mitgliedern der White Helmets aus Syrien evakuiert haben. Sie seien über die syrisch-israelische Grenze gebracht und dann nach Jordanien transportiert worden. Die Operation wurde sowohl von der israelischen Armee als auch vom jordanischen Außenministerium bestätigt.

In einer Videoaussage sagte Netanjahu: “Präsident Trump und auch der kanadische Premierminister Trudeau haben uns gebeten, aus Syrien hunderte Mitglieder der White Helmets zu holen. Diese Leute, die Leben retteten, standen jetzt unter lebensbedrohlicher Gefahr (...) Ich habe ihnen daher erlaubt, sie als wichtige humanitäre Maßnahme durch Israel in andere Länder zu verlegen.”

Times of Israel zitiert das Büro der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini aus einer Mitteilung: “Die EU erkennt die wesentlichen Anstrengungen Israels und Jordaniens und aller anderen, die dazu beigetragen haben, die White Helmets und ihre Familien in Sicherheit zu bringen, an. Wir bekräftigen unseren Aufruf zu einer sofortigen Einstellung der Feindseligkeiten und vollständigen humanitären Zugang zu allen syrischen Bedürftigen

Der britische Außenminister Jeremy Hunt danke der israelischen Regierung für ihre Hilfestellung bei der Evakuierung der White Helmets. Über den Kurznachrichtendienst Twitter meldete er: “Fantastische Nachrichten, dass wir - Großbritannien und seine Freunde - die Evakuierung der White Helmets und ihren Familien gesichert haben - danke Israel und Jordanien dafür, dass sie so schnell auf unsere Bitte reagiert haben. Die White Helmets sind die Tapfersten der Mutigen und in einer verzweifelten Situation ist dies zumindest ein Hoffnungsstrahl.”

Hintergrund White Helmets

Die Gruppe White Helmets, die international umstritten ist, ist hauptsächlich in der syrischen Provinz Idlib tätig. Dort betätigen sie sich in den Gebieten der Extremisten-Organisation Hayat Tahrir al-Scham (HTS) als Zivilschutzorganisation. Sie wurden 2013 von James Le Mesurier, einem ehemaligen britischen Offizier, gegründet und erhalten finanzielle Unterstützung aus Großbritannien. Die Gruppe besteht aus 3.000 “Freiwilligen”, so The Middle East Eye.

Moskau und Damaskus sind der Ansicht, dass es sich bei den White Helmets um eine Tarnorganisation von Extremisten handelt. Die White Helmets  wurden 2016 für ihre Arbeit in Syrien für einen Friedensnobelpreis nominiert.

Boris Johnson räumte im Oktober 2016 ein, dass die britische Regierung die White Helmets mit 65 Millionen Pfund, umgerechnet 74,4 Millionen Euro, finanziert hat. Am 22. Juli 2016 sagte der britische Admiral Sir Philip Jones bei einer Rede in Bezug auf die Strategie des britischen Militärs, dass der harte Schlag der Militärmacht oft “innerhalb des Kinderhandschuhs der humanitären Hilfe” ausgeführt werde.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...