Finanzen

Tumulte bei Schweizer Vermögensverwalter GAM

Der Schweizer Vermögensverwalter GAM ist in schweres Fahrwasser geraten.
02.08.2018 17:11
Lesezeit: 1 min

Fonds des Schweizer Vermögensverwalters GAM Holding mit einem Gesamtvolumen von 7,3 Milliarden Franken drohen in Schieflage zu geraten. Nach der Abberufung des Fondsmanagers Tim Haywood hätten viele Fondsinhaber ihre Anteile zurückgeben wollen, erklärte das Institut am Donnerstag. Daraufhin habe GAM alle Zeichnungen und Rücknahmen ausgesetzt. Nun würden sämtliche Möglichkeiten geprüft, inklusive einer Liquidierung der Anlagevehikel, die uneingeschränkt in Anleihen investiert haben. An der Börse kam das nicht gut an: Die GAM-Aktie brach am Donnerstag knapp elf Prozent ein und setzte ihre Talfahrt damit fort.

Der Fall ruft auch die Behörden auf den Plan: Ein Sprecher der Finanzmarktaufsicht Finma erklärte, diese sei über die Abberufung des Fondsmanagers und die Handelsaussetzung informiert und stehe in engem Kontakt mit GAM.

Die Firma, die vor einigen Jahren aus Teilen der Privatbank Julius Bär hervorging, verwaltet knapp 164 Milliarden Franken und zählt damit zu den mittelgroßen Schweizer Vermögensverwaltern. Zu den Kunden zählen nicht nur Privatanleger, sondern auch andere Gesellschaften, die ihre Fonds von GAM verwalten lassen.

Am Dienstag hatte das Institut die Abberufung des Fondsmanagers im Anschluss an eine interne Untersuchung bekanntgegeben. Grund dafür seinen sein Umgang im Risikomanagement und seinen Aufzeichnungen in bestimmten Fällen. Zweifel an seiner Aufrichtigkeit gebe es jedoch nicht, hatte GAM erklärt - ohne weitere Details bekanntzugeben.

Zwar verfügten die betroffenen Fonds über die nötige Liquidität, um dem Ansturm der Investoren gerecht zu werden, hieß es nun. Ein Abzug von Fondsvermögen würde jedoch zu einer Verschiebung der Portfolios führen - was sich wiederum negativ auf die verbleibenden Fondsinhaber auswirken könnte, begründete GAM dem Schritt. Vor allem professionelle Anleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds könnten ihre Anteile in einem solchen Fall schnell abziehen. Privatanleger, die langsamer reagieren, hätten dann möglicherweise Probleme.

"Mit dieser Meldung kommt GAM unseres Erachtens sogar noch vom Regen in die Traufe", erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank. Sie dürfte auch Investoren aufschrecken, die noch gar keine Rücknahmegesuche gestellt haben. "Schließlich will niemand der 'last man standing' in einem schrumpfenden Fonds sein", erklärten sie.

Andere Geschäftsbereiche des Vermögensverwalters seien nicht von den Problemen betroffen, versicherte GAM. "Der Verwaltungsrat ist sich bewusst, dass die jüngsten Ereignisse einen Rückschlag für das Unternehmen darstellen. Wir haben jedoch absolutes Vertrauen in die Stärke von GAM als diversifizierten Vermögensverwalter", sagte GAM-Verwaltungsratschef Hugh Scott-Barrett.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Blick aus China: Die USA haben an Bedeutung verloren, Zölle beeinträchtigen die Lieferketten nicht
18.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...