Finanzen

China schlägt im Handelskrieg gegen die USA zurück

Die chinesische Regierung kann die Amerikaner auf dem Währungsmarkt unter starken Druck setzen.
03.08.2018 17:12
Lesezeit: 2 min

Der Kurs der chinesischen Landeswärung Renminbi (Yuan) zum US-Dollar ist am Freitag erneut gesunken und hat damit den tiefsten Wert seit 14 Monaten markiert. Der Dollar legte bis zu 0,8 Prozent zu und kostete 6,8926 Yuan. Wie die South China Morning Post berichtet, fiel zudem der außerhalb Chinas gehandelte sogenannte Offshore-Yuan auf ein 15-Monats-Tief.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, welche von einer bewusst zugelassenen Abwertung des Yuan durch die Regierung in Peking sprechen. Eine solche Abwertung zum Dollar sei ein geeignetes Mittel, um die negativen Folgen der von der US-Regierung erlassenen Strafzölle für chinesische Exporteure abzufedern. „China scheint gewillt, den Yuan-Kurs durch die Marktkräfte drücken zu lassen“, sagte Anlagestratege Ian Hui von der Vermögensverwaltung der US-Bank JP Morgan. Dadurch ließen sich die Belastungen für die Konjunktur abfedern. Ein fallender Yuan-Kurs verbessert die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren auf dem Weltmarkt.

Der Ökonom James Rickards sieht in einer kontrollierten Abwertung des Yuan die stärkste Waffe, über die die Chinesen im Streit mit der US-Regierung verfügen. Rickards schreibt:

China kann nicht mehr sonderlich viele Strafzölle auf US-Waren erheben, weil sie bei weitem nicht so viel von uns kaufen, wie wir von ihnen. China kann auch nicht einfach seinen immensen Bestand an US-Staatsanleihen auf den Markt werfen, weil es immer noch viele Käufer gibt und weil Trump das Konto Chinas beim US-Finanzministerium einfrieren lassen könnte, wenn die Dinge außer Kontrolle geraten. Aber Chinas nukleare Option ist, den Handelskrieg in einen Währungskrieg zu verwandeln.

Wenn Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent auf chinesische Waren erhebt, dann kann China seine Währung einfach um 25 Prozent abwerten. Das würde Waren aus China für Käufer in den USA um jenen Betrag verbilligen, wie die Zölle ihn verteuern. Die Effekte würden sich ausgleichen und die Amerikaner könnten weiterhin chinesische Waren zu den gleichen Preisen in Dollar kaufen.

Die Auswirkungen einer solchen massiven Abwertung wären nicht nur auf den Handel beschränkt. Ein billigerer Yuan exportiert Deflation in die USA und erschwert es der Fed, ihr Inflationsziel zu erreichen.

Das letzte Mal, als China seine Währung überraschend abwertete – im August und Dezember 2015 – brachen die US-Aktienmärkte jeweils innerhalb weniger Wochen um 11 Prozent ein. Wenn also der Handelskrieg – wie ich erwarte – eskaliert, dann sorgen Sie sich nicht um neue Zölle aus China oder den Verkauf von US-Staatsanleihen. Achten Sie auf die Währung. Das ist es, wo China zurückschlagen wird. Wenn sie es tun, dann sind die US-Aktienmärkte die ersten Opfer.

Der Yuan hat in den vergangenen 6 Wochen rund 8 Prozent seines Wertes zum Dollar verloren. Obwohl die US-Zentralbank Federal Reserve die Leitzinsen im Juni angehoben hatte, reagierte die chinesische Zentralbank auf ihrer Sitzung am 14. Juni nicht mit einem solchen Schritt. Leitzinserhlöhungen führen tendenziell zur Aufwertung einer Währung, weil Investitionen im entsprechenden Währungsraum aufgrund der höheren Zinsen attraktiver werden.

Von der South China Morning Post befragte Händler rechnen damit, dass der Dollar-Kurs des Yuan im kommenden Jahr die Marke von 7 Yuan durchbrechen wird.

Die chinesische Währung ist nicht frei handelbar, sondern darf einen von der Notenbank täglich vorgegebenen Kurs nur in einer Spanne von 2 Prozent über- oder unterschreiten. Die Zentralbank in Peking legte den Mittelwert am Freitag bei 6,8322 Dollar fest – rund 0,6 Prozent weniger als am Donnerstag.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...