Finanzen

Saudis sagen Börsengang von Saudi Aramco ab

Lesezeit: 2 min
23.08.2018 11:23
Der geplante Teilbörsengang der saudischen Ölgesellschaft Aramco ist Insidern zufolge gescheitert.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der womöglich größte Börsengang aller Zeiten findet vorerst wohl nicht statt. Saudi-Arabien habe die geplante Emission des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco auf Eis gelegt, sagten vier Brancheninsider der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Die Platzierung eines Fünf-Prozent-Anteils an Aramco sollte nach den Vorstellungen von Kronprinz Mohammed bin Salman bis zu 100 Milliarden Dollar einbringen. Mehrere ausländische Börsen - unter anderem London, New York und Hongkong - hatten um die Rolle als zweiter Börsenplatz neben Riad gebuhlt. Doch unter den potenziellen Anlegern wuchsen Zweifel, ob der Ölriese wirklich zwei Billionen Dollar wert sei.

Ein hochrangiger Banker sagte zu Reuters: "Wir haben die Botschaft bekommen, dass der Börsengang auf absehbare Zeit abgesagt ist." Eigentlich sollte er noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, doch interne Streitigkeiten über die Wahl des zweiten Börsenplatzes und über die Bewertung verzögerten das Vorhaben. Nun seien Investmentbanker und andere Berater, die die Emission vorbereiten sollten, von ihren Aufgaben entbunden worden. Das Budget, das Aramco dafür eingeräumt worden war, sei nicht über Juni hinaus verlängert worden. Federführend organisieren sollten den Börsengang die Investmentbanken JPMorgan und Morgan Stanley aus den USA sowie die britische HSBC.

"Die Entscheidung ist schon vor einiger Zeit gefallen, aber das darf niemand sagen", sagte ein saudi-arabischer Insider. Deshalb bewegten sich die Äußerungen dazu nur langsam in diese Richtung. "Erst Verzögerung, dann Absage." Der saudi-arabische Energieminister Khalid al-Falih betonte, die Regierung halte grundsätzlich an den Börsenplänen fest - "wenn die Umstände und der Zeitpunkt passen, und im Einklang mit einer für die nächsten Monate geplanten Downstream-Akquisition."

Damit spielt al-Falih offenbar auf die geplante Übernahme eines Anteilspakets des saudi-arabischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) am Petrochemie-Konzern Saudi Basic Industries Corp (Sabic) durch Aramco an, über die Reuters bereits im Juli berichtet hatte. Unter "Downstream" versteht man in der Ölindustrie die Tätigkeiten, die mit der Weiterverarbeitung des Rohöls zu tun haben. Das würde dem Staat zusätzliches Geld in die Kasse spülen.

Kronprinz Mohammed hätte es mit dem Börsengang von Aramco dann nicht mehr so eilig. Er wollte mit dem Mega-Erlös aus der Emission den Umbau der saudi-arabischen Wirtschaft finanzieren, mit dem das Land seine Abhängigkeit vom Öl reduzieren will. So plant er ein gigantisches Infrastruktur-Projekt zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Akaba. Saudi-Arabien veranschlagt die Investitionen für die Industriezone, die auf einer Fläche von 26.500 Quadratkilometern entstehen soll, auf 500 Milliarden Dollar. Dort sollen Firmen von der Energie- und Wasserwirtschaft über die Biotechnologie bis zur Unterhaltungsbranche angesiedelt werden. Um internationale Investoren anzulocken, soll die Zone eine Teil-Autonomie erhalten. Beraten wird Mohammed bin-Salman dabei vom ehemaligen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld.

 


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Finanzen
Finanzen Aktionäre in Deutschland: Weniger Deutsche investieren ihr Geld an der Börse
15.01.2025

Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist erneut rückläufig: Zum zweiten Mal in Folge sank die Anzahl, liegt aber weiterhin über der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rezession: Deutschlands Wirtschaft 2024 erneut geschrumpft
15.01.2025

Unsichere Konsumenten, schwächelnde Industrie und sinkende Exporte: Die Rezession setzt Deutschland weiter zu. Auch 2025 stehen die...

DWN
Politik
Politik Syrien: Übergangsregierung spricht sich gegen schnelle Rückkehr von Flüchtlingen aus
15.01.2025

Deutschland diskutiert über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge. Seit dem Sturz von Baschar al-Assad fällt der Asylgrund für die...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die aktuelle XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
15.01.2025

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, zeigt sich auch zu Beginn des Jahres 2025 relativ stabil - und legt...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuern auf Rente: Steuervorteile und Grundfreibetrag - so hoch ist die Besteuerung 2025
15.01.2025

In Deutschland wird die Rente besteuert. Doch seit wann sind Rentner steuerpflichtig? Welcher Rentenfreibetrag gilt aktuell, welche...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerungen 2024: Zahl stark gestiegen
15.01.2025

Deutlich mehr Immobilien zwangsversteigert: Die Wirtschaftskrise und steigende Zinsen hinterlassen Spuren, besonders bei Eigentümern. 2024...

DWN
Politik
Politik Wider den Hedonismus: Warum Wehrpflicht (und Zivildienst) Deutschland wieder auf Spur bringen
15.01.2025

Als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), vom russischen Überfall auf die Ukraine richtig geschockt, die Zeitenwende für Deutschland ausrief,...

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...