Gemischtes

Der Taycan von Porsche: Elektroauto mit 800 Volt-Architektur

Porsche will mit dem Taycan auf das gesamte technologische Know-How des Autobauers zurückgreifen.
25.08.2018 02:25
Lesezeit: 3 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Porsche will ab dem nächsten Jahr mit seinem Elektroauto „Taycan“ in Serie gehen. Es handelt sich dabei um die Endversion der Konzeptstudie „Mission E“. Der neue Stromer ist ein Viertürer mit über 600 PS, der in weniger als 3,5 Sekunden von null auf 100 kommt, mit Breitreifen ausgerüstet ist (vorne 21 Zoll, hinten 22 Zoll) und über eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 250 Stundenkilometern verfügt. Der Taycan (zu Deutsch: lebhaftes junges Pferd) ist Porsches zweitsportlichstes Modell nach dem GT2 RS. Seine Reichweite soll mehr als 500 Kilometer betragen, die Ladezeit weniger als 20 Minuten.

Derzeit wird im Porsche-Stammwerk in Zuffenhausen alles auf die Produktion des neuen Elektroautos vorbereitet. „Wir stehen vor einer großen logistischen Herausforderung, weil wir einiges umräumen müssen, um genug Platz zu haben“, so Porsche-Sprecher Mayk Wienkötter im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Die Fertigung des Taycan wird nämlich in dem Werk stattfinden, in dem auch der 911er, der Boxster und der Cayman gebaut werden. „Es ist in etwa so, als ob man sich in einem Kleiderschrank umziehen würde“, so Porsche-CEO Oliver Blume.

Die Produktion hätte auch in Osteuropa stattfinden können. „Das wäre günstiger, einfacher und schneller gewesen“, so Wienkötter. Aber man habe sich für Zuffenhausen entschieden, zum einen, weil man ein Bekenntnis zum Standort Deutschland habe ablegen wollen, zum anderen, weil der Taycan für Porsches Aufbruch in die Zukunftstechnologie Elektromobilität stehe: „Und diese Symbolhaftigkeit wird natürlich deutlicher, wenn wir an unserem Stammsitz produzieren.“ Darüber hinaus sei es von großer Bedeutung, dass Porsches erster reiner Stromer von makelloser Qualität sei, und das lasse sich in Deutschland am leichtesten gewährleisten. 1.200 zusätzliche Mitarbeiter sollen für die Fertigung des Taycans noch eingestellt werden, darunter Ingenieure und Techniker, aber vor allem Arbeiter fürs Band. Derzeit beschäftigt Porsche 30.500 Menschen, ein Plus von 130 Prozent gegenüber dem Jahr 2010.

Mit der Entwicklung des Taycans wurde 2014 begonnen. Besonders stolz sei man auf seine 800-Volt-Architektur, wie Wienkötter betont: „Wir sind weltweit der einzige Autobauer, der über eine solche Technologie verfügt.“ Andere Hersteller statten ihre Autos allerhöchstens mit einem 400-Volt-System aus. Porsches technische Neuerung sorgt unter anderem dafür, dass der Wagen seine Höchstgeschwindigkeit durchgehend beibehalten kann. Das sei bei den Elektro-Fahrzeugen der Konkurrenz nicht der Fall, so Wienkötter, weil sehr hohe Geschwindigkeiten ihre Elektronik und Mechanik zu sehr in Anspruch nehmen würden.

Vom Taycan sollen im ersten Jahr 20.000 Stück produziert werden. Die hauptsächlichen Ziel-Absatzmärkte sind neben Deutschland China, die USA, Großbritannien sowie Norwegen. Das Land hat zwar nur 5,36 Millionen Einwohner, ist aber wegen seiner Vorreiter-Rolle bei der Elektromobilität (mehr als jede zweite Neuzulassung ist ein Stromer) und aufgrund der hohen Kaufkraft ein wichtiger Markt für E-Fahrzeuge. Der Grundpreis eines Taycans wird bei rund 90.000 bis 100.000 Euro liegen. Kunden haben bereits jetzt die Möglichkeit, beim Händler eine Anzahlung zu leisten. In einem Interview mit dem britischen CarMagazine sagte Porsche-CEO Blume, die Zuffenhausener sehen in ihrem Stromer eine überlegene Alternative zu Teslas Flaggschiff „Model S“, unter anderem, weil die Amerikaner nicht in der Lage wären, gleichbleibend hohe Stückzahlen zu produzieren und die Kunden deshalb immer wieder lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssten.

Porsche hat angekündigt, bis 2022 sechs Milliarden Euro in die Elektromobilität zu investieren. Die dafür notwendigen Einsparungen sollen konzernweit mit mehr Effizienz in Produktion und Produktentwicklung erreicht werden. „Wir glauben an die Zukunft der Elektromobilität und haben bereits weitere E-Autos in Planung“, betont Wienkötter, hält sich jedoch zu den Modellen bedeckt: „Details können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben.“ Porsches Investitionen in die Elektromobilität bedeuten allerdings nicht, dass sich das Unternehmen vom Verbrennungsmotor verabschiedet, im Gegenteil, so Wienkötter: „Wir planen unsere Zukunft auf Grundlage eines Drei-Säulen-Modells.“ Säule Nummer eins soll der Verbrennungsmotor sein, zu dem es bei besonders sportlichen Modellen bislang keine Alternative gebe. Die zweite Säule sollen Hybrid-Modelle darstellen, die Porsche derzeit in Form des Panamera und des Cayenne anbietet. Bei diesen beiden Modellen könne an einer Ausweitung der Reichweite gearbeitet werden, so Wienkötter; denkbar sei auch, dass gänzlich neue Modelle entwickelt werden. Die dritte Säule seien reine Elektro-Fahrzeuge. „Wir werden sehen, was der Markt in Sachen Elektro-Mobilität fordert und welche Möglichkeiten er bietet“, so Wienkötter.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...

DWN
Politik
Politik Putins Frontstopp: Moskaus neues Angebot könnte Trump in die Falle locken
23.04.2025

Putins überraschende Gesprächsbereitschaft trifft auf strategisches Kalkül in Washington – der Westen steht vor einer geopolitischen...