Gemischtes

Deutsche Autobauer von Wirtschaftskrise in der Türkei betroffen

Die Finanz- und Wirtschaftskrise in der Türkei lässt den dortigen Neuwagenmarkt einbrechen. Auch deutsche Autobauer sind betroffen.
31.08.2018 17:47
Lesezeit: 2 min

Der Verfall der Lira führt zu einem massiven Einbruch der Nachfrage nach Neuwagen in der Türkei. Seit Beginn des Jahrzehnts waren die Verkaufszahlen dort fast jedes Jahr gestiegen, und zwar von 510.000 Stück im Jahr 2010 auf 757.000 Stück im Jahr 2016 (ein Plus von rund 48 Prozent). 2017 gingen die Verkaufszahlen leicht auf 723.00 Stück zurück (minus 4,5 Prozent). Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden gerade noch 276.00 Autos verkauft, wobei der Unterschied zwischen dem Juni 2018 und dem Juni 2017 37,7 Prozent beträgt. Die Tendenz bei der Nachfrage zeigt also eindeutig nach unten. Laut einer Studie des CAR-Centers der Universität Duisburg Essen, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt, spreche „alles dafür, dass sich der Einbruch auch in den nächsten Monaten fortsetzt“. Der türkische Automarkt werde dieses Jahr voraussichtlich auf rund 550.000 verkaufte Neuwagen abfallen, fürs Jahr 2019 sei mit einem Verkauf von 450.000 Stück zu rechnen.

Die deutschen Autobauer hatten die Türkei vor noch gar nicht langer Zeit als Wachstumsmarkt mit hohem Potential gesehen. Der Markt ist nämlich alles andere als gesättigt: Auf 1.000 Einwohner kommen lediglich 147 Pkw – in Deutschland sind es mit 570 Pkw pro Einwohner fast viermal so viel. Angesichts der jüngsten Verkaufszahlen und der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der Türkei haben die Unternehmen ihre Erwartungen jedoch deutlich nach unten geschraubt.

Auf eine Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten, wie sie die aktuelle Entwicklung beurteilen und die zukünftige Entwicklung einschätzen, antworteten die Autobauer folgendermaßen:

  • VW (verkaufte Stückzahl in der Türkei im Jahr 2017: 90.000; ein Rückgang von 19,5 Prozent im ersten Halbjahr dieses Jahres im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2017): „Wir verfolgen die aktuelle Entwicklung sehr genau.“
  • Opel (verkaufte Stückzahl 2017: 45.000): „Die geschwächte Lira ist in der Tat eine Belastung. Bei Bedarf passen wir unsere Volumenplanung an.“
  • Daimler (verkaufte Stückzahl 2017: 25.000): „Wir sehen in den aktuellen Entwicklungen Risiken, die – falls sie sich in den kommenden Wochen erhärten – zu einer neuen Einschätzung der Marktlage führen können.“
  • Audi (verkaufte Stückzahl 2017: 22.400; in den bisherigen acht Monaten dieses Jahres: 8.300): „Auch Audi spürt die rückläufige Marktentwicklung in der Türkei – der Premium-Automobilmarkt geht zweistellig zurück und war im Juli 41 Prozent im Minus. Bei seiner Absatzplanung hat Audi bereits mit einem Ergebnis unter Vorjahr gerechnet, unter anderem, weil das absatzstärkste Fahrzeug A3 schon sehr lange im Markt ist. Wir beobachten die Situation sehr genau und werden nun planen, welche Maßnahmen wir ergreifen können.“
  • BMW (verkaufte Stückzahl 2017: 20.000; ein Rückgang im Vergleich zu 2015 von rund 36 Prozent): „Die Situation in der Türkei ist außergewöhnlich volatil.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ukraine, Russland und Europa: Der Kampf um Donald Trumps Aufmerksamkeit
21.05.2025

Russland und die Ukraine befinden sich nicht nur auf dem Schlachtfeld im Krieg, sondern auch auf dem diplomatischen Schachbrett. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CATL erobert Europa - Wie der Batterie-Gigant die Autobranche erobert
21.05.2025

Volkswagen, BMW, Mercedes und Stellantis – sie alle sind abhängig von CATL-Batterien. Während der chinesische Weltmarktführer in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deindustrialisierung läuft: Firmensterben auf Höchststand seit 2011
21.05.2025

Habecks Energiewende ist gescheitert – mit katastrophalen Folgen für die Wirtschaft: Die Zahl der Unternehmensschließungen lag im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Corona-Lockdown: Gericht weist Schadenersatzklage wegen Ladenschließungen ab
21.05.2025

Non-Food-Händler forderten Millionenentschädigung wegen coronabedingter Ladenschließungen. Der Vorwurf: Eindeutige Verletzung mehrerer...

DWN
Politik
Politik AfD Ausschussvorsitz: Schwarz-Rot verhindert AfD-Politiker - AfD-Kandidatin scheitert im Haushaltsausschuss
21.05.2025

In sechs Ausschüssen des Bundestags hat die Partei „Alternative für Deutschland“ ein Vorschlagsrecht. Wie die SPD haben CDU und CSU...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Überlebensfaktor Cashflow-Management: Wie kleine Unternehmen Liquidität in den Griff bekommen
21.05.2025

Während die EU neue Regulierungen gegen Russland diskutiert und die Zentralbanken die Zinsen weiter hochhalten, kämpfen viele kleine und...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
21.05.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik Trumps „Goldener Schild“: USA planen milliardenschweren Raketenschutzschirm
21.05.2025

Donald Trump plant einen gigantischen Raketenabwehrschild – und will ihn in drei Jahren funktionsfähig sehen. Der „Goldene Schild“...