Die EU-Kommission fordert eine Untersuchung zum Geldwäscheskandal bei Dänemarks größtem Kreditinstitut, der Danske Bank. Dabei solle untersucht werden, welche Versäumnisse bei der Bankenaufsicht zu dem Skandal geführt haben könnten, sagte Kommissionssprecher Christian Wigand am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP in Brüssel. Wigand bestätigte damit einen Bericht der britischen Zeitung "Financial Times". Sowohl in Dänemark als auch in Estland ermitteln bereits Staatsanwälte gegen die Danske Bank.
Dem Sprecher zufolge hat die EU-Kommission einen Brief an die derzeit in London ansässige Europäische Bankenaufsicht adressiert und die EU-Institution gebeten, ihre Befugnisse "vollständig zu nutzen", um zu untersuchen, was bei der Überwachung der estnischen Filiale der Dankse Bank schief gelaufen ist. Bei dem Skandal, der am Mittwoch zum Rücktritt von Danske-Bank-Chef Thomas Borgen geführt hatte, geht es um Geldwäsche bei der Tochter der Bank in Estland.
Auf einer Liste tauchten dabei vor allem britische und russische Firmen auf. 2013 hatte die Niederlassung nach Angaben der Bank mehr als 1000 in Großbritannien registrierte Kunden, gefolgt von Firmen aus Russland, den Virgin Islands und Finnland.
Laut "Financial Times", die nach eigenen Angaben den Brief der EU-Kommission einsehen konnte, verlangt die Brüsseler Behörde absolute Dringlichkeit bei der Untersuchung des Vorfalls. Dem Kommissionssprecher zufolge will die zuständige EU-Kommissarin Vera Jourova den Fall am 2. Oktober bei einem EU-Finanzministertreffen in Luxemburg auf die Tagesordnung setzen. Sie wolle dabei auch Vorschläge zur Verhinderung von Geldwäsche vorlegen.
Laut der Danske Bank, die einen unabhängigen Bericht zu dem Fall angefordert hatte, hat die estnische Filiale zwischen 2007 und 2015 Transaktionen im Umfang von rund 200 Milliarden Euro über Konten von 15.000 nicht-estnischen Kunden vorgenommen. Ein Teil dieser Ein- und Auszahlungen gilt als verdächtig, ein Großteil davon könnte aus Russland stammen.