Politik

China ermittelt gegen verschwundenen Interpol-Präsidenten

Der Chef der Interpol, Meng ist in China verschwunden. Die chinesische Anti-Korruptionsbehörde ermittelt gegen ihn. Meng hat seinen Rücktritt eingereicht.
07.10.2018 23:05
Lesezeit: 1 min

Gegen den nach einer China-Reise verschwundenen Interpol-Präsidenten Meng Hongwei wird in der Volksrepublik nach Angaben der dortigen Anti-Korruptionsbehörde ermittelt. Bei dem Verfahren gegen Meng, der auch chinesischer Vize-Minister für öffentliche Sicherheit ist, gehe es um mutmaßliche Gesetzesverstöße, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die internationale Polizeiorganisation erklärte wenig später, ihr Präsident habe seinen Rücktritt eingereicht. Mengs Ehefrau hatte den 64-Jährigen bei der Staatsanwaltschaft am Interpol-Sitz in Lyon als vermisst gemeldet, nachdem der Kontakt zu ihm nach der Abreise aus Frankreich am 25. September abgebrochen sei. Sie wurde nach Angaben der französischen Behörden unter Polizeischutz gestellt, weil sie Drohungen erhalten habe.

Die Erklärung der Anti-Korruptionsbehörde war die erste öffentliche Äußerung der chinesischen Behörden zu dem rätselhaften Fall. Interpol hatte von China eine Klarstellung gefordert. Die "South China Morning Post" hatte am Wochenende unter Berufung auf einen ungenannten Informanten berichtet, der Interpol-Präsident sei nach seiner Ankunft in China zur Befragung abgeführt worden. Der Hintergrund sei unklar.

In den vergangenen Jahren gab es mehrere Fälle, in denen hochrangige chinesische Beamte zunächst ohne Erklärung verschwanden, bis die Regierung Wochen oder sogar Monate später mitteilte, dass gegen sie ermittelt wird, oft wegen des Verdachts auf Korruption. Die chinesische Führung unter Präsident Xi Jinping hat der Korruption den Kampf angesagt. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche einst unantastbare Mitglieder der Kommunistischen Partei, der Regierung, des Militärs und Mitarbeiter staatlicher Unternehmen im Zuge der Kampagne verurteilt.

Meng wurde im November 2016 Interpol-Präsident. Die Personalie gehörte zu den Bemühungen Chinas, mehr Schlüsselpositionen in internationalen Organisationen zu besetzen, um Prestige und Einfluss in der Welt zu stärken. Übergangsweise werde nun der Koreaner Kim Jong Yang das Amt übernehmen, teilte Interpol mit. Ein neuer Präsident solle beim Treffen der Polizei-Organisation vom 18. Bis 21. November in Dubai gewählt werden. Generalsekretär von Interpol und damit Leiter der Ermittlungsarbeiten ist seit 2014 der ehemalige Vize-Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jürgen Stock.

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