Finanzen

Danske Bank: Europas Banken fürchten den perfekten Sturm

Im Geldwäsche-Skandal der Danske Bank wappnen sich zahlreiche europäische Banken für den perfekten Sturm. Sie fürchten den langen Arm der US-Justiz.
09.10.2018 00:27
Lesezeit: 2 min

Die estnische Niederlassung der Danske Bank hat 234 Milliarden US-Dollar an ungeklärten Zahlungen entdeckt. Die Zahlungen waren Transaktionen, bei denen weder klar ist, woher sie kamen noch wohin sie gingen. Fest steht allerdings, dass es für etliche europäische Banken und einige US-Banken ungemütlich werden könnte.

Denn Gelder in dieser Größenordnung können nur mit Hilfe von Banken bewegt werden, die Zugang Fedwire, dem Zahlungsausgleichs-System der Federal Reserve haben. Der Großteil des Geldes ist in US-Dollars bewegt worden. Dazu benötigen Banken eine Korrespondenzbank, die die Transaktion über Fedwire abwickeln kann.

Frances Coppola, eine der kundigsten Banken-Beobachterinnen, hat in Forbes einen ersten Überblick erarbeitet, welche Banken betroffen sein könnten. Coppola erwähnt neben J.P. Morgan und der Bank of America auch die Deutsche Bank. J. P. Morgan hatte sich demnach seine Zusammenarbeit mit der Danske Estland im Jahr 2013 beendet, weil die Amerikaner Verdacht schöpften, es könne sich um Geldwäsche handeln. Die Bank of America zog sich im Mai 2105 zurück, die Deutsche Bank als letzte im September 2015.

Coppola vermutet, dass die Bafin deshalb vor wenigen Tagen die Deutsche Bank an die Kandare genommen hat. Die Finanzaufsicht entsandte einen Sonderbeauftragten in die Deutsche Bank, der sich um die Überwachung der Anti-Geldwäsche-Vorschriften kümmern soll. Coppola glaubt, dass die deutschen Aufseher den US-Justizbehörden signalisieren wollte, dass man sich nun energisch um das Problem kümmern wolle.

Denn mittlerweile ermitteln die US-Strafverfolgungsbehörden gegen die Danske. Allen Beteiligten ist klar, dass sich die US-Ermittler nicht nur auf Estland konzentrieren werden, sondern auch die korrespondierenden Banken in Augenschein nehmen werden.

Doch nicht nur die Deutsche Bank ist aufgeschreckt. Das Schweizer Finanzportal Inside Paradeplatz zitiert Insider, die davon ausgehen, dass auch die Credit Suisse untersuche, in welchem Ausmaß Transaktionen aus Russland auf Schweizer Konten eingegangen sind. Auf der Liste der Korrespondenzbanken von Danske Estland findet sich außerdem die UBS.

Sorgen müssen sich auch die Bankenaufseher in Österreich, Belgien, Großbritannien, Frankreich und Italien machen: David Malone hat für seinen Blog Golem XIV eine noch längere Liste gefunden: Er untersucht beispielhaft die Banken in Tschechien, Weißrussland, Russland und Polen. In Tschechien war die Obchodni Bank eine Korrespondenzbank der Danske. Sie gehört mehrheitlich der belgischen KBC Bank.

In Weißrussland hat die Proirbank JSC mit der Danske kooperiert. Sie gehört zur österreichischen Raiffeisen Bank. In Serbien ist die Erste Bank AD Novi Sad ein Partner der Danske. Sie gehört der österreichischen Erste Bank.

In Russland unterhalten die Alfa Bank und die Zao Unicredit Bank Beziehungen zu Danske. Zao gehört zur italienischen Unicredt-Gruppe. Auch die UniCredit Serbien ist Partner der Danske Bank. Die UniCredit Serbien gehörte zuvor zur Bank Austria. Die Bank Austria wurde von der UniCredit übernommen.

Über Kroatien hat die französische Société Générale mit der Danske in Estland korrespondiert.

Im Nahen Osten war die Banque Saudi Franis Danske-Partner, welche der Credit Agricole und der britischen HSBC gehört.

Die mit der Danske korrespondierenden Banken könnten im Zuge der Ermittlungen gegen die Dänen ins Visier der US-Ermittler geraten. Diese haben im Fall der FIFA gezeigt, dass sie nicht zimperlich vorgehen, wenn sie Geldwäsche vermuten. Für die betroffenen Banken könnte sich eine unangenehme Situation sehr rasch zu einem perfekten Sturm entwickeln.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung für Verbraucher: "Fatales Signal"
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Panorama
Panorama Spritpreis: Wie der Rakete-und-Feder-Effekt Verbraucher belastet
03.07.2025

Die Spritpreise steigen wie eine Rakete, fallen aber nur langsam wie eine Feder. Das Bundeskartellamt nimmt dieses Muster ins Visier und...

DWN
Finanzen
Finanzen Vetternwirtschaft und Machtspiele: So scheitert der NATO-Innovationsplan
03.07.2025

Milliarden für die NATO-Innovation, doch hinter den Kulissen regiert das Chaos: Interessenkonflikte, Rücktritte und Streit gefährden...

DWN
Politik
Politik Trump dreht den Geldhahn zu: Kiew kämpft ohne Washington
02.07.2025

Donald Trump kappt Waffenhilfe für die Ukraine, Europa zögert, Moskau rückt vor. Doch Kiew sucht nach eigenen Wegen – und die Rechnung...

DWN
Panorama
Panorama Köln schafft den Begriff "Spielplatz" ab
02.07.2025

Köln verabschiedet sich vom traditionellen Begriff "Spielplatz" und ersetzt ihn durch "Spiel- und Aktionsfläche". Mit neuen Schildern und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tusk zieht die Grenze dicht – Spediteure schlagen Alarm
02.07.2025

Grenzkontrollen sollen Sicherheit bringen – doch für Spediteure und Industrie drohen Staus, teurere Transporte und Milliardenverluste....

DWN
Panorama
Panorama EU-Klimapolitik: Soviel Spielraum lässt das 90-Prozent-Ziel
02.07.2025

Die EU-Kommission hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2040 sollen die Emissionen massiv sinken, ein großer Schritt Richtung...

DWN
Technologie
Technologie DeepSeek zerstört Milliardenwerte: China-KI soll aus Europa verschwinden
02.07.2025

Ein chinesisches Start-up bringt Nvidia ins Wanken, Milliarden verschwinden in Stunden. Doch für Europa ist das erst der Anfang: Die...