Politik

Trump entlastet Saudi-König im Fall Khashoggi

US-Präsident Trump bezweifelt, dass das saudische Königshaus hinter dem Verschwinden von Jamal Khashoggi steckt.
16.10.2018 01:35
Lesezeit: 2 min

Knapp zwei Wochen nach dem Verschwinden des saudischen Staatsbürgers Jamal Khashoggi haben türkische Beamte mit der Durchsuchung des saudiarabischen Konsulats in Istanbul begonnen. Polizisten und Staatsanwälte begaben sich am Montagabend in das Gebäude, das Khashoggi am 2. Oktober besucht und danach offenbar nicht wieder verlassen hatte. US-Präsident Donald Trump ließ sich von Saudi-Arabiens König Salman versichern, dass das Königreich nichts mit dem Verschwinden von Khashoggi zu tun habe. Er entlastete den saudischen König und damit auch dessen Kronprinzen Mohammed bin Salman (MBS), der verdächtigt wird, hinter dem Verschwinden von Khashoggi zu stecken. Trump sagte, Salman habe "glatt dementiert", dass das Königshaus etwas mit dem Vorfall zu tun habe.

CNN berichtete von einem internen Bericht der Saudis. Dieser soll feststellen, dass Khashoggi bei einem Verhör im Konsulat versehentlich getötet worden sein soll. Trump wollte sich vor Pressevertretern nicht zu dem Bericht äußern.

Am Montag telefonierte Trump mit König Salman. Dieser habe vehement bestritten, dass die Führung des Königreichs etwas mit dem Verschwinden des Journalisten zu tun habe, sagte Trump vor Journalisten in Washington. Er könne nur berichten, was der König ihm gesagt habe. "Er sagte mir sehr entschieden, dass sie von nichts wussten." Es habe sich für ihn so angehört, als könnten "vielleicht schurkenhafte Killer" am Werk gewesen sein, sagte Trump. "Wer weiß?"

Trump teilte zudem mit, dass sich Außenminister Mike Pompeo auf den Weg nach Saudi-Arabien gemacht habe. Pompeo sollte am Dienstag König Salman treffen.

Am Wochenende hatte Trump erstmals die Vermutung geäußert, dass Khashoggi tot ist. Er schloss nicht aus, dass Saudi-Arabien dafür verantwortlich sein könnte und drohte Riad mit einer "schweren Strafe". Die US-Präsidenten sind traditionell enge Verbündete Saudi-Arabiens.

Der Fall sorgt seit Tagen international für Aufsehen und hat viele Staaten auf Distanz zu Riad gehen lassen. Auch immer mehr Unternehmen distanzieren sich: Zahlreiche Firmenschefs sagten wegen des Falls Khashoggi ihre Teilnahme an einer Wirtschaftskonferenz in Saudi-Arabien ab. Deutschland, Frankreich und Großbritannien forderten am Sonntag in einer gemeinsamen Erklärung die saudiarabische Regierung zur vollständigen Aufklärung des Falls auf.

Es war das erste Mal, dass türkische Beamte seit dem Verschwinden Khashoggis das Konsulat betraten. Saudi-Arabien hatte die Türkei zwar kurz nach dem Verschwinden eingeladen, sich in dem Gebäude ein Bild von der Lage machen. Aber um die Durchsuchung des Konsulats und die damit zusammenhängenden Ermittlungen hatte es ein tagelanges Tauziehen zwischen beiden Ländern gegeben.

Dutzende Medienvertreter warteten am Montag vor dem mit Metallabsperrungen abgeriegelten Konsulat auf das Eintreffen der türkischen Polizei. Die Beamten fuhren schließlich am Abend mit sechs Fahrzeugen vor und betraten umgehend das Gebäude, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Einige Polizisten trugen Uniform, andere kamen in Zivilkleidung und trugen Drucker und Aktenordner. Eine Stunde zuvor hatte saudiarabische Delegation das Konsulat betreten.

Khashoggi hatte das Konsulat seines Heimatlandes in Istanbul am 2. Oktober aufgesucht, um Papiere für seine Hochzeit abzuholen. Nach Angaben seiner türkischen Verlobten, die draußen wartete, kam er nicht wieder heraus. Türkische Ermittler behaupten, dass Khashoggi in dem Gebäude von Agenten seines Landes ermordet wurde. Saudi-Arabien bestreitet dies.

Zeitungsberichten zufolge soll es Ton- und Videoaufnahmen aus dem Konsulat geben, die beweisen, dass der 59-Jährige im Konsulat verhört, gefoltert und ermordet wurde. Anschließend sei seine Leiche zerteilt worden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte am Sonntag erstmals seit dem Verschwinden Khashoggis mit Saudi-Arabiens König Salman. In dem Gespräch sei es darum gegangen, "Licht in den Fall" zu bringen, verlautete aus dem türkischen Präsidialamt. Salman habe die Wichtigkeit der Beziehungen beider Länder betont.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...