Das US-Außenministerium hat die Türkei aufgefordert, die Spannungen im östlichen Mittelmeer nicht zu erhöhen, berichtet der Greek Reporter. In Bezug auf die bevorstehenden türkischen Gas-Bohrungen vor Zypern teilte das US-Außenministerium mit, dass es derartige überstürzte Maßnahmen in der Region ablehne. Die US-Politik stellte in Bezug auf die Zypriotische Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) fest, dass diese seit langem bestehe und sich nicht geändert habe. Das sagte ein anonymer Sprecher des US-Außenministeriums dem Hellas Journal. Der Sprecher fügte hinzu, dass Washington weiterhin davon ausgeht, dass die Öl- und Gasvorkommen der Mittelmeerinsel wie alle ihre Ressourcen im Rahmen einer Gesamtlösung zu gleichen Teilen auf die beiden Gemeinschaften (griechische und türkische Zyprioten, Anm. d. Red.) aufgeteilt werden sollten, berichtet Kathimerini.
Am Dienstag veröffentlichte Ankara vom 18. Oktober 2018 bis zum 1. Februar 2019 eine NAVTEX für das seismische Forschungsschiff R / V Barbaros. Stunden zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu gesagt, dass niemand die Türkei davon abhalten kann, im östlichen Mittelmeer weiter zu bohren.
„Die Türkei wird keine einseitigen Aktivitäten [im östlichen Mittelmeerraum] zulassen. Wir müssen die Rechte der türkischen Zyprioten mit konkreten Schritten schützen. Wir werden die Bohraktivitäten auf der Insel fortsetzen. Wir versuchen nicht, mit irgendjemandem zu kämpfen. Unser Ziel ist die gerechte Verteilung von Ressourcen. Aber jeder sollte wissen, dass wir die Verletzung der Rechte der Türkei, der Türkischen Republik Nordzypern [KKTC] und der türkischen Zyprioten im östlichen Mittelmeer nicht zulassen werden“, zitiert Habertürk den türkischen Außenminister. Die Türkei hat mehrfach die einseitige Bohraktivität der griechisch-zyprischen Regierung für Gas im östlichen Mittelmeer unterbunden und erklärt, die türkischen Zyprer hätten auch Rechte an Ressourcen in der Region.
Geopolitik und Gas
Die Aussicht auf einen Energiereichtum schürt den Streit darüber, wer auf die Ressourcen bei Zypern zugreifen darf und wie sie verteilt werden sollten, berichtet der Geopolitical Monitor (GM). In diesem Zusammenhang zögerte Ankara nicht, das Militär zum Schutz seiner Interessen einzusetzen. Der bemerkenswerteste Vorfall ereignete sich am 9. Februar, als Ankaras Marine die Saipem 12.000, ein Bohrschiff des italienischen ENI, daran hinderte, Gasexplorationsaktivitäten vor der Küste Zyperns durchzuführen.
Die türkische Regierung hat der griechisch-zypriotischen Regierung einseitige Maßnahmen zur Ausbeutung der Energievorkommen zum ausschließlichen Vorteil der griechischen Gemeinschaft vorgeworfen, während Nikosia seine Besorgnis über die Drohung Ankaras, Gewalt anzuwenden, äußerte.
Am 12. Februar 2018 rammte ein türkisches Patrouillenboot ein griechisches in der Nähe der umstrittenen Imia / Kardak-Inseln. Ein weiterer Vorfall ereignete sich am 1. März 2018, als zwei griechische Soldaten von einer türkischen Patrouille gefangen genommen wurden, nachdem sie einen unklaren Teil der Grenze zwischen den beiden Ländern überquert hatten, wodurch die Spannungen wieder anstiegen. Am 16. April 2017 flogen der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos und der Oberkommandierende der griechischen Streitkräfte, Alkiviadis Stefanis, auf die Insel Agathonisi direkt vor der türkischen Küste, berichtet die griechische Tageszeitung Elefteros Typos. Dort führten sie mit mehreren Soldaten eine Aktion durch. Es wurden Lämmer am Spieß gebraten. Diese symbolische Aktion geht auf die griechische Besatzung der Türkei von 1919 bis 1922 zurück. Damals hatten die griechischen Besatzer in den eroberten Gebieten der Türkei demonstrativ Lämmer am Spieß gebraten, um den Türken zu verdeutlichen, dass sie am Ende seien, berichtet die Zeitung Sözcü.
Die Durchsetzungsfähigkeit der Türkei bei der Bekräftigung ihrer Ansprüche betrifft auch andere Länder, insbesondere Ägypten. Abgesehen von der Unzufriedenheit mit Ankaras Unterstützung für die frühere Regierung der Muslimbruderschaft verfolgt der gegenwärtige ägyptische Präsident el-Sisi auch in Zusammenarbeit mit Zypern und Israel wichtige Projekte zur Entwicklung der Offshore-Gasreserven des Landes. In diesem Zusammenhang hat Ägypten im Februar 2018 ein 15-Milliarden-Dollar-Abkommen mit Jerusalem für den Import von israelischem Gas unterzeichnet, so Bloomberg. Die Pläne Ägyptens im Zusammenhang mit der Kooperation zwischen Nikosia und Kairo kollidieren mit den Interessen der Türkei.
Griechenland, Zypern und Israel verstärken ihre Energie- und Verteidigungspartnerschaft und haben zusammen mit Italien eine Vereinbarung über den Bau einer neuen Pipeline nach Europa erzielt. Ägypten hofft hingegen, Teil des Abkommens zu werden, indem es sein Zohr-Feld mit dieser Pipeline verbinden will. Aber ähnlich wie die Iran-Irak-Syrien-Pipeline umgeht dieses Projekt die Türkei, was die Opposition Ankaras erklärt.
Dieser Überblick zeigt, dass Zypern im Zentrum der Gasgeopolitik in der Region steht und dass die Türkei ihren Status als wichtiger Energieknotenpunkt nicht verlieren möchte. Wichtige Gasfelder befinden sich in der Nähe von Zypern, und die bestehenden Streitigkeiten beruhen weitgehend darauf, wie Nikosia seine AWZ mit Nachbarländern abgegrenzt hat.
Dies wiederum veranlasst andere Mächte, zu reagieren, indem sie ihre Zusammenarbeit nach einer „anti-türkischen Logik” verstärken, so der GM. Wenn Ankara weiterhin entschlossen handelt, dürfte dieser Trend verstärkt werden und die Gefahr von Konflikten im östlichen Mittelmeer, insbesondere in Zypern und seinen Gewässern, steigen.