Politik

Pentagon weist Putins Aussage über US-Geiseln in Syrien zurück

Das Pentagon hat die Aussage des russischen Präsidenten Putin, wonach der IS in Syrien US-Staatsbürger als Geiseln genommen hat, zurückgewiesen.
19.10.2018 22:40
Lesezeit: 2 min

Die Terror-Miliz IS hält nach Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin fast 700 Geiseln in Syrien gefangen, meldet Reuters. Darunter seien auch mehrere Bürger aus den USA und Europa, sagte Putin am Donnerstag in Sotschi. Der IS habe ein Ultimatum gestellt und angedroht, jeden Tag zehn dieser Menschen zu töten. Details über Forderungen der Extremisten nannte Putin nicht. Die Geiseln befänden sich in den vom US-Militär und seinen Verbündeten kontrollierten Gebiet in Syrien.

Der Pentagon-Sprecher US-Kommandant Sean Robertson sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Während wir bestätigt haben, dass letzte Woche ein IDP-Lager (Lager für Binnenflüchtlinge, Anm. d. Red.) in der Nähe von Deir Ezzor angegriffen wurde, haben wir keine Informationen, die die von Präsident Putin behauptete große Zahl von Geiseln stützen, und wir sind skeptisch bezüglich seiner Genauigkeit. Uns sind auch keine US-Staatsangehörigen bekannt, die sich in diesem Lager befinden. Wir lehnen die russischen Behauptungen ab, dass die USA und die Koalition es versäumt haben, die Bedrohung durch den IS anzugehen. Im Gegenteil, die Koalition hat mehr als 99 Prozent des zuvor vom IS gehaltenen Territoriums befreit. Wir werden weiter daran arbeiten, mit und durch unsere lokalen Partner (SDF, Anm. d. Red.) die Überreste des IS im Mittleren Euphrat-Tal zu verfolgen. Trotz unserer Erfolge gibt es noch viel zu tun mit unseren Partnern, um eine dauerhafte Niederlage des IS zu erreichen. Russland hingegen hat seine Anstrengungen ausschließlich darauf konzentriert, das syrische Regime mit begrenzten Schritten zu unterstützen, um die Bedrohung durch den IS zu bekämpfen, und zwar ohne Rücksicht auf die Gesetze des bewaffneten Konflikts, der zivilen Opfer oder des Regime-Einsatzes von chemischen Waffen.“

Der UN-Hilfskoordinator für Syrien, Jan Egeland, sagte am Donnerstag, dass in Hajin Kämpfe zwischen Kurden-Milizen, dem IS und der syrischen Armee (SAA) stattfinden würden. Zahlreiche Zivilisten, die sich im Kreuzfeuer befinden, würden fliehen.

Eine hochrangige russische militärische Quelle sagte der staatlichen Nachrichtenagentur TASS, dass die Geiseln in der Region Deir Ezzor gefangen genommen worden seien. Die Quelle wörtlich: „Die Milizionäre des Islamischen Staates nutzten ihre Straffreiheit aus und griffen am 13. Oktober das Flüchtlingslager in der Nähe der besiedelten Ortschaft al-Bahra an. Als Ergebnis nahmen sie Geiseln und transportierten etwa 130 arabische Familien in die Stadt Hajin, die unter ihrer Kontrolle ist.“

Der IS würde die Freilassung von mehreren IS-Kämpfern verlangen, die zuvor von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), die von den USA kontrolliert werden, gefangen genommen wurden. Der Quelle zufolge soll die US-Luftwaffe in Hajin fälschlicherweise sechs Kurden-Milizionäre getötet und 15 weitere verletzt haben.

Voice of America (VoA) berichtet, dass die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am 12. Oktober 2018 schwere Vorwürfe gegen die Anti-IS-Koalition erhoben hat. VoA wörtlich: „Auf einer Pressekonferenz in der libanesischen Hauptstadt sagte Amnesty International, dass in der Stadt Rakka 2521 Leichen aus der Schlacht um Rakka geborgen worden seien, wovon die Mehrheit der Zivilisten durch Koalitionsangriffe getötet wurden (...) Es gibt 'mehr Körper unter der Erde als lebende Seelen', sagte Anna Neistat, Senior Director of Global Research bei Amnesty International, die kürzlich aus Syrien zurückgekehrt ist (...) Der Kampf um Rakka, einst eine Stadt mit 200.000 Einwohnern, lief 2017 über vier Monate lang, wobei die Koalition eine Nebenrolle spielte, während die kurdisch geführten syrischen Truppen Straße für Straße kämpften. Die Koalition entfesselte eine Welle von Luftangriffen und Granatenbeschüssen, bis die letzten Militanten Raqqa im Oktober 2017 verließen.Amnesty hat der Koalition vorgeworfen, in der Kampagne zur Befreiung von Rakka Zivilisten getötet zu haben.“

Adrian J.T. Rankine-Galloway, Sprecher des Pentagons, sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Die Koalition wendet strenge Standards für unseren Zielprozess an und unternimmt außerordentliche Anstrengungen, um Nichtkombattanten zu schützen. In Übereinstimmung mit dem Gesetz des bewaffneten Konflikts führt die Koalition Luftangriffe gegen gültige militärische Ziele aus, nachdem sie die Prinzipien der militärischen Notwendigkeit, Menschlichkeit, Verhältnismäßigkeit und Unterscheidung berücksichtigt hat. Die Koalition war transparent in Bezug auf unser Verfahren zur Durchführung von Luftschlägen und zur Bewertung etwaiger ziviler Todesopfer, die aus diesen Luftschlägen entstanden sein könnten. Wir führen unsere Luftschläge weiterhin in einer Weise durch, die ihre Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur minimiert und Transparenz in der Berichterstattung gewährleistet, wenn unbeabsichtigt zivile Opfer als Ergebnis unserer Luftschläge auftreten.”

 

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