Politik

Türkei: Handel kämpft mit Rabatten gegen die Inflation

Im Rahmen des türkischen Regierungsprogramms zur Bekämpfung der Inflation bieten 2.200 Firmen Rabatte zwischen zehn und vierzig Prozent.
25.10.2018 00:02
Lesezeit: 2 min

Das türkische "Regierungsprogramm zur kollektiven Bekämpfung der Inflation" findet in der türkischen Wirtschaft zahlreiche Unterstützer. Sie wird bis zum Ende des Jahres laufen. Aus der Webseite der Kampagne geht hervor, dass nahezu alle türkischen Unternehmerverbände die Aktion unterstützen. Bisher sollen sich 2.200 türkische Unternehmen der Kampagne angeschlossen haben.

Auch die deutsche Elektrofachmarkt-Kette Media Markt unterstützt die Kampagne. Media Markt hat gemeinsam mit den anderen beiden türkischen Elektrofachmarkt-Ketten Teknosa und Vatan Bilgisayar zehnprozentige Rabatte auf zahlreiche elektronische Produkte eingeführt, berichtet Webtekno.

Der Hotel- und Restaurantverband TÜRES hat seine ihre Dienstleistungen Rabatte zwischen zehn und dreißig Prozent angesetzt, berichtet CNN Türk.

Der Vorsitzende der Handelskammer der Metzger in der Stadt Adana, Saruhan Yağmur, sagte dem Blatt Haberler.com: "Der Kilopreis beim knochenlosen Fleisch lag bei 55 Lira und bei Fleisch mit Knochen bei 45 Lira. Nun haben wir den Kilopreis bei der ersten Kategorie auf 45 Lira und bei der zweiten Kategorie auf 35 Lira gesenkt. Wir möchten damit zeigen, dass wir auf Seiten unseres Staates und Volkes stehen. Unsere Menschen sollen auf gutes und gesundes Fleisch nicht verzichten müssen."

Der Vorsitzende der Istanbuler Kammer der Juweliere, Mustafa Atayık, sagte der Zeitung Vatan, dass die Juweliere in Istanbul auf alle Goldprodukte einen Rabatt von zehn Prozent eingeführt hätten. "Wir können diesen Angriff auf unsere nationale Volkswirtschaft nur dann abwehren, wenn wir zusammenhalten. Wir können nur dann ein positives Ergebnis erzielen, wenn alle Wirtschaftsbranchen, NGOs und die Verbraucher sich diesem ,Freiheitskampf' anschließen."

Die restlichen Firmen aus allen Branchen des Landes haben Rabatte für Produkte und Dienstleistungen zwischen zehn und 40 Prozent angesetzt.

Der Vorsitzende des Verbands der türkischen Händler und Handwerker (TESK), Bendevi Palandöken, fordert höhere Rabatte. Das Beamtenportal Memurlar.net zitiert Palandöken: "Wir sind der Ansicht, dass ein Rabatt von zehn Prozent zu gering ist. In zahlreichen Gebiete wurden kurz vor dem Beschluss der Kampagne die Preise vorsätzlich angehoben. Jetzt müssen die Preise auch deutlicher runter. Wir haben zudem eine schriftliche Forderung an das Ministerium gerichtet, wonach wir eine zeitliche Ausweitung der Kampagne fordern."

Die Zeitung Yeni Asya argumentiert, dass die aktuelle Kampagne keine langfristige Lösung herbeiführen könne. Solange die Türkische Lira gegenüber dem Dollar und dem Euro keinen Wert gewinnt, sei die Bändigung der Inflation nicht möglich, so das Blatt.

Das Vorstandsmitglied der Industrie- und Handelskammer der Ägäis-Region, Ender Yorgancılar, sagte der Zeitung Hürriyet: "Die Kosten der Industriellen (Produzentenpreisindex, Anm. d. Red.) werden steigen. Diese Kosten werden sich auf die Inflation auswirken. Das gilt es zu lösen. Denn unsere höchsten Ausgaben stehen im Zusammenhang mit dem Bezug von Energie. Seit Beginn des Jahres sind die Strompreise um 69 und die Erdgaspreise um 92 Prozent gestiegen. Ein Rabatt von zehn Prozent ist nur eine Übergangslösung. Der Kampf gegen die Inflation kann nur durch eine Verringerung der Produktionskosten erzielt werden."

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drohnenhersteller Helsing: Deutschlands wertvollstes Start-up erhält 600 Millionen Euro von Investoren
17.06.2025

Der Drohnenhersteller Helsing sorgt für Schlagzeilen: Mit einer Milliardenbewertung steigt das Rüstungsunternehmen zum wertvollsten...

DWN
Technologie
Technologie Made in Germany: Wie Technik und Tüfteln Hoffnung machen
17.06.2025

Deutschland war einmal stolz auf seinen Erfindergeist – heute dominiert die Krisenrhetorik. Doch während Politik und Großindustrie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi warnt vor Finanzloch: Kommunen brauchen Milliardenausgleich
17.06.2025

Kurz vor dem Spitzentreffen von Bund und Ländern schlägt Verdi‑Vorsitzender Frank Werneke Alarm. Steuerliche Entlastungen für...

DWN
Politik
Politik Russischer Angriff auf Kiew überschattet G7-Gipfel – mindestens 14 Tote
17.06.2025

Russische Raketen treffen Kiew während des G7-Gipfels. Mindestens 14 Menschen sterben – Selenskyj warnt vor Moskaus Strategie, zivile...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Teilzeit boomt: Deutschland zählt zu den EU-Spitzenreitern
17.06.2025

Beschäftigte in Deutschland liegen in Sachen Teilzeit mit an der Spitze in der EU. 2024 arbeiteten hierzulande 29 Prozent der...

DWN
Panorama
Panorama Großes Bangen in Regensburg: CSD unter Bedrohungslage neu geplant
17.06.2025

Die Zahl queerfeindlicher Angriffe in Deutschland steigt. Nun ist auch der Christopher Street Day (CSD) in Regensburg von einer...

DWN
Politik
Politik Trump verlässt G7 vorzeitig: Drohende Nahost-Eskalation im Fokus
17.06.2025

Mit einem überraschenden Abgang beim G7-Gipfel wirbelt Trump das hochrangige Treffen durcheinander. Kurz nach der Abreise hinterlässt er...

DWN
Politik
Politik US-Anspruch auf Grönland: Der stille Bruch im westlichen Bündnis
17.06.2025

Die USA werfen Dänemark vor, ein schlechter Verbündeter zu sein – weil es Grönland nicht energisch genug verteidigt. Doch hinter der...