Noch sind Amerikaner und Chinesen auf dem Feld der Supercomputer führend. Doch Deutschland und die EU holen auf. Kürzlich wurden in München sowie in Jülich zwei neue extrem schnelle Rechner in Dienst gestellt. Und die EU hat angekündigt, eine Milliarde Euro in den Bau von neuen Hochleistungsrechnern zu investieren. Damit sollen unter anderem zwei Superrechner entwickelt werden, die zu den fünf schnellsten der Welt zählen. Der EU-Kommissar für den digitalen Binnenmarkt, Andrus Ansip, sagte: „Wir brauchen Supercomputer, um künstliche Intelligenz zu entwickeln und um Lösungen für komplexe Fragen in Bereichen wie Gesundheit und Sicherheit zu finden. Die meisten Forscher und Unternehmen müssen sich heute die erstklassigen Computer, die sie brauchen, außerhalb Europas beschaffen. Die EU kann sich nicht leisten, hier zurückzufallen.”
Supercomputer würden sowohl für die wissenschaftliche Grundlagenforschung als auch für die Anwendungsforschung in der Industrie benötigt, sagte der Direktor des Hochleistungsrechenzentrums der Universität Stuttgart, Michael Resch, im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Unter anderem würden sie bei der Nanoforschung in der Medizin (bei der im Größenbereich von einem Milliardstel Millimeter geforscht wird), bei der Klimasimulation, in der Astrophysik (wie verhalten sich Schwarze Löcher?), in der Materialentwicklung und im Flugzeugbau eingesetzt. Dabei gehe es darum, mittels einer riesigen, dem Menschen schier unendlich anmutenden Zahl von Rechenoperationen Phänomene zu enträtseln, die ohne den Einsatz von Computern für immer ein Geheimnis blieben. Ein Beispiel: Man weiß sehr genau, unter welchen Bedingungen Materialien brechen. Die exakte Belastungsgrenze kennt man jedoch nicht. Um sie zu ermitteln, müsste man das Verhalten einer riesigen Menge von Atomen berechnen. Die dafür notwendigen Rechenoperationen belaufen sich jedoch auf eine solch gewaltige Anzahl, dass sie die menschlichen Fähigkeiten – und die Fähigkeiten normaler Computer – um ein Vielfaches übersteigen. Supercomputer können diese Berechnungen jedoch problemlos durchführen – und so entscheidend zur Klärung der Frage beitragen.
Wollen Unternehmen einen Supercomputer nutzen, müssen sie ihn mieten. Eine Stunde Laufzeit kostet rund 5.000 Euro, wobei die meisten Projekte mit 500.000 bis eine Million Euro zu Buche schlagen. Die meiste dieser Projekte sind Simulationen. „Beispielsweise können Automobilfirmen durch die Einbeziehung des Rechners die Zahl von notwendigen Crashtests häufig um zwei Drittel reduzieren“, so Resch. Die Zahl der Berechnungen, die der Computer durchführt, beläuft sich pro Projekt im Durchschnitt auf eine Trillion (10 hoch 18).
Supercomputer können nicht nur gewaltige Mengen an Rechenoperationen durchführen – sie sind auch gewaltige Objekte. Die größten nehmen bei einer Höhe von circa zwei Metern einen Raum von rund 1.000 Quadratmetern ein und wiegen etwa 1.500 Tonnen.
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