Angesichts des digitalen Wandels und wachsender Vorbehalte der Unternehmen gegen die klassische Tarifbindung stehe die Sozialpartnerschaft "in einer Phase des Umbruchs", sagte Dulger in einem Interview der FAZ. "Ich biete der IG Metall an: Lasst uns deshalb gemeinsam darüber sprechen, wie wir den Tarifvertrag der Zukunft gestalten", sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. "Noch können wir den Wandel selbst gestalten."
Kritisch äußerte sich Dulger zur Entwicklung des Metall-Flächentarifs. "Ursprünglich hatten Tarifverträge die Funktion, Mindestbedingungen zu definieren", betonte er. "Heute ist zumindest der Metall-Tarif eine Zementierung von Maximalbedingungen." Der Durchschnittslohn der Metaller in Baden-Württemberg betrage mittlerweile 63.000 Euro im Jahr, zudem gebe es "vielfältige tarifliche Sonderleistungen und äußerst anspruchsvolle Regelungen zur Arbeitszeit". In solchen Regelwerken fänden sich kleinere Unternehmen häufig nicht mehr wieder.
Derzeit gilt nach Dulgers Worten noch für etwa die Hälfte der vier Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie der Metall-Flächentarif. Zugleich seien etwa 3700 Unternehmen in sogenannten OT-Verbänden ("ohne Tarifbindung"). Allerdings wehrte sich der Gesamtmetall-Präsident gegen die Deutung, dass diese Unternehmen keine Sozialpartnerschaft pflegten. In den OT-Verbänden seien vielmehr "alle denkbaren Formen geregelter Arbeitsbeziehungen vertreten", etwa Haustarifverträge oder Absprachen zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat.