Gemischtes

Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn in Japan verhaftet

Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn ist am Montag in Japan festgenommen worden. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Veruntreuung von Firmengeldern.
19.11.2018 16:15
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Daniel Aronssohn von der AFP berichtet:

Ein lange gefeierter Automanager ist vom Sockel gestürzt: Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn ist am Montag in Japan festgenommen worden. Der Vorwurf lautet unter anderem auf Veruntreuung von Firmengeldern. Bei Nissan droht dem Franzosen bei der nächsten Verwaltungsratssitzung am Donnerstag der Rauswurf. Bei Renault hatte der französische Staat im Streit um seine hohen Bezüge bereits im Frühjahr seine Ablösung in die Wege geleitet. Sie könnte nun schneller kommen als gedacht.

In Japan galt Ghosn (sprich: "Gohn") bisher als Held. Nach dem Einstieg von Renault bei Nissan 1999 machte er den vor der Pleite stehenden japanischen Hersteller wieder fahrtüchtig. Sogar ein Manga-Comic ist dem Verwaltungsratschef gewidmet.

Nun wirft ihm Nissan vor, seine Einkünfte in Wertpapierberichten an die Börse in Tokio falsch angegeben und Firmenkapital zweckentfremdet zu haben. In Paris stürzte die Renault-Aktie deshalb um rund elf Prozent ab.

Dies rief Präsident Emmanuel Macron auf den Plan. "Der Staat wird als Aktionär über die Stabilität der Allianz und der Gruppe wachen", betonte er mit Blick auf den größten französischen Autobauer Renault und sein Bündnis mit Nissan. Der französische Staat hält rund 15 Prozent an Renault.

Erst im Frühjahr hatte die französische Regierung Ghosn Zugeständnisse abgerungen: Er blieb am Steuer von Renault-Nissan-Mitsubishi, musste beim Gehalt aber um 30 Prozent abspecken, um ein Zeichen gegen überhöhte Managervergütungen zu setzen. Zudem wurde mit dem für Wettbewerb zuständigen Renault-Vorstand Thierry Bolloré ein Kronprinz ernannt, der Ghosn nachfolgen soll - ein Termin stand bisher nicht fest.

"Ein Spitzenmanager ist zuallererst jemand, der etwas leistet", lautet einer der Wahlsprüche Ghosns. Im vergangenen Jahr dürfte er an der Spitze von Renault-Nissan-Mitsubishi nach Schätzungen rund 13 Millionen Euro verdient haben.

Ghosn ist seit 2005 Vorstandschef von Renault und gilt in Frankreich als einer der erfolgreichsten Manager. Er hat die Renault-Nissan-Allianz mit zuletzt fast elf Millionen verkauften Fahrzeugen zu einem der weltgrößten Autohersteller neben Volkswagen und Toyota gemacht.

Ghosn gilt als echter Weltbürger: Der gebürtige Brasilianer mit libanesischen Wurzeln ist Absolvent der französischen Elite-Ingenieurschule École Polytechnique. Er spricht neben Französisch fließend Portugiesisch, Italienisch, Spanisch und Englisch. Zudem hat er Japanisch gelernt, obwohl in den Führungsetagen bei Nissan Englisch geläufig ist.

Seine Karriere begann Ghosn mit 24 Jahren beim französischen Reifenkonzern Michelin, wo er es bis zur Nummer zwei im Konzern schaffte. Im Jahr 1996 heuerte ihn Renault-Boss Louis Schweitzer an und baute ihn schrittweise zum Nachfolger auf. Bei dem französischen Autobauer machte sich Ghosn als "Kostenkiller" einen Namen. Zugleich wurde er immer mehr zum Patriarchen.

Wenn die Renault-Gruppe im Dezember den 120. Jahrestag ihrer Gründung feiert, kann sie auf eine fast 20-jährige Allianz mit Nissan zurückblicken, die heute auch Marken wie Dacia, Lada und Mitsubishi umfasst. Von der Affäre um Ghosn werde diese Allianz "nicht betroffen sein", hieß es an der Nissan-Spitze.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland unter Druck: EU verschärft Sanktionen gegen Kreml
20.05.2025

Trotz der Bemühungen von US-Präsident Donald Trump ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht in Sicht....